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Der viel geliebte Schulmeister
Mellrichstadt Die Ferientage im September hat Rudolf Mauder im heimischen Garten genossen. Es waren die letzten Sommerferien des beliebten Grundschullehrers - und damit auch die letzten Tage vor seinen ganz großen Ferien.
Der Dorfschulmeister in Aktion: Rudolf       -  Der Dorfschulmeister in Aktion: Rudolf Mauder, 31 Jahre lang Lehrer an der Grundschule Mellrichstadt und seit diesem Mittwoch Jung-Rentner, wird im
Heimatmuseum Salzhaus weiterhin die Besucher als gestrenger 'Herr Lehrer' erfreuen.
Foto: FOTO MP-ARCHIV | Der Dorfschulmeister in Aktion: Rudolf Mauder, 31 Jahre lang Lehrer an der Grundschule Mellrichstadt und seit diesem Mittwoch Jung-Rentner, wird im Heimatmuseum Salzhaus weiterhin die Besucher als gestrenger "Herr ...
Von unserem Redaktionsmitglied Simone Stock
 |  aktualisiert: 03.12.2006 22:29 Uhr
Zahllose junge Leute werden, wenn sie auf ihre Grundschuljahre zurückblicken, die Erinnerung auch mit dem Namen Rudolf Mauder verbinden. Der "Mellrichstädter mit Leib und Seele", wie er sich selbst bezeichnet, hat seit 1975 vorwiegend Dritt- und Viertklässler an der örtlichen Grundschule unterrichtet und sich stets um das Wohl seiner Schützlinge bemüht - im schulischen wie auch im menschlichen Sinn.

"Die Kinder haben mir am Herzen gelegen, und das haben sie auch sehr wohl gemerkt", sagt Mauder schlicht. Dementsprechend selten haben sich die Kinder einen Streich mit ihrem Klassleiter erlaubt. "Ich hatte wirklich all die Jahre eine sehr angenehme Zeit mit den Mädchen und Buben", blickt der 64-Jährige zurück.

Abschied mit Wehmut

Dabei schleicht sich durchaus ein Hauch von Wehmut ein. Wer sein Leben dem Nachwuchs gewidmet hat, kann die lieb gewonnene Aufgabe der Kinder-Erziehung nicht von heute auf morgen ruhen lassen. "Aber ich werde am ersten Schultag nicht um das Schulhaus streichen und mir wünschen, wieder am Pult zu stehen", scherzt der im ganzen Landkreis bekannte und geschätzte Lehrer, der 1968 an der Verbandsschule Hollstadt seine erste Klasse mit Abc-Schützen unterrichtet hat.

Ein Klassenzimmer hätte Mauder am liebsten auch mit eigenem Nachwuchs gefüllt. "Acht Kinder hat sich mein Mann zu Beginn unserer Ehe gewünscht, aber nach einer Tochter und zwei Söhnen war dann doch Schluss", fügt seine Frau Heidrun lachend an. Schließlich hat sich der Lehrer in 38 Jahren Schuldienst auch noch um fast tausend acht- bis zehnjährige Zöglinge gekümmert.

Gern erinnert sich Mauder an seine ersten Lehrjahre an der Grundschule in Hollstadt, die familiäre Atmosphäre im Kollegium und den engen Kontakt zu den Schulkindern. "Im Winter sind wir gemeinsam am Nachmittag Schlitten gefahren", blickt er zurück, und an Schlachttagen haben die Eltern Leckereien in die Schule gebracht.

Das gute Miteinander mit den Schülern in all den Jahren führt der 64-Jährige darauf zurück, dass er nie eine selbstherrliche Autoritätsperson sein wollte, wie es die Lehrer in seiner Schulzeit gewesen sind. "Ich selbst bin nicht gern in die Schule gegangen und hatte mir vorgenommen, es besser zu machen als meine Schulmeister. Ich wollte nie der unnahbare 'Herr Lehrer' sein", sagt er.

Dass ihm das vortrefflich gelungen ist, zeigt das Beispiel, dass seine Schüler an Ostern einmal 70 Eier im Klassenzimmer versteckt hatten, die er zwei Stunden lang suchen durfte. War Mauder einmal krank, brachten die Schulkinder selbst gemalte Bilder bei ihm zu Hause vorbei und jubelten, wenn er wieder genesen war.

Würstchen und Gespenster

Und noch eine Besonderheit machte den Lehrer Mauder aus. Seit seinem ersten Schuljahr hat er den Brauch gepflegt, mit jeder Klasse eine Nachtwanderung zu unternehmen, bei der er mit den Kindern bis weit nach Mitternacht am Lagerfeuer saß, Würstchen am Spieß gebrutzelt und Gespenstergeschichten erzählt hat. Solch ein Erlebnis schweißt zusammen - stärkt nicht nur die Bande zwischen Schülern und Lehrer, sondern auch die der Klassengemeinschaft. Noch heute schwärmen viele seiner ehemaligen Zöglinge von diesem Erlebnis, wenn sie ihren einstigen Lehrer treffen.

Um im Ruhestand nicht in ein Loch zu fallen, will er sein Leben nun, nachdem er seine letzten Sommerferien als Lehrkraft genossen hat, neu ausrichten. An erster Stelle steht hier, die Zeit mit seiner Frau Heidrun zu genießen, die er nicht nur seine große Stütze, sondern auch gute Ratgeberin und fürsorgliche Lebenspartnerin nennt. Besuche bei den drei Kindern und ausgedehnte Fahrten mit dem Wohnmobil nach Norwegen stehen ebenfalls ganz oben auf der Liste.

Zu Hause wird es Rudolf Mauder aber sicher auch nicht langweilig. Zahlreiche Kleintiere beherbergt das Paar auf seinem Grundstück, darunter zwei Schäfchen, die auf Streicheleinheiten warten. Zudem freut sich der Mellrichstädter darauf, künftig morgens intensiv Zeitung lesen zu können. Und das Bücherregal ist auch schon gut bestückt mit Lektüre für lange Herbst- und Winterabende.

Den größten Teil seiner neu gewonnenen Freizeit wird Mauder aber dem Salzhaus widmen, dem Mellrichstädter Heimatmuseum, das er eingerichtet und dessen Namen er in ganz Unterfranken bekannt gemacht hat. "Hier gibt es auf Jahre hinaus viel zu tun", freut sich der handwerklich äußerst begabte Jung-Rentner.

In den kommenden Wochen ist Rudolf Mauder hier gut beschäftigt. Und auch der Kontakt zu den Kindern wird nicht zu kurz kommen - "daran ist mir viel gelegen", sagt er.

Viel zu tun im Salzhaus

Keltern steht auf dem Programm im Salzhaus, nicht nur mit den Senioren der beiden Altenheime in der Stadt, sondern eben auch mit den Kindergartenkindern und mit Grundschülern. Außerdem haben sich Schulklassen aus ganz Unterfranken angemeldet, um Heimatkunde aus erster Hand zu erfahren.

Als Seminarleiter mit Inhalt Museumspädagogik ist Mauder ebenfalls sehr gefragt. Und auch als Lehrer tritt Mauder hier noch ab und an ans Pult: Wenn er so ganz vortrefflich im historischen Klassenzimmer den gestrengen Dorfschulmeister mimt - einen, wie er im wahren Leben nie gewesen ist und der im Schauspiel heute vielen erwachsenen, aber auch jungen Museumsbesuchern Freude bereitet.

Hätten Sie ihn erkannt? Rudolf       -  Hätten Sie ihn erkannt? Rudolf
Mauder ganz schüchtern im zarten
Grundschulalter.
Foto: FOTO PRIVAT | Hätten Sie ihn erkannt? Rudolf Mauder ganz schüchtern im zarten Grundschulalter.
 
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