
Heiße Rhythmen, anmutige Tänze, komische Sketche, gelungene Parodien und Gesellschaftskritik: Es war eine gelungene Mischung, die der Oberfladunger Carneval Club dem närrischen Publikum bei seiner zweiten Prunksitzung präsentierte. Besonders erwähnt seien drei Debütanten. Tanzmariechen Helena Böttcher, Bütten-Nachwuchstalent Leonie Markert und Sitzungspräsident Matthias Stumpf agierten souverän und wurden mit reichlich Applaus belohnt.
"Wir sind wieder hier", erklärte der Elferrat unüberhörbar. Nach Samba-Rhythmen auf Mülltonnen war der Boden für das Prinzenpaar bereitet. Von "Löbbich" aus regierten sie das Eselsland, wie Prinzessin Annemarie I. und Prinz Florian I. (Grief) betonten. Normalerweise agiert Florian am Mischpult hinter den Kulissen, doch jetzt folgte er seiner liebreizenden Gemahlin gerne auf den Faschingsthron.
Veteranen: Konrad Kümmeth und Uschi Schmitt
Bereits 1972 standen "Hannes und Beate" (Konrad Kümmeth und Uschi Schmitt) in der Bütt. Manche Dinge ändern sich nie. Und so war das alte Ehepaar ein Paradebeispiel dafür, dass Männer und Frauen oft aneinander vorbeireden. Um seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen und das Liebesleben aufzufrischen, legte Beate sogar Strapse an. Nachdem ihr viel beschäftigter Göttergatte (Frühschoppen und Stammtisch) dennoch immun blieb, musste ein junger Liebhaber her.
Auch in der Logopädie-Praxis von Dr. Sprachenberger gab es Missverständnisse. Hier tötete Patient Philipp Hesse seinem Gegenüber Fabian Scharfenberger den letzten Nerv. Mit Weinkorken zwischen den Zähnen und auf Gymnastikbällen balancierend versuchte der Therapeut, Philipps schlechte Aussprache zu verbessern. Trotz intensiver Bemühungen ging der Zungenbrecher "Den Habermann kennt Jedermann, weil er so gut labern kann" nicht fehlerfrei über die Lippen.
Die Obdachlosen: Soll man lachen oder weinen?
Kaum zu glauben, welch banale Themen im Fasching für Heiterkeit sorgen. Als Putzfrau und Hausmeister strapazierten "Klaus und Hilde" (Jutta und Florian Link) die Lachmuskeln beim Versuch, ein vollautomatisches WC in der Grenzlandhalle zu installieren. Weder Hildes Spinnenabwehr-Staubbürsten-Hutabdeckung noch die Dimmfunktion inklusive Sternenhimmel am stillen Örtchen sprachen dafür, dass beide geistig unbewaffnet seien. Spätestens nach der inbrünstig dargebotenen Betriebshymne an 3-lagiges Klopapier stand außer Frage, dass dieser Sketch ganz und gar kein Scheiß war.

Soll man lachen oder weinen? Auf jeden Fall wurde es dank Joachim, Verena und Leonie Markert ernst. Ihr Beitrag als "Die Obdachlosen" wirkte erschreckend realistisch und hätte genauso passiert sein können. Innerhalb von Großstädten gehören Revierkämpfe um Schlafplätze auf Parkbänken und weggeworfene Pfandflaschen leider zum Alltag. Welten prallten aufeinander, als Blondine Leonie ein Selfie mit den anderen beiden machen wollte – wenn diese nur nicht so streng riechen würden. Am Ende blieb ein fader Beigeschmack. Und das war gut so.
"Bares für Rares" brachte wahre Schätze hervor
Leichte Kost servierten hingegen Matthias Stumpf und Benedikt Müller als "Die Platzpatronen" namens Eduard und Ignaz. Einen pensionierten Drogenspürhund aus Willmars an der Leine machten sie Wald und Flur unsicher. Schließlich lief ihnen sogar ein Wildschwein mit zweifelhaftem Mageninhalt vor die Flinte. Spielerisch schaffte es das ungleiche Duo, selbst beim Intelligenztest negativ aufzufallen. "Petri Heil" und "Waidmanns Dank" rufend ging es zurück ins heimische Revier.
"Bares für Rares" brachte wahre Schätze hervor. Bei Horst Lichters (super parodiert von Nico Ziegler) Trödelsendung gab es nicht nur Antiquitäten, sondern auch sensationelle Nachrichten aus Fladungen. Besonders das ausgegrabene "Buch mit sieben Siegeln" stieß auf breites Kaufinteresse. Kein Wunder, war dort doch schwarz auf weiß zu lesen, was der Stadtrat 35 Jahre lang unter Ausschluss der Öffentlichkeit besiegelt hatte.

"Wenn Dummheit Energie wär‘ hätt‘ mer kein Problem."
Schöne Geschichten hatten eigenen Angaben zufolge "Die Vagabunden" im Gepäck. Live gesungen taten neun Herren ihre Meinung zu steigender Inflation und unliebsamen Entscheidungen der Ampelregierung kund. Vorstand Martin Link glänzte dabei mit seinem Solo am Glockenspiel. Fazit: "Wenn Dummheit Energie wär‘ hätt‘ mer kein Problem." Die Frage "Wann komm‘ ich rein, wann komm‘ ich raus?" durfte als Seitenhieb auf Stettens Großbaustelle verstanden werden. Egal, denn wenn der Gerstenesel feiert, will sowieso niemand nach "Steede". Und beim OCC geht das Faschingsfieber nie vorüber.
Rhöner Mädels nehmen das Leben leicht. Nicht nur am Bahnhof trinkt die reiselustige Damenriege gerne Sekt. Gewichtsprobleme während der Wechseljahre und eine unstillbare Sehnsucht nach Zweisamkeit betrachteten sie durch die rosarote Brille. Warum gibt es eigentlich keine Männer bei Amazon oder Zalando? Auf der Suche nach Mister Right wäre das bestimmt eine Innovation.
Anmutige Gardemädels, quirlige Hofnarren, kleine grüne Frösche und schillernd bunte Meeresbewohner sowie ein überragendes Tanzmariechen rundeten das kurzweilige Programm mit hochklassigen Tänzen ab.