Vor 90 Jahren, am 29. Januar 1924, wurde in Mellrichstadt ein Mann geboren, der die Entwicklung der Stadt maßgeblich geprägt hat. Die Rede ist von Oskar Herbig, der 54 Jahre seiner Stadt diente und 24 Jahre lang als Bürgermeister im Amt war. In diesen Jahren hat Herbig deutliche Spuren seines Wirkens hinterlassen, die noch lange in die Zukunft hinein sichtbar sein werden. In der Stadt erinnert man sich gern an diese außergewöhnliche Persönlichkeit, den „Össer“, wie er im Volksmund genannt wurde.
1940 trat er als „Gemeindedienstanwärter“ erstmals in den Dienst seiner Heimatstadt. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde er Verwaltungsinspektor von Mellrichstadt. 1969 wurde er zum Stadtoberamtmann befördert. Am 30. August 1970 wurde Oskar Herbig dann erstmals zum Bürgermeister von Mellrichstadt gewählt.
Die Zeit seines Wirkens war von großen Leistungen geprägt. Ab 1972 musste er die Gebiets- und Verwaltungsreform bewältigen, in deren Zuge Mellrichstadt ihren Status als Kreisstadt verlor und der Landkreis Rhön-Grabfeld aus der Taufe gehoben wurde. Einige markante Projekte in Herbigs Zeit als Stadtchef waren die Gründung der Verwaltungsgemeinschaft, die Altstadtsanierung, die Förderung des Wohnungsbaus und besonders auch die Förderung der sechs Stadtteile, „eine Herzensangelegenheit“ für Herbig.
Unter seiner Führung wurden viele Projekte angepackt, etwa das Hallenbad, die Dreifachturnhalle, das Beschussamt, die Sanierung des Brügels, die Ausweisung eines Industriegeländes, der Anschluss an das Erdgasnetz, der Neubau der Hauptschule, das Fremdenverkehrsbüro, der Kirschgarten, die Marktplatz-Umgestaltung und das Heimatmuseum im Salzhaus – das „ureigene Kind“ von Oskar Herbig, wie Ferdinand Müller es nannte. Für all diese Maßnahmen und Einrichtungen wusste Herbig seiner Stadt auch Förderquellen zu erschließen. Ältere Mitstreiter aus seiner Zeit wissen davon Anekdoten zu erzählen, wie er zum Beispiel in München vorstellig wurde und dort für seinen Spruch „Wenns Brei regnet, muss man Löffel haben“ bekannt, beinahe „berüchtigt“ war.
Für seine Verdienste erhielt Oskar Herbig 1984 das Bundesverdienstkreuz am Bande und 1994 die Kommunale Verdienstmedaille in Silber. Schon zu Lebzeiten wurde er am 29. Januar 1989 zum Ehrenbürger der Stadt ernannt und freute sich, dass die Mehrzweckhalle in „Oskar-Herbig-Halle“ umbenannt wurde.
Auf fränkischer Ebene wurde er mit dem Frankenwürfel ausgezeichnet. Der damalige Regierungspräsident von Unterfranken, Franz Vogt, nannte ihn einen Mann „von altem Schrot und Korn: witzig, wendig, widersprüchlich, humorvoll und von regem Geist“. Oskar Herbig war in der Tat ein Mann, den niemand so schnell vergisst, der ihn je kennengelernt hat. Und das nicht nur, weil eine Halle nach ihm benannt worden ist.
Oskar Herbig starb am 29. September 1998 im Alter von 74 Jahren.