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SAAL
Dicke Pinsel und schöne Farben
Kreativ werden: Alle Eltern, die an der Eröffnung des Malorts der Saaletalschule teilnahmen, durften ihre Ideen auf das Papier bringen.FOTO: Regina Vossenkaul
| Kreativ werden: Alle Eltern, die an der Eröffnung des Malorts der Saaletalschule teilnahmen, durften ihre Ideen auf das Papier bringen.FOTO: Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 08.10.2015 15:21 Uhr

Die Kreativität der Kinder erhalten und fördern, das ist eine der vielen Aufgaben der Grundschulen. Ein kreativer Malort nach dem Konzept des Pädagogen Arno Stern ist ein besonderer Raum, in dem sich Kinder ausdrücken können, ohne bewertet zu werden. Am Mittwochabend wurde der neue Malraum in der Grundschule Saaletal der Öffentlichkeit präsentiert.

Lehrerin Heike Hey hat an einem Ausbildungskurs in Paris teilgenommen und war von dem Konzept von Arno Stern begeistert. Der jetzt 90-jährige Pädagoge und Forscher stammt aus Kassel, flüchtete im Zweiten Weltkrieg mit seinen Eltern nach Frankreich und in die Schweiz.

Geschützte Bedingungen

Als 22-Jähriger nahm er 1946 eine Stelle in einem Heim für Kriegswaisen in einem Pariser Vorort an. Dort dachte er sich eine Beschäftigungsmöglichkeit aus, die den teilweise traumatisierten Kindern half, sich ohne Worte auszudrücken.

Unter geschützten Bedingungen, an einem Malort mit seiner besonderen Atmosphäre, konnten sie ihre Gefühle, Ängste, Hoffnungen und Zukunftsfantasien ausdrücken. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrungen in sozialen Brennpunkten in Paris entwickelte er später ein Konzept, zu dem einige einfache Regeln gehören. Heike Hey stellte sie vor.

Gemalt wird in einer kleinen Gruppe in einem Raum, in dem große Papierformate auf Augenhöhe an die Wand geheftet werden können. Dabei, und wenn die Farbe verläuft oder etwas Ungewolltes passiert, ist die Lehrerin behilflich, ansonsten bleibt sie „dienend“, wie es Stern fordert, im Hintergrund.

Ein Farbspektrum mit 18 Tönen steht auf dem Palettentisch, jeder nimmt einen Pinsel mit der Farbe seiner Wahl und legt ihn nach Gebrauch gleich wieder zurück. Stillsitzen ist also unmöglich, wie die Eltern in Saal beim Ausprobieren auch gleich feststellten. Es gibt kein vorgegebenes Thema und keine Beurteilung. Die Regeln geben dem Malenden die Sicherheit, die er braucht, um Inneres nach außen dringen zu lassen, in Fantasiewelten abzutauchen und zu gestalten.

Das kreative Malen diene der Stärkung des Selbstbewusstseins und der Persönlichkeit des Kindes, berichtete Hey in ihrem Vortrag. Sie dankte den Helfern und Sponsoren, die bei der Umsetzung der Idee geholfen haben, allen voran Markus Sauter für die Planung, ihrem Vater Ernst Hey, der den Palettentisch passgenau hergestellt hat, sowie den handwerklich begabten Vätern, die die Wände und den Fußboden gestaltet haben. Die Kosten wurden von Sponsoren getragen, darunter der Schulverband.

„Kompetenzerweiterung“

Schulleiterin Regina Ullmann bedankte sich mit Blumen bei der Initiatorin und erwähnte den „Lehrplan Plus“, nach dem die „Kompetenzerweiterung durch schöpferisches, selbstverantwortliches Handeln“ erwünscht ist. Inzwischen haben die ersten Kinder jeweils am Donnerstagnachmittag für je eineinhalb Stunden den Malraum ausprobiert. Sie sind begeistert, wie zwei der anwesenden Mütter bestätigten. „Es gibt keine Noten“, „ich kann malen was ich will“ und „die Zeit ist zu kurz“ kommentierten die Kinder, die auch die „schönen Farben“ und die „dicken Pinsel“ lobten. „Donnerstag ist der schönste Tag in der Woche“, schrieb eines der Kinder als Feedback.

 
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