zurück
HEUSTREU
Der Mann mit Hut geht nach Hause
Josef Krause       -  Ein Charakterkopf geht in den Ruhestand. Josef Krause hat die Verwaltungsgemeinschaft Heustreu 41 Jahre lang geleitet.
Foto: Stefan Kritzer | Ein Charakterkopf geht in den Ruhestand. Josef Krause hat die Verwaltungsgemeinschaft Heustreu 41 Jahre lang geleitet.
Stefan Kritzer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 11:05 Uhr

Josef Krause und die VG Heustreu, die VG Heustreu und Josef Krause. Das ist irgendwie eins. Der Mann mit dem markanten Hut und den Zigarren in der Brusttasche – von denen er nur ganz wenige im Jahr tatsächlich raucht – hat der Verwaltungsgemeinschaft mehr als 40 Jahre vorgestanden und in dieser Zeit mit 16 Bürgermeistern der Mitgliedsgemeinden zusammengearbeitet. Nachdem die Nachfolge im Hause nun zu seiner Zufriedenheit geregelt ist, kann er in den wohlverdienten Ruhestand gehen.

Der dunkle Anzug, den er stets mit passender Weste trug und die perfekt gebundene Krawatte gehören zu seiner Grundausstattung. Josef Krause hob sich mit seinem markanten Erscheinungsbild nicht nur äußerlich von den meisten Bürgern der Verwaltungsgemeinschaft Heustreu (VG) ab, auch sein eigener Kopf wurde immer geschätzt und bisweilen auch gefürchtet. Als die Verwaltungsgemeinschaft 1978 gegründet wurde, wurde Krause als deren Leiter auserkoren. An zwei Küchentischen in der einstigen Schule von Heustreu ging es los. Computer, Smartphone, Internet? Nichts davon gab es, zu Beginn hatte er noch nicht mal eine Schreibmaschine zur Hand. Heute, mehr als vier Jahrzehnte später blickt Krause auf die Mitgliedsgemeinden Heustreu, Hollstadt mit den Ortsteilen Junkershausen und Wargolshausen, Unsleben und Wollbach und sieht, was in dieser Zeit – auch von ihm selbst – alles geschaffen wurde.

Die Bildungslandschaft wurde umgekrempelt, Schulen saniert, Krippen und ein Hort eingerichtet, die Dörfer erneuert, städtebaugefördert und von den Unbilden des Hochwassers geschützt sowie mit einer Fülle an Neubaugebieten ausgestattet, Fest- wie Turnhallen wurden gebaut, Dorfscheuern saniert, Häuser für Gäste und eine große Kläranlage, die über die VG-Grenzen hinaus ging, wurden in Betrieb genommen. Das alles geschah nach Gemeindewillen und stets unter dem wachsamen und verwaltenden Auge der VG, respektive Josef Krause. Vier Jahrzehnte lang.

Jetzt, mit 64, ist es Zeit, Schluss zu machen. Seine Nachfolgerin Christina Saal – Krause bezeichnet sie als Glücksfall für die VG – hat schon im Januar die offizielle Leitung übernommen. Im März ist Krause nur noch gelegentlich an seinem Arbeitsplatz anzutreffen, der Computer wird noch aufgeräumt, noch ein paar letzte Akten gesichtet. Die anstehende Dorferneuerung in Junkershausen? Die muss neben Christina Saal auch Tobias Wülk, der neue Mann für Bauangelegenheiten, verwaltungstechnisch begleiten.

Josef Krause, Jahrgang 1955, kam in Bischofsheim zur Welt und wuchs dort auf. Im Landratsamt absolvierte er ab 1971 erst zwei Jahre Vorbereitung, dann die Lehrzeit für den gehobenen Dienst. Nach der Inspektorenprüfung war er Diplom Verwaltungswirt und hatte bei keinem geringeren als Regierungsrat Johann Böhm gelernt. „Darauf bin ich bis heute stolz!“

Am 1. Mai 1978 nahm die VG Heustreu ihren Betrieb auf und der begeisterte Hobbymusiker Krause war deren Geschäftsstellenleiter. „Es war eine tolle Zeit“, sagt er heute. „Man konnte richtig was aufbauen!“ Was dann folgte ist längst Geschichte in den Dörfern der Verwaltungsgemeinschaft. Im Team mit Kämmerer Helmut Späther, der ihn 39 Jahre lang in der VG ergänzen sollte, ging es stetig voran. Die VG wuchs, erhielt irgendwann Schreibtische, Schreibmaschinen, Kugelschreiber, später auch Computer, Internet und zeigt sich heute als moderner Verwaltungsapparat, der stets mit elf Mitarbeitern für alle 5.500 Bürger der VG Anlaufstelle in Verwaltungsfragen ist.

„Ich hätte mir für die letzten 40 Jahre keinen schöneren Job vorstellen können“, sagt er. „Ich konnte kreativ arbeiten, mit Menschen arbeiten und ich konnte Bürgern helfen.“ Nach 47 Jahren und sieben Monaten im Öffentlichen Dienst - davon 41 Jahre als Geschäftsstellenleiter – ist jetzt Schluss. Gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin will Krause nun den Ruhestand genießen, reisen – aber nicht so weit weg, er war unter anderem noch nie in Worms, Trier oder Speyer, und einmal im Jahr geht es ohnehin nach Portugal – und vielleicht die ein oder andere Zigarre rauchen, die er sonst lediglich in der Brusttasche seines Anzuges mit sich trug. Vielleicht vor oder nach einem Opernbesuch. Auch dafür bleibt jetzt mehr Zeit.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Heustreu
Stefan Kritzer
Hochwasser und Überschwemmung
Johann Böhm
Krawatten
Opernbesuche
Ruhestand
Schreibmaschinen
Schreibtische
Zigarren
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top