An diesem außergewöhnlichen Ort muss man Entferntestes zusammendenken. Unter dem altehrwürdigen Gebälk, das einst 1560 aufgerichtet wurde, stapeln sich die Kisten und es leuchtet der Bildschirm des Apple-Laptops neuester Generation. Draußen dringt die Dezemberkälte in alle Winkel von Sondheim/Grabfeld, drinnen durchzieht das Haus ein hauchfeiner Duft von Kokos.
Der Birkenweg 6 in dem Mellrichstädter Stadtteil ist ein wenig auch Sri Lanka, um nun wirklich das Entfernteste zusammenzubringen. Denn von hier aus vertreibt Hans Peter Mankel seit Oktober sein Bio-Kokosnuss-Öl aus dem fernen asiatischen Inselstaat.
„Kokosnuss-Kampagne“ heißt sein kleines Start-up-Unternehmen. Der 42-Jährige verwirklicht sich damit seinen Traum von der Selbstständigkeit mit einem hohen ökologischen und sozialen Anspruch.
Es ist nicht selbstverständlich, ausgerechnet auf diese Unternehmens-Idee zu kommen. „Ich war aber nicht unter einer Kokospalme gelegen, als ich auf die Idee für dieses Projekt kam“, schmunzelt der Jungunternehmer. Aber schon seit etwa zehn Jahren schlummert in ihm der Traum vom freien Unternehmertum. Seit er Günter Faltins Bestseller „Kopf schlägt Kapital“ über innovative, sozial verantwortliche Unternehmensgründung gelesen hatte, verfolgte er sein Ziel mit Nachdruck.
Eine gesunde Lebensweise, ein wachsender Sinn für das Gut Lebensmittel, für eine biologische, verantwortungsvolle Produktion, die Mensch, Tier und Natur gleichermaßen gerecht wird, mit all dem hat sich der Jungunternehmer schon lange befasst. Dazu passt auch, dass seine Frau Renate als gelernte Lebensmittelchemikerin genug Fachwissen und kritischen Sachverstand besitzt.
Intensiv haben sich beide mit der Bedeutung von Fetten für die Ernährung auseinandergesetzt. Kokosöl ist reich an gesättigten Fettsäuren, bei hohen Brattemperaturen entstehen zum Beispiel keine gefährlichen Transfette. Die ernährungsphysiologischen Vorteile von Kokosöl haben Hans Peter Mankel überzeugt.
Mit Kokosöl konnte er auch weitere Punkte seiner unternehmerischen Leitidee umsetzen: nämlich ein Produkt anbieten, das in seiner biologischen Herstellung die natürlichen Ressourcen schont und das auch fair gehandelt wird, also den Produzenten vor Ort einen angemessenen Gewinn ermöglicht. „Social Entrepreneurship“ nennt sich solches, um Gerechtigkeit bemühtes Unternehmertum.
Etwa ein Jahr lang tüftelte Mankel, der zuvor als Grundschullehrer in der Sandberger Montessori-Schule gearbeitet hatte, an seinem Unternehmenskonzept. Auf der Nürnberger Messe „BioFach“ kam er in Kontakt zu GreenField, einer Kleinbauernkooperative in Sri Lanka, die das Kokosöl produziert. Von Sri Lanka aus wird sein Sondheimer Start-up-Unternehmen mit den abgefüllten Gläsern beliefert, im Birkenweg erfolgt die Etikettierung und der Vertrieb. Schwerpunkt ist derzeit der Vertrieb über die Internetseite „Kokosnuss-Kampagne“. Der Firmenname nimmt Bezug auf das ähnlich angelegte Projekt „Tee-Kampagne“. Die Internetseite enthält eine Fülle von Informationen zu den Vorzügen von Kokosöl, Rezepte und vor allem viele Infos zur Philosophie und zum Fairtrade-Gedanken hinter dem Sondheimer Start-up.
Nun muss sich unter den Kokosöl-Freunden herumsprechen, dass sich ein kleiner Anbieter in diesem Nischenmarkt tummelt. Kaum war die Seite Anfang Oktober im Netz, da meldete sich schon ein großer Mitbewerber, der bei Mankels Preisen Zweifel an der Seriosität der Angaben anmeldete. Einschüchtern lässt sich der Jungunternehmer aber freilich nicht so schnell.
Der direkte Handelsweg über die Kooperative ohne Zwischenhändler und dazu die größeren Verpackungseinheiten von mindestens einem Liter ermöglichen Mankel die attraktive Preisgestaltung. Auch wenn die Ware nachweislich fair gehandelt werde, habe er auf das bekannte Fair-Trade-Siegel verzichtet, sagt er, weil dafür hohe Gebühren angefallen wären – zu hohe für sein kleines Start-up.
„Es soll eine Win-win-Situation für Produzenten und Kunden sein“, so sein Credo. „Gewinnmaximierung steht bei mir nicht ganz oben, ich möchte einen ganzheitlichen Erfolg“, so Mankel.
Hauptvertriebskanal ist derzeit das Internet. „Aber auch der Naturkostladen in Bad Neustadt führt unser Produkt“, sagt der Sondheimer, dessen Firma auch die Slow-Food-Bewegung fördert. Nächstes Ziel ist der Vertrieb über Eine-Welt-Läden. Beim Dachverband dieser Geschäfte hat er sich um eine Lizenzierung beworben.
Mit dem Bekanntwerden im Internet und Mund-zu-Mund-Propaganda hofft Mankel nun auf den Erfolg. Dass der eintritt, davon ist der „Social Entrepreneur“ überzeugt. Denn wie er gelernt hat, ist das Entscheidende nicht das große Kapital in der Hinterhand, Mankel: „Man muss nur eine Idee haben, von der man voll und ganz überzeugt ist“.
ONLINE-TIPP
Mehr Informationen unter www.kokosnuss-kampagne.de
Kokosnussöl
Seit Jahrtausenden ist die Kokospalme für viele Völker Lebensgrundlage und Kokosöl ein Grundnahrungsmittel. Der Gebrauch der Kokospalme war schon immer vielfältig – ob als Öl, Seife, Körper- und Haaröl, für Salben, Hüte, Körbe, Fußmatten, Seile, Teppiche. Kokosöl besteht zu einem sehr hohen Anteil aus mittelkettigen gesättigten Fettsäuren. Das macht es zu einem der sichersten Koch- und Bratöle unter den Speisefetten.
Durch den gesättigten Charakter des Öls ist es chemisch sehr stabil und wenig anfällig für Oxidation. Es eignet sich zum starken Erhitzen, ohne dass dabei in hohem Umfang freie Radikale gebildet werden oder es zur Bildung der gefährlichen Trans-Fettsäuren kommt. Studien belegen, dass die mittelkettigen Fettsäuren des Kokosöls für den Menschen sehr leicht verdaulich sind. Sie können vom Körper umgehend in Energie umgewandelt und genutzt werden, anstatt als Körperfett gespeichert zu werden.
Geeignet ist Kokosöl zum Kochen, Backen, Braten, Dünsten, Frittieren oder als Brotaufstrich oder für den Salat. Kokosöl – oft auch als Kokosfett bezeichnet – kann sehr gut zum Backen verwendet werden. Schließlich lässt es sich auch als Körperlotion verwenden.
Quelle: Kokosnuss-Kampagne