Was ist eigentlich das Faszinierende an dieser "Nacht der spirituellen Lieder", die Jahr für Jahr - heuer bereits zum neuen Mal in Folge - zahlreiche Besucher -jung wie alt- im "Kloster Wechterswinkel" zusammenkommen lässt ? Sind es diese harmonischen Melodien mit den einfachen, eingängigen Texten ? Sind es die Inhalte, die Botschaften, die Hilfestellungen und Tipps, wie man sein Leben, das Miteinander besser gestalten kann ? Ist es Dagmar Richter mit ihrem Team, die mit ihrer positiven Lebenseinstellung und mit ihrer Lebensfreude so sehr beeindruckt ? Oder ist es diese sympathische, friedliche Atmosphäre, die an jenen Abenden im Konzertsaal herrscht ? Wahrscheinlich tragen all diese Faktoren dazu bei, dass man sich einfach geborgen und wohl fühlt in diesem Kreis Gleichgesinnter, die einmal mehr einige wunderbare Stunden genießen. Trotz oder gerade wegen der vielen aktuellen Faschingsevents waren alle Plätze im Kreiskulturzentrum an diesem Abend besetzt.
Dagmar Richter gelang es auch die "9. Rhöner Nacht der spirituellen Lieder" wieder zu einem tollen Erlebnis werden zu lassen. Und das, obwohl sie selbst erkältet und stimmlich angeschlagen war und einige Mitstreiter kurzfristig absagen mussten. Stattdessen zauberte sie mit dem jungen Paar Stefan und Lisa Wacker aus Schwäbisch Hall- Tochter von Bärbel Fauser - zwei Musiker aus dem "Hut gezaubert", die prächtig mit ihr harmoniert haben. Auch die "Chant-Gruppe" unterstützte prachtvoll mit ihrem Gesang.
Das Publikum zog bei der Veranstaltung von Anfang an mit
Während gerade jetzt in der Faschingszeit die Menschen ihr wahres Gesicht zeigen, wenn sie sich durch ihre Verkleidung geschützt fühlen, ist es für Dagmar Richter klar, dass wir "Gefühle zeigen - auch ohne Maske", daher auch das Motto dieses Abends. Und da die Spiritualität nach ihren Worten "beim Lachen anfängt", wählte sie als passenden Einstieg ein Lied mit der Frage "Hast du heute schon gelacht - so von innen raus, weil es Freude macht ?" Richter brauchte dabei die Besucher nicht groß aufzufordern, beim Refrain mitzusingen. Das Publikum zog von Anfang an mit. Alle Generationen waren vertreten. Die Menschen, die aus der gesamten Umgebung, ja sogar aus Fulda und Schweinfurt nach Wechterswinkel gekommen sind, sangen, tanzten und sparten nicht mit ihrem "spirituellen Klatschen".
Die Lieder, die das Trio und später Dagmar Richter solo präsentieren, kommen aus der ganzen Welt. Es sind Songs, die aus dem Herzen kommen und zu Herzen gehen, die Fragen nach dem Sinn des Lebens stellen und gleich beantworten, die gerade durch ihre prägnanten Refrains beeindrucken, die Mut machen, das Selbstbewusstsein stärken, die Hilfestellung geben und die v.a. auch aufzeigen, wie schön doch das Leben ist. Die Spirituals und Mantras stammen aus verschiedenen Kulturkreisen, sind mal in aramäisch, in englisch, oder auch in hawaiianisch verfasst, kommen aus der Tiefe der Seele und sprechen alle an.
Musik und Gesang wirken wie Medizin, sie wirken befreiend und entschleunigend, wie, "Ich sage ja - endlich ja zu mir", "Der Körper ist der Tempel meiner Seele" oder auch Rolf Zuckowskis "Leben ist mehr als Rackern und Schuften". Wie beglückend und befreiend man sich fühlt, wenn man nicht nur singt, sondern sich dazu auch noch tänzerisch bewegt, stellten die Besucher fest, als Cornelia Müller sie zum Tanzen einlud. Rasch waren Scheu und Zurückhaltung abgelegt und fast alle Besucher auf den Beinen. Mal in verschiedenen Kreisen, mal zur höfisch mit Knicks begleiteten "Annen Polka" von Johann Strauß - den Besuchern machte es jedenfalls riesigen Spaß.
Ganz still wurde es nach der Pause, als Heiko Herbert aus Fahr, der Ivan Rebroff aus Franken", seinen "Part des Lauschens" übernahm und mit seiner weichen, warmen Stimme zum Augenschließen, tiefen Durchatmen und völligen Entspannen animierte. Er lud dabei ein, "fein zu lauschen und zu untersuchen, welche Gefühle sind in mir ?" Nach dieser Tiefenentspannung war es wieder an Dagmar Richter, mit einigen Mantras "gute Einkehr für uns alle" zu wünschen und den Abend bei Kerzenschein und mutmachenden Liedern ausklingen zu lassen.