
Hier ein Paket mit einem lächelnden Smiley eines bekannten Versandunternehmens, da eines mit einem Parfüm-Symbol oder gar der ganz schwere Karton mit einem neuen Fernseher. All das wird auch 2019 wieder unter den Weihnachtsbäumen liegen, unter anderem im Landkreis Rhön-Grabfeld. Aber auch nur, weil die „Weihnachtsmänner“ der Deutschen Post und ihre Kollegen der anderen Zustellunternehmen derzeit alle Hände voll zu tun haben, der Paketflut der Deutschen und auch der Rhöner Herr zu werden.
Bad Neustadt, „Am Altenberg“. Nach dem Umzug aus der Meininger Straße/Ecke Franz-Marschall-Straße hat im dortigen Industriegebiet in der Theodor-Jopp-Straße mit dem Zustellstützpunkt der Deutschen Post die Farbe Gelb Einzug gehalten. Es ist kurz vor 9 Uhr an einem in diesen Tagen nicht normalen Dezember-Werktag für die Mitarbeiter. "Ich schaue mal kurz nach, ob für mich noch etwas gekommen ist. Aber ich bekomme in mein Auto sowieso nicht mal mehr eine Hand hinein, so voll ist das", beschreibt es eine Mitarbeiterin mit einer gewissen Portion Galgenhumor.
Mitarbeiter sind im roten Bereich
Diese Portion Galgenhumor haben momentan alle der rund 35 Beschäftigten mit an Bord ob der schier unendlichen Menge an Briefen und vor allem "Paketen, Paketen, Paketen". Die Mitarbeiter sind am Anschlag, im roten Bereich. Und doch wird diese Flut jeden Tag bewältigt. „Manchmal habe ich mich selbst schon gewundert, wie wir das immer wieder hinbekommen", erzählt Ewald Johannes, einer der beiden Teamleiter des Stützpunktes. Er kümmert sich gemeinsam mit Stefan Wehner in der Koordination darum, dass Briefe, Zeitungen und Pakete in die einzelnen Haushalte des Landkreises flattern - Tag für Tag.
Johannes ist auch mit verantwortlich dafür, dass der Landkreis Vorreiter in Sachen Nachhaltigkeit ist. Nach Bonn war Bad Neustadt der zweite Standort Deutschlands, an dem die elektrisch angetriebenen StreetScooter der Post auf die Straßen gingen. „Wir sind ja schließlich auch eine Elektromobilitätstadt“, erzählt er lächelnd.
Jeder besitzt ein eigenes Reich
Damit mit diesen aber auch die vielen Sendungen verteilt werden können, wird ab 6.30 Uhr am Morgen in den großen Hallen des Post-Stützpunktes ohne Ende gewuselt. Darunter ist seit 18 Jahren auch Claudia Hawer, die wie jeder Mitarbeiter in der Halle ein eigenes Reich besitzt. Sie ist für den Zustellbereich "97618-20", also Unsleben zuständig.

Bis sie sich täglich um 9 Uhr auf den Weg nach Unsleben macht, ist jede Menge Vorarbeit nötig. Während kleinere Kurzbriefe von einer Maschine vorher sortiert werden, muss sie das "Langholz", also zum Beispiel Zeitungen, Kataloge oder größere Briefe vorher aus dem Fach ihres Bezirkes in der Mitte der Halle holen. Danach sortiert Hawer die Sendungen an ihrem Arbeitsplatz nach den jeweiligen Straßennamen und Hausnummern für die vorgegebene Tour. Gerichtspost oder Einschreiben benötigen eine besondere Behandlung und müssen vorher eingescannt werden.
Ein Paket wird mehrfach angepackt
Und dann sind da ja noch die Pakete in der großen, angrenzenden Halle, die schließlich im Falle von Hawes zu den mehr als 600 Haushalten nach Unsleben sollen. "So ein Paket habe ich dann mehrfach pro Tag in der Hand", sagt sie, in der Hoffnung, dass der Kunde später auch zuhause ist und es persönlich entgegennehmen kann. "Da wäre uns manchmal wirklich geholfen, wenn die Leute Ablageverträge beispielsweise für die Garage abschließen würden", erzählt die Zustellerin.
Auch Hawers vollgeladener und bereits vorgewärmter und enteister Streetscooter ("Ich liebe das Ding") ist an diesem Tag voll bis unter das Dach. Alleine 131 Pakete liefert sie selbst an diesem Tag bis zum offiziellen Dienstende um kurz vor 16 Uhr aus, elf Millionen sind es derzeit täglich deutschlandweit. Organisation ist alles, um nicht wild in ihrem Auto nach einem Paket oder Brief suchen zu müssen. Ein über 20 Kilogramm schweres hievt sie dann in den ersten Stock in eine Zahnarztpraxis. "Ein echter Knochenjob", sagt nicht nur sie. Rekord an diesem Tag für sie ist eines mit 31 Kilo, mit dem schon ein Mann zu kämpfen hätte.
Trotz des Stresses ist die Zustellerin, die in Unsleben an jeder Ecke gegrüßt wird, immer gut gelaunt. "Man ist sein eigener Herr und hat immer Kontakt mit Menschen", antwortet sie auf die Frage, warum ihr der Job seit dem ersten Tag, ob bei Hitze, Regen oder Kälte so viel Spaß macht.
Bei einer kleinen Aufmerksamkeit geht einem das Herz auf
Das kann auch eine Tierärztin bestätigen, quasi eine "Stammkundin" von Hawer aufgrund der täglichen Medikamentenlieferungen. Sie kann sich auch an diesem Tag auf das kontinuierliche Erscheinen der "Frau in Gelb" verlassen, was sie sehr schätzt. "Und wenn man dann jetzt vor Weihnachten noch eine kleine Aufmerksamkeit der Menschen bekommt, geht einem das Herz auf", spricht Hawer weiter.

Aber auch sie kann sich wie ihre Kollegen ob der Paketflut in der Vorweihnachtszeit "nicht zerteilen". Deswegen schickt die Post jetzt "Weihnachtsmänner", wie sie sich wörtlich nennt, mit auf die Routen. Diese übernehmen die Paketauslieferung von einzelnen Straßen. Das Pensum wäre sonst nicht zu schaffen.
Noch mehr Pakete in Zukunft?
Und dieses wird in den kommenden Jahren laut der Schätzung von Teamleiter Ewald Johannes noch zunehmen. "Denn die Jüngeren wachsen ja auch in das Internet hinein und bestellen dann online". Und dann wird es für Johannes und Co. an ihrem eigentlich ja noch recht neuen Zustellstützpunkt noch enger werden.
Zeit, etwas durch zu schnaufen haben die "gelben Weihnachtsmänner" auch nach dem Fest nicht wirklich. Dann kommen Rückläufer von Weihnachtsgeschenken, Jahresrechnungen von Unternehmen oder neue Versandkataloge. Und irgendwie wird dann diese Flut auch wieder bewältigt werden.