Wenn man in früherer Zeit vom Breviergebet sprach, dann sah man den Pfarrer vor sich, der in sich gekehrt, das Gebetbuch aufgeschlagen in seinem Hausgarten sitzt, oder draußen in der Natur mit dem Buch in der Hand spazieren geht.
Beim Brevier handelt es sich um das sogenannte „Stundenbuch“, die Liturgia Horarum, in dem Texte und Psalmen für die Advents- und Weihnachtszeit, Fasten- und Osterzeit, die Zeit im Jahreskreis sowie für die Gedenktage der Heiligen zu finden sind.
Wenn Kaplan Sebastian Krems seine „Liturgia Horarum“ aufschlägt, dann nimmt er kein Gebetbuch dazu, sondern ruft eine App auf. „Da habe ich alles genau so wie im Gebetbuch und der Vorteil, das Handy habe ich immer dabei und kann so jederzeit meine Gebete verrichten.“
Seit September 2014 ist Krems in der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke und hat hier ein gutes Team, das ihn für seine künftige Arbeit als Priester Tipps und Unterstützung gibt. An erster Stellte nennt er Pfarrer Karl Feser. „Er gibt mir Freiraum, Inspiration, ist Ideengeber und immer mein Ansprechpartner.
“ Der Kaplan wohnt im Pfarrhaus und mancher Königshöfer hat ihn schon als „Stadtkaplan“ angesprochen. Lachend sagt Sebastian Krems: Dann sage ich immer, dass ich Kaplan der Pfarreiengemeinschaft bin. Sein Aufgabengebiet umfasst übrigens Religionsunterricht, Vorbereitung der Erstkommunion, kirchliche Feiern zu Hochzeiten, Taufen, Krankensalbungen und Beerdigungen. Er hält Beichte, führt Seelsorgsgespräche und hält Messen. Bis Mitte kommenden Jahres ist er in der Pfarreigemeinschaft, dann steht eine Versetzung an. Wohin? Das kann der Kaplan nicht sagen, denn er selbst kann sich noch nicht auf eine Stelle bewerben. „Wo mich der Bischof braucht, gehe ich hin.“ Seine nächste Stelle wird er als Pfarrvikar antreten, erst dann ist er soweit, dass er eine Pfarrstelle übernehmen und diese mit auswählen darf – auch hier entscheidet der Bischof.
Kaplan Sebastian Krems ist ja bekanntlich vom evangelischen zum katholischen Glauben gewechselt. Eine Entscheidung, die er nicht bereut hat. Wer mit ihm spricht, merkt sehr schnell, dass er mit „Leib und Seele“ katholischer Priester ist. Seine Familie hat dies akzeptiert.
Ökumene ist ihm ein wichtiges Anliegen und dazu zählt er nicht zur die evangelischen Christen, sondern auch andere christliche Konfessionen wie Anglikaner und Orthodoxe. Ob er ab und Sehnsucht nach seinem früheren Glauben hat? Schließlich besucht er an Weihnachten auch den Gottesdienst in der evangelischen Kirche.
Schmunzelnd klärt der Kaplan auf. Es sei richtig, dass er an Weihnachten den Gottesdienst in der evangelischen Kirche besucht. Das habe mit dem Weihnachtsevangelium und der Übersetzung durch Martin Luther zu tun. Von Kindesbeinen an, hat er diese Weihnachtsgeschichte verinnerlicht „und sie spricht mich immer noch an, schließlich hat mich von kleinauf die evangelische Theologie und Luthers Sprache geprägt. Wichtig sind ihm seine Studentenverbindungen, aber auch der Kontakt mit Opus Dei, einer Laienorganisation der katholischen Kirche. Sie wirkt im Bereich der Seelsorge und der geistlichen Bildung von Laien und hat mehr als 2000 Priester. Die Zentrale ist Rom.
Fragt man ihn nach seinen Eindrücken vom Grabfeld und der Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke sagt er, dass die Leute es hier gut mit ihm meinen. „Manchmal bekomme ich sogar beim Einkaufen Ratschläge von Hausfrauen.“ Natürlich sei es nicht so einfach gewesen, „weil man immer mit dem Vorgänger verglichen wird, aber jeder geht seinen eigenen Weg.“
Die Jugend begeistern
„Meine Aufgabe ist es, Menschen auf dem Weg zu Christus zu begleiten. Ich weiss, ich habe meinen Fanclub, aber auch andere. Ich muss die Leute nehmen, wie sie sind“.
Übrigens bereitet er sich auf seine Predigten intensiv vor. Schon am Sonntag nach dem Gottesdienst schaut er, welche Themen am kommenden Sonntag anstehen und er fängt an seine Predigt zusammenzustellen. Vor allem bei der Jugend möchte er Begeisterung für den Glauben wecken. Der Kaplan muss übrigens noch Prüfungen ablegen, so wie kürzlich die Schulprüfung im Rahmen der Zweiten Dienstprüfung, die Voraussetzung ist, um Pfarrer sein zu können. Nach seinem Weggang 2017 wird es definitiv keinen Nachfolger mehr geben. Das ist eine der Auswirkungen der kommenden Großpfarreien, sagt der Geistliche. „Dann ist Gemeinschaft gefragt und die müsse in der Pfarreiengemeinschaft dringend noch wachsen.“
Wird er Bad Königshofen vermissen? Kurz denkt Krems nach und antwortet diplomatisch: „Die Pfarreiengemeinschaft Grabfeldbrücke war ein Baustein in meinem Priesterleben und es werden noch einige kommen. Aber ich bin dankbar für die Erfahrungen, die ich hier machen durfte und darf.“