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ERMERSHAUSEN
Der Vater des „Freiheitskampfes“
Redaktion
 |  aktualisiert: 21.12.2015 13:54 Uhr

Der Mann hat wahrlich Geschichte geschrieben. Nun ist er im Alter von 81 Jahren in der Nacht zum Samstag gestorben: Die Gemeinde Ermershausen trauert um ihren Ehrenbürger, den ehemaligen Bürgermeister Adolf Höhn.

Sein Name wird für immer eng verbunden sein mit dem sogenannten „Freiheitskampf“ der Ermershäuser, als sich Höhn als damaliger Bürgermeister an die Spitze der Widerstandsbewegung setzte, um gegen die Eingemeindung von Ermershausen in die Marktgemeinde Maroldsweisach im Zuge der bayerischen Gemeindereform 1978 zu kämpfen. Nach Jahren der Maroldsweisacher „Fremdherrschaft“ war es den Ermershäusern durch zivilen Ungehorsam und politisches Taktieren Jahre später doch gelungen, wieder in die Selbstständigkeit entlassen zu werden – der größte Sieg in der kommunalpolitischen Karriere von Adolf Höhn.

„Er war der Fels in der Brandung, der es immer wieder verstanden hat, alle zu motivieren“, sagte einmal der heutige Ermershäuser Bürgermeister Werner Döhler. Und aus diesen Worten erspürt man den tiefen Respekt vor der Lebensleistung Adolf Höhns.

Verantwortung zu tragen, das war für diesen Mann immer eine Selbstverständlichkeit – und zwar schon in jungen Jahren. Als 18-Jähriger hatte er die Aufgabe des Familienoberhauptes zu übernehmen: Seine Eltern waren früh gestorben, drei seiner fünf Geschwister waren damals noch minderjährig. Und für sie zu sorgen, das hatte er der Mutter versprochen.

Im Jahr 1954 heirateten er und seine Frau Reta, die ihm vor knapp zwei Jahren bereits im Tod vorausgegangen ist. Zwei Kinder gingen aus der Ehe hervor: Tochter Christel und Sohn Robert. Sein Beruf als selbstständiger Metzgermeister lag Adolf Höhn immer am Herzen. 1960 wurde die Metzgerei in Ermershausen neu gebaut und kontinuierlich zu einem Betrieb erweitert, der in der gesamten Region einen guten Namen hatte.

Daneben engagierte sich Höhn für seinen Berufsstand ab 1955 in der Metzgerinnung des damaligen Landkreises Hofheim. Ab 1966 war er zunächst stellvertretender Obermeister und blieb dies auch nach der Fusion der Metzgerinnungen der drei Altlandkreise Ebern, Hofheim und Haßfurt. Von 1982 bis 2002 war Höhn schließlich Obermeister im Kreis Haßberge. Außerdem war er Gesellenprüfungsvorsitzender, stellvertretender Kreishandwerksmeister und Vorstandsvorsitzender des Fleischerrings Schweinfurt.

Untrennbar verbunden mit der Geschichte von Ermershausen als nun kleinster Gemeinde in Unterfranken ist der Name Adolf Höhn jedoch wegen seiner Tätigkeit als ehemaliger Bürgermeister. Im Gemeinderat war er von 1966 bis 1972, dann Bürgermeister von 1972 bis zum Jahr 1978, als das Dorf in die damals noch ungeliebte Nachbargemeinde eingemeindet wurde. Es begann das, was die Ermershäuser bis heute als „Freiheitskampf“ bezeichnen – mit Adolf Höhn als Rebellenführer an vorderster Front.

So blieb der zwangsweise Abtransport der Gemeinde-Akten durch starke Einsatzkräfte – von den Ermershäusern bis heute als „Polizeiüberfall“ bezeichnet – für Höhn das Schlimmste, was er als Kommunalpolitiker erlebt hat. Und das erhebendste Gefühl in seiner Karriere war sicherlich die Wiedererlangung der kommunalrechtlichen Selbstständigkeit seines Heimatdorfes, die spontane große Jubelfeier, als sich unter Glockenläuten viele Ermershäuser weinend in den Armen lagen und es kaum fassen konnten, dass ihr jahrelanger Widerstand doch noch das von ihnen erhoffte Ende gefunden hatte. Der Kreis schloss sich, als von 1994 bis in Jahr 2002 Adolf Höhn auf den Bürgermeistersessel von Ermershausen zurückkehren konnte.

Im Jahr 2009 hatte die Gemeinde Ermershausen in Anbetracht seiner großen Verdienste Adolf Höhn bereits zum Ehrenbürger ernannt.

 
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