
Aufregung am Montagmorgen in Eyershausen: Eine Firma für Baumpflege und -fällungen baute ihre Fahrzeuge auf und machte sich bereit, eine Linde am Ortseingang zu bearbeiten. Stadträtin Maria-Theresia Geller hatte von den anstehenden Arbeiten schon im Stadtrat gehört und wurde jetzt von der Schmid-Familie, die schräg gegenüber ihre Werkstatt betreibt, alarmiert. Das Gerücht ging um, dass der Baum gefällt werden sollte.
Die Anwohner wollten nicht vor vollendeten Tatsachen stehen, denn ein Baum ist schnell gefällt und der Vorgang lässt sich nicht mehr rückgängig machen. "Die Linde ist Ortsbildprägend und steht unter Naturschutz, deshalb habe ich den Bürgermeister und die Untere Naturschutzbehörde informiert", berichtet Geller. Die Firma musste ihre Tätigkeit einstellen. "Notfalls hätten wir uns vor den Baum gestellt", sagte die Stadträtin. Georg Hansul, Fachberater des Landratsamtes, versuchte, die Wogen zu glätten und Klarheit in den Vorgang zu bringen.

Eine letzte Chance
Im November 2019 hat die Baumfirma ein Gutachten erstellt und kam zu dem Schluss, dass eine Baumfällung die beste Lösung sei, da der Baum keine Zukunft habe. Ein Faulherd hat ihm zugesetzt und die Vitalität ist gering. Wenn Äste herabfallen, könnten sie auf die Straße fallen, dann gibt es ein Haftungsproblem.
Die Kollegin vom Naturschutzrecht, Bettina Albert, stimmte dem zu, aber Georg Hansul wollte dem Baum noch eine Chance geben und hat ihn 2020 noch einmal kontrolliert. Ein Kronensicherungsschnitt soll zeigen, ob der Baum noch einmal ausschlägt oder abstirbt. "Es gibt positive Beispiele, wo sich Linden wieder aufgebaut haben. Das ist die letzte Maßnahme vor einer Fällung", war von Hansul zu erfahren. Ursprünglich sei die Winterlinde durch einen Kanalbau geschädigt worden und habe einen extrem trockenen Standort. Einige Äste wurden bereits mit Seilen gesichert.
Die Baumfirma hält der Fachberater für die kompetenteste in der Region, sie würde kein fragwürdiges Gutachten erstellen, um einen Baum zu fällen. Damit widersprach er den Bedenken Gellers, dass die gleiche Firma den Baum begutachtet hat, die mit den Arbeiten beauftragt wird. Albrecht Schüller ist davon überzeugt, dass der Baum noch zu retten ist. Er habe nach den bisherigen Rückschnitten immer gut ausgeschlagen.
Vor 25 Jahren gab's das Problem schon einmal
Wie alt ist die Linde? Das kann niemand genau sagen. "Die Legende besagt, dass die Schweden auf ihrem Kriegszug schon ihre Gäule dort angebunden haben", weiß Schüller, der mit Sohn und Schwiegertochter den Baum verteidigte. "Vor 25 Jahren standen wir schon einmal hier und hatten das gleiche Problem, damals konnten die Fällarbeiten auch verhindert werden", berichtet Geller.
Das Haftungsproblem war schließlich das ausschlaggebende Argument, die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein. Der Baum untersteht als Naturdenkmal dem Landkreis und der hat sich für den Kronensicherungsschnitt entschieden, der auch so durchgeführt wurde, nachdem Hansul mit Hilfe des Spezialkrans die ganze Geschichte von oben betrachtet hatte und einen Probeschnitt von einem der Äste machen ließ. Eine Ankündigung löste Erstaunen aus: Wer kommt für die Verzögerung auf, die der Firma entstanden ist? Mehrere Stunden war sie untätig vor Ort. Ob eine Rechnung an die Baumschützer geschickt wird, wird sich zeigen.

Welch ein Irrtum, dass sich so alte Bäume wie die Linde in Eyershausen einfach mal so ersetzen lassen.
Natürlich wäre es Schade um den Baum, aber die Sicherheit spielt auch eine Rolle.
Es Hat alles zwei Seiten, wenn man den Baum vor 25 Jahren Gefällt und ersetzt hätte, würde jetzt schon ein neuer Baum die Straße zieren.
Wer für die Verzögerung verantwortlich ist muß zahlen.
Sonst ist wieder die Algemeinheit dran.