Der Fernwanderweg durch die Rhön sei das „Vorzeigeobjekt der Region“, meint Thomas Hammelmann. Er ist Vorsitzender der Saale-Sinn-Region beim Rhönklub. „Der Hochrhöner“ sei für seine schönen Strecken und gut gepflegten Pfade bekannt, sagt er. Der vom Deutschen Wanderinstitut ausgezeichnete Premiumweg führt von Bad Kissingen über den Kreuzberg, die Lange Rhön oder alternativ die Wasserkuppe nach Bad Salzungen. Auf 173 Kilometern durchquert er so die bayerische, hessische und thüringische Rhön. In diesem September feiert „Der Hochrhöner“ sein zehnjähriges Bestehen.
Leitweg für höchste Ansprüche
Die Wanderstrecke ist ein Projekt der Regionalen Arbeitsgemeinschaft (Arge) Rhön, in der die fünf Rhöner Landkreise sowie beteiligte Interessengruppen vertreten sind. Die ersten Planungen für das länderübergreifende Projekt begannen 2002. Die Verwaltung des Biosphärenreservats und Rhöner Touristiker hatten ein gemeinsames Ziel: Wie können wir das Mittelgebirge mit den unzähligen Wanderwegen und das Biosphärenreservat bekannter machen?
Ein Gutachten des Wanderinstituts brachte 2005 die Antwort: Die Rhön brauche einen Leitweg. Innerhalb von eineinhalb Jahren wurde ein zusammenhängender Weitwanderweg erschaffen, der höchste Qualitätsansprüche erfüllen sollte.
Am 24. September 2006 wurde der „Der Hochrhöner“ offiziell eröffnet. Im selben Jahr erhielt er zum ersten Mal das Zertifikat als Premiumwanderweg. Wie fällt die Bilanz nach zehn Jahren „Hochrhöner“ aus?
Punkten mit unterschiedlichen Landschaften
„Bei den Wanderern kommt er ziemlich gut an“, sagt Thomas Lemke, Koordinator Wanderprojekt bei der Arge Rhön. Das Deutsche Wanderinstitut bewertete den „Hochrhöner“ alle drei Jahre mit hohen Punktzahlen: Von 41 Punkten 2006 steigerte er sich zuletzt sogar auf 55 Punkte. Damit gehört er zur absoluten Spitzengruppe der deutschen Fernwanderwege. Thomas Lemke sagt: „Unter Wanderern heißt es: Den Hochrhöner muss man mal gewandert sein.“
Der Experte meint, drei Aspekte seien wichtig, damit sich Wanderer wohlfühlen: die Landschaft, das Wegeformat und die Infrastruktur.
„Naturnahe Landschaften werten einen Wanderweg auf“, erläutert Lemke. Hier punkte der „Hochrhöner“ mit seinen unterschiedlichen Landschaftstypen: Angefangen vom Saaletal, über die Mittelgebirgslandschaft in der Hochrhön, bis zu den Basaltkuppen im Norden. „Was typisch für den Hochrhöner ist, das sind die vielen verschiedenen Aussichten“, betont Thomas Lemke.
Naturnahe, unbefestigte Wege
Wanderer wollen außerdem auf naturnahen Wiesen-, Wald- und Bergpfaden laufen. Für einen Premiumwanderweg darf die Strecke beispielsweise maximal zu 15 Prozent auf Asphalt verlaufen. „Der Hochrhöner“ liege deutlich darunter, versichert Lemke.
Er ist auch Hauptwegewart beim Rhönklub. Der Heimat- und Wanderverein ist für die Pflege der Wegemarkierungen zuständig. Mit der Streckenführung kann der Rhönklub Einfluss auf die Qualität des Wanderwegs nehmen. Lemke erläutert, dass der Verein versuche, so weit wie möglich naturnahe, unbefestigte Pfade auszuwählen, um so das Wegeformat zu verbessern. Entlang der 173 Kilometer weist ein orangenes „Ö“ auf weißem Grund den Wanderern den Weg. Rund 30 Wegewarte sind in der Rhön im Einsatz.
Inzwischen viele Schutzhütten
Eine gute Wanderregion bietet den Ausflüglern außerdem genügend Schutzhütten, Rastplätze und Unterkünfte. Erst kürzlich wurden 14 neue Schutzhütten errichtet, so Lemke. Auf jeder Tagesetappe findet der Wanderer auf dem „Hochrhöner“ mindestens zwei Hütten, die Schutz vor Regen oder Sonne bieten.
Naturparke und Gemeinden aus allen drei Bundesländern kümmern sich darum, dass die Wanderwege stets freigehalten werden. Die Zusammenarbeit funktioniere gut, sagt Lemke.
Dass sich Hochrhöner auch positiv auf den Tourismus ausgewirkt hat, bestätigen Tourismusschaffende aus der Region. Für Michael Pfaff, Geschäftsführer der Tourismus GmbH bayerische Rhön, ist der Hochrhöner ganz einfach eine „echte Erfolgsgeschichte.“ Was mit der Gesundheitsreform der 90er Jahren an Kurgästen verloren ging, ist, nach seiner Meinung, mit der Ausbau der Wanderinfrastruktur, wofür der Hochrhöner steht, wieder ausgeglichen worden.
„Der Hochrhöner“ besteche durch seine vielseitigen Landschaften, findet Lemke. „Das Saale-Tal ist vom Charakter her eher milder“, sagt er: „Dann steigt der Weg auf zum Kreuzberg und durchzieht die Hochrhön, wo man die Vorteile eines Mittelgebirges hat.“ Im Norden kommen dann die vielen Basaltkuppen in der Nordrhön mit „etwas mediterranem Charakter“, so Lemke.
Element zur Aufwertung der Rhön
Während der vergangenen zehn Jahre „Hochrhöner“ sei „die Rhön ein Stück mehr zusammengewachsen“, so Lemke. Der Hochrhöner sei als touristischer Leuchtturm geplant gewesen: „Davon profitieren alle.“
Das sieht auch Michael Pfarr so. Für ihn ist der Hochrhöner ein wichtiges Element zur Aufwertung der Rhön als Tourismusregion. Gut zehn Jahre nach dem Fall der Grenze habe die Rhön begonnen, sich als Region zu formieren. In diesem Sinne sehe der Premiumwanderweg als ein Beispiel für das Zusammenwachsen der Rhön.
Auch weiter Tourismusschaffenden aus der Region halten den „Hochrhöner “ für eine Erfolgsgeschichte. Beim Infozentrum „Haus der Schwarzen Berge“ in Oberabch fragen die Gäste sehr oft nach Infomaterial zum „Hochrhöner“, sagt eine Mitarbeiterin. Außerdem werde das „Hochrhöner“-Prospekt sehr häufig von der Seite www.rhön.de heruntergeladen.
Marketing hat sich gelohnt
Auch unter den Kurgästen in Bad Kissingen ist der Premiumwanderweg bekannt, bestätigt Timo Tully von der Staatsbad GmbH. Tully ist für den Gästeservice zuständig und sagt: „Wir bewerben an unseren Infoständen den Hochrhöner. Wir können ihn guten Gewissens unseren Gästen empfehlen.“ Jürgen Schäfer arbeitet beim Berggasthof „Thüringer Hütte“ in Hausen und sagt: „Der Hochrhöner ist Marketing, das sich gelohnt hat.“
Die 173 Kilometer lange Wanderroute durchquert drei Bundesländer und fünf Landkreise, die sich die Rhön teilen.