zurück
BAD NEUSTADT
Der schwierige Umgang mit Gewalt
Einmütig gegen Gewalt: Das zeigten viele Teilnehmer bei der Demonstration mit Fackelzug am vergangenen Sonntag.
Foto: Anand Anders | Einmütig gegen Gewalt: Das zeigten viele Teilnehmer bei der Demonstration mit Fackelzug am vergangenen Sonntag.
Von unserem Mitarbeiter Eckhard Heise
 |  aktualisiert: 12.09.2014 17:46 Uhr

Ein ergreifendes, starkes emotionales Ereignis war am vergangenen Wochenende die Kundgebung aus Anlass des Verbrechens an dem 18-jährigen Johannes Reubelt. Ein Geschehnis im Umfeld macht den schwierigen Umgang mit dem sensiblen Thema deutlich. Denn stellvertretender Landrat Peter Suckfüll hätte seine Teilnahme abgesagt, falls der Inhaber des Bad Neustädter Kampfsportzentrums bei der Demonstration spreche.

Sie selbst seien auf dieses Sportstudio zugegangen und hätten den Betreiber um eine kurze Rede gebeten, bestätigt Mitveranstalter Benjamin Larson. Der Grund dafür waren Gerüchte, dass der mutmaßliche Täter aus der Kampfsport-Szene stamme und sich die Blicke auf die Einrichtung im Bad Neustädter Industriegebiet richteten. Er habe sich selbst ein Bild gemacht, dass es in der „Arena“ nicht um Schlagen und Prügeln gehe, vielmehr um Sport und Aggressionsabbau. „Das hat überhaupt nichts mit Gewalt zu tun“, ist Larson überzeugt. Er bedauere, dass es noch starke Vorurteile gegen derlei Sportstätten gebe und dass er dem Eigentümer hatte absagen müssen.

Enttäuscht von der Haltung

Auch Inhaber Steven Glover ist enttäuscht von der Haltung des stellvertretenden Landrats. Zum einen könne er versichern, dass weder der mutmaßliche Täter noch ein anderer der Beteiligten Mitglied in seinem Sportstudio gewesen seien. Der Schlag, der zum Tode des jungen Mannes geführt habe, gehöre nicht zum Repertoire der bei ihm unterrichteten Techniken.

In der Reaktion des stellvertretenden Landrats komme zudem eine Ansicht zum Ausdruck, in der die Freizeitstätte mit Gewaltverherrlichung und Schlägerschulung gleichgesetzt werde. Das Gegenteil sei vielmehr der Fall, bekräftigt der Inhaber und Trainer. Hier gehe es um Aggressionsabbau und körperliche Fitness. Die Teilnehmer kämen weniger mit dem Gedanken, sich gegen Angriffe zu verteidigen, sondern aus sportlichen Gründen. Ein wichtiger Bestandteil der Ausbildung sei daher auch, dem Gegenüber Respekt zu zollen und Selbstdisziplin zu üben.

Die Herkunft der Teilnehmer seiner Kurse gehe durch alle Schichten und Altersstufen, sie beginnen schon bei Kindern mit vier Jahren. Auch an Schulen habe er schon unterrichtet. Wenn er Zweifel an der Redlichkeit eines Interessenten an einer Mitgliedschaft habe, verlange er die Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses. Das habe in mehreren Fällen dazu geführt, dass Betroffene erst gar nicht wieder aufgetaucht seien.

Aus diesen Gründen sei für ihn die Haltung des stellvertretenden Kreischefs nicht nachvollziehbar. Doch er habe auch nicht die Angelegenheit damit auf sich beruhen lassen wollen, sondern auf Wunsch der Veranstalter Ordner abgestellt, die sich durch ein T-Shirt als Mitglieder des Kampfsportzentrums zu erkennen gaben. Weder ihm noch Larson seien Reaktionen von Teilnehmern aufgefallen, die eine Ablehnung signalisiert hätten, bestätigen beide.

Zu einer Stellungnahme war Peter Suckfüll nicht bereit. Er verwies auf eine offizielle Pressemitteilung der Kreisbehörde. Von der aber hat Landrat Thomas Habermann selbst keine Kenntnis. Der Kreischef begrüßte vielmehr die Aktion der Jugend in der Öffentlichkeit. Er werde auch an einer Gedenkveranstaltung am 19. September in Schönau teilnehmen.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Demonstrationen
Gewalt
Gewaltverherrlichung
Peter Suckfüll
Polizei
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Elwood
    ...man sollte Suckfuell mehr Sachverstand und Sensibilität zutrauen. Offensichtlich verlässt er sich, wie so viele, auf Gerüchte und Hörensagen anstatt auf Fakten. Unser Respekt sollte demnach nicht Menschen wie ihm gelten sondern vielmehr den Eltern des Jungen, seinen Freunden und Bekannten sowie den Bürgern, die mit derlei Aktionen ein Zeichen gegen Gewalt setzen.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten