Gleich mal um rund 300 Jahre wurde das Rad der Zeit im Kloster Wechterswinkel zurück gedreht. Dort gastierte das Quartett "La Speranza" und entführte das Publikum mit seiner Musik an den Hof August des Starken, dem Kurfürsten und Herzog von Sachsen sowie späteren Königs von Polen-Litauen. Anlässlich dessen 350. Geburtstags präsentierte das Ensemble "Des Königs starke Hofmusik", so der Titel ihre Programms.
Dazu hatten die vier Künstler auch gleich das passende Instrumentarium mitgebracht: Barockoboen, eine ganze Reihe von Flöten, Barockfagott und Cembalo. Wenn die Besucher die Augen schlossen und der wunderschönen Musik lauschten, konnten sie sich zurückversetzt fühlen in die Zeit des höfischen Zeremoniells und der für heutige Verhältnisse so ungewöhnlichen Mode und Haartracht. Entspannt konnten sie die zauberhaften Klänge genießen, eine Musik, die nicht laut, schrill und einpeitschend, sondern harmonisch, auf wundersame Art beruhigend, aber doch nicht einschläfernd war.
Prunkvolle europäische Kulturmetropole
August der Starke hat dank seiner Vorliebe für die schönen Künste Dresden zu einer prunkvollen europäischen Kulturmetropole gemacht, zum "Elbflorenz", wie es heute gerne auch genannt wird. Er hat bedeutende Künstler und Komponisten aus ganz Europa an seinen Hof geholt. Ganz im Sinne dieser europäischen Zusammenarbeit haben sich Birgit Bahr (Barockoboe, Blockflöte), Annette von Brenndorff (Barockoboe und Blockflöte), Jochen Schneider (Barockfagott) und Martin Knizia (Cembalo) den Namen "La Speranza" ("die Hoffnung") gegeben. Denn mit ihrer Musik wollen sie den europäischen Geist und Gedanken weitertragen, gemäß dem Bestreben August des Starken, Künstler aus weiten Teilen Europas an seinen Hof zu rufen.
Dementsprechend ließen sie kammermusikalische Werke erklingen, die am Hof des sächsischen Kurfürsten und polnischen Königs gespielt wurden. Zu hören waren dabei Sonaten von Arcangelo Califano (um 1756) und vom bekannten Georg Philipp Telemann (1681-1767), aber auch Werke von Christoph Schaffrath (1709-1763), des sehr charismatischen Antonio Lotti (1667-1740), von Johann David Heinichen (1683-1729) und von Johann Friedrich Fasch (1688-1758), der das Glück hatte, auf eine sechsmonatige Dienstreise nach Dresden geschickt zu werden, wo er mit bedeutenden Musikern zusammentreffen konnte.
Virtuosität eindrucksvoll unter Beweis gestellt
Bei Johann Joachim Quantz (1697-1773) "Trio" waren deutlich die Einflüsse der italienischen und französischen Musik, besonders die von Antonio Vivaldi, herauszuhören. Herausragend die Virtuosität und die exzellente Beherrschung ihrer Instrumente, die die vier Künstler eindrucksvoll unter Beweis stellten. Beim "Quadro in F" von Antonio Lotti sorgte das Quartett für eine besondere Überraschung, als Birgit Bahr den Konzertsaal ihren drei Ensemblekollegen überließ und im Vorraum mit ihrer Sopran-Blockflöte das muntere Flötenspiel von Annette von Brenndorff als Echo so toll wiederholte, dass sich die Besucher verwundert umdrehten und nach der zweiten Flötenspielerin Ausschau hielten. Ein witziger Einfall, der mit besonders begeistertem Applaus bedacht wurde.
Gerne vernahm das Publikum auch die vielen interessanten Erläuterungen und Hintergrundinformationen zum Leben von August dem Starken, die die Künstler immer wieder zwischen den einzelnen Stücken einzustreuen wussten.