Der Rhönkauz selbst hat im Laufe seines Lebens gelernt, dem Menschen nicht recht zu trauen. Wer ihm im Büro freundlich zulächelt, halst ihm hinterher nur unnötige Arbeit auf. Kauft er sich beim charmanten Händler einen 49-Zoll-Fernseher, bemerkt der Rhönkauz hinterher, dass die Mehrwertsteuer offensichtlich zweimal draufgeschlagen worden war.
Und trotzdem gibt es die Vertrauenskasse. Man findet sie sommers auf Blumenfeldern. Ein Sträußlein pflücken und ganz ehrlich die Euros in die Stahlkiste fallen lassen. Das Gleiche gibt es in Bauernläden, wo frische Landeier, Gemüse und Obst locken. Ein so schlechtes Gewissen hat der Rhönkauz, dass er seit Jahr und Tag die Beträge mangels Wechselgeld aufrundet, um ja nicht in irgendeinen Verdacht zu kommen.
Ein Tresor statt teurer Technik
Das unbedingt vertrauenswürdige, vor allem aber liebenswürdige Bischofsheim hebt die Tradition der Vertrauenskasse nun auf eine neue Stufe. Weil das Geld für einen neuen Kassenautomaten fehlt, wurde kurzerhand eine Vertrauenskasse installiert. Das sind zwei kleine Tresore, einer für das Schwimmbad und einer für die Sauna. Dort hinein wirft der Bade- oder Sauna-Gast seinen Eintritt. Ganz ohne Kontrolle, alleine auf Vertrauensbasis!
Bischofsheim ist wieder einmal Vorreiter für eine begrüßenswerte Entwicklung für den gesamten Landkreis, findet der Rhönkauz. Er denkt nur an die Neuberechnung der Grundsteuer, die für viele Bürgerinnen und Bürger bald ansteht. Hier sollten die Behörden auf jeden Fall ebenfalls eine Vertrauenskasse einführen.
Vorbild für den Klosterbier-Ausschank?
Ganz toll wäre es freilich, wenn das Beispiel Bischofsheimer Schwimmbad einige Hundert Höhenmeter weiter oben aus Resonanz stoßen würde. Der Bierausschank am Kloster Kreuzberg mittels Vertrauenskasse würde der allgegenwärtigen Personalnot in der Gastronomie etwas entgegensetzen können.
Wer von den Kreuzbergbesuchern Erinnerungslücken bekommen sollte, wie viele Krüge es vom labenden Gerstensaft waren, der sollte sicherheitshalber das Beichtangebot nutzen.
Vertrauens-Temperatur
Der Rhönkauz ist sich sicher, dass unter den Schwimmerinnen und Schwimmern in Haselbach keine schwarzen Schafe sind. Wenn doch, dann hat der Rhönkauz eine Idee für einen pädagogischen Trick. Sollte Geld in der Kasse fehlen, dann wird am beliebten Warmbadetag die Vertrauenstemperatur eingeführt. Die beträgt 27 Grad. Sollte es beim fröhlichen Hineinspringen nur erschreckende 17 sein, dann regt sich gewiss bei den Richtigen das schlechte Gewissen!