Männer, die sich über offene Motorhauben beugen, diskutieren und Erfahrungen austauschen, sah man am vergangenen Sonntag sehr oft auf dem Festgelände gegenüber dem Sulzfelder Badesee. "Man muss ein bisschen bekloppt sein", antwortete Thomas Beyersdorf aus Meiningen auf die Frage, warum er zwei Trabants besitzt und diese hegt und pflegt. Er war mit seinem Trabant 601, Baujahr 1979, einer der Teilnehmer am Oldtimer-Treffen, zu dem die Oldtimerfreunde Sulzfeld eingeladen hatten. Bei regnerischem Wetter wurden die Erwartungen der Organisatoren bezüglich Aussteller- und Zuschauerzahl nicht ganz erfüllt. Statt der üblichen rund 300 Fahrzeuge kamen geschätzte 200, inklusive Traktoren und Mopeds.
"Die optimale Geschwindigkeit für diesen Trabi ist 90 km/h, dabei kann er auch einen Wohnwagen ziehen, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 110 km/h", berichtete Beyersdorf, der auf dem Ausstellungsgelände seine Vereinskollegen traf. In der "Interessengemeinschaft Trabant Unterfranken" sind Thüringer und Franken vereint, war zu erfahren. Weil das Ost-Auto mit kleinen Änderungen wie der Steigerung der PS von 18 auf 26 noch bis Anfang der 90er Jahre unverändert hergestellt wurde, gibt es keinen Ersatzteil-Mangel. Man hilft sich außerdem gegenseitig. Nostalgie und eine nette Gemeinschaft nennt der Meininger als Motivation für sein Hobby.
Nebenan steht ein "Hansa", Baujahr 1961, der zur Borgward-Familie gehört, wie Besitzer Michael Emes berichtet. Das Auto in nilgrün ist sein Hobby und auf den Tag genauso alt wie er selbst: Am 11. Oktober 1961 kamen sie auf die Welt. Die Besonderheiten des Oldtimer-Treffens regten die Besucher zu Fachgesprächen an, zum Beispiel über den wohl ältesten ausgestellten Pkw, einen Opel Rekord, Baujahr 1953, mit 40 PS, und die seltensten, ein Karmann Ghia Typ 34 als Cabriolet, von dem nur sieben Stück als Prototypen hergestellt wurden und drei bis heute noch bestehen, und ein VW SP 2 mit 65 PS, eine Spezialanfertigung für Brasilien, die 34.000 Mal vom Band lief und den Weg nach Deutschland über Saudi Arabien gefunden hat. "Man kommt schnell ins Gespräch, die Oldtimerszene ist wie eine große Familie", berichtete der Vorsitzende der Oldtimerfreunde Sulzfeld, Tobias Schuldes. Man stehe sich gegenseitig mit Rat und Tat zur Seite, organisiere Ausfahrten und Treffen, erklärt der Sulzfelder das ungebrochene Interesse an den Oldtimer-Veranstaltungen.
Die Oldtimerfreunde Sulzfeld gründeten sich 2001, damals mit sieben Mitgliedern, daraus sind inzwischen mehr als 100 geworden. Es gehe den Aktiven um den Erhalt der alten Technik, erklärte Schuldes. Die jüngeren Generationen können sehen, dass es auch einfacher geht und trotzdem gut funktioniert. Eine Technik, an der man noch selbst etwas reparieren und ersetzen kann, wenn es nötig ist, werde heutzutage kaum noch verkauft. Bei vielen Ausstellern und Besuchern spielen auch Jugenderinnerungen eine Rolle, war zu hören. Das erste eigene Auto vergisst man nie und bei den Treffen ist oft ein ähnliches zu sehen, das damals der Stolz des Fahranfängers war.
Leider war die Hüpfburg in Bulldog-Form aufgrund der immer wieder einsetzenden Schauer wenig frequentiert, die Stimmung war trotzdem gut und die Besucher ließen sich Mittagessen, Kaffee und Kuchen schmecken. Im nächsten Jahr wird das Oldtimertreffen in Sulzfeld zum 20. Mal stattfinden.
