Das Naturschutzgebiet Lange Rhön ist die Heimat zahlreicher seltener Vogelarten, darunter befinden sich auch etwa sieben bis acht Raubwürger-Brutpaare. Die kühle, höher gelegene und offene Landschaft bietet den Vögeln noch ideale Bedingungen.
„Hier ist die letzte gesicherte Brutregion der Vögel in Bayern“, sagt Schutzgebietsbetreuer und Biologe Torsten Kirchner über die stark bedrohte Vogelart. Im Rahmen seiner Arbeit dokumentiert er jedes Jahr die seltenen Brutpaare.
„Sturmereignisse und Kahlschlag nutzt der Vogel gerne, nutzt der Vogel gerne, denn er sitzt bei der Jagd auf einzelnen Bäumen und sucht die Umgebung nach Mäusen, Eidechsen und Insekten ab“, sagt Kirchner von der Wildland-Stiftung Bayern über dessen Jagdverhalten. Die abwechslungsreiche landwirtschaftlich genutzte Hochrhönlandschaft bietet dem Raubwürger stabile attraktive Lebensräume auf großer Fläche. Daran mangelt es offensichtlich im übrigen Land erheblich.
Er könne auch Vogelrufe imitieren, um andere Vögel anzulocken und zu töten, weiß Kircher. Seine Beute spießt der Raubwürger anschließend in Hecken und Büschen auf spitze Äste, um sie bei passender Gelegenheit zu verspeisen. Er besitzt große Reviere und hat gerne Nachbarn. „Wenn eine Population ausgestorben ist, ist es eher schwierig, dass wieder eine entsteht“, meint der Biologe. Deshalb sei es wichtig, den Lebensraum zu erhalten und zu erweitern. Die intensive Landwirtschaft und Verbuschung widerspreche dem Lebensraum des Vogels.
Wie in der Langen Rhön haben zum Beispiel auch im Altlandkreis Bad Brückenau Vogelbeobachter und Förster mehrfach Raubwürger beobachtet. Es sind so genannte Überwinterer – also Vögel, die sich die Rhön als Winterquartier aussuchen, nicht aber hier brüten – oder besonders auch durchziehende Vögel, die auf ihrem Weg vom Norden in den Süden hier Rast machen.
Die Raubwürger hingegen, die in der Langen Rhön zuhause sind, überwintern dagegen vorzugsweise in Südeuropa, manchmal ziehen sie auch bis Nordafrika. „Wahrscheinlich ist, dass die aktuell beobachteten Vögel Nördliche Raubwürger sind“, sagt Roland Lehnhard von der Unteren Naturschutzbehörde in Bad Kissingen. Er ist sich sicher, dass die wenigen heimischen Raubwürger „die Verlierer des Klimawandels sind“. Denn warme Gebiete mögen sie nicht. Davon merkt Kirchner in der Langen Rhön noch nichts.
Er sieht die Population hier als relativ stabil an. Auch in der Münchau bei Unterleichtersbach wurden schon Überwinterer gesichtet. Rainer Betz, ehemaliger Förster hat vor wenigen Jahren solche beobachten können. „Doch die brüten hier nicht, sondern fliegen im Frühjahr wieder zu ihren Brutrevieren nach Skandinavien zurück“, sagt Betz. Vogelbeobachter können sich also auf einen spannenden Winter freuen.