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MÜHLFELD
Der Herr der Münzen zeigt seinen Schatz
Von unserem Mitarbeiter Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 06.05.2014 14:57 Uhr

Der moderne Mensch kann nicht verleugnen, dass er sich von seinen Vorfahren in der Steinzeit entwickelt hat. Bekanntlich schlugen die sich einst als Jäger und Sammler durchs Leben. Von diesem Sammlertrieb sind wir auch heute noch beherrscht, wenn auch auf einer ungleich höheren Zivilisationsstufe. Ein gutes Beispiel dafür ist Stefan Ledermann aus Oberstreu.

18 Jahre, von 1990 bis 2008, war Ledermann ehrenamtlicher Bürgermeister von Oberstreu. Seine Berufs- und Amtspflichten ließen ihm, obwohl zahlreich, doch auch Raum, um seiner Sammelleidenschaft zu frönen. Mit Briefmarken hatte es angefangen, bekannte er, Uhren und Schreibmaschinen kamen dazu. Und jetzt hortet er noch Münzen aus aller Herren Länder, aus Gegenwart und Vergangenheit.

Davon hatte Edeltraut Rapp, die Verwalterin des Schlosses Wolzogen in Mühlfeld, erfahren. Als sie bei Ledermann, ihrem ehemaligen Arbeitskollegen, anfragte, ob er seine umfangreiche Münzsammlung nicht einmal der Öffentlichkeit im Rahmen von „Leben im Schloss“ vorstellen wollte, sagte dieser gerne zu. Was kann einen Sammler – außer dem Sammeln selbst – auch mehr Freude machen, als andere interessierte Menschen an seiner Sammlung Anteil nehmen zu lassen?

Am vergangenen Sonntag hatte Stefan Ledermann seine zahlreichen Münz-Sammelordner im Schloss ausgebreitet, so dass sich die Besucher die Exponate, geschützt durch Klarsichtfolien, genau anschauen konnten. Edeltraut Rapp vermutete, dass diese wohl über einen Zentner wiegen müssen, was natürlich nur wenig über den Wert der Sammlung aussagt. Von Freunden und Verwandten hatte er Münzen bekommen, erzählte Ledermann, selbst welche aus dem Urlaub in fremden Ländern übrig gehabt. Und so kamen im Laufe der Zeit die geprägten Metallscheibchen aus 68 Ländern zusammen, allein 21 davon aus den Ländern der EU. Klar, dass die deutschen Währungen der Bundesrepublik und der ehemaligen DDR lückenlos vertreten sind. Aber es sind auch Münzen aus exotischen Ländern dabei, wie den Kaimaninseln, Thailand, China, Malawi, Bali, Dubai, Korea oder Sri Lanka, um nur ein paar zu nennen. Da sind zurzeit noch gültige Zahlungsmittel darunter, aber auch solche aus früheren Zeiten. Die älteste Münze stammt aus dem Jahr 1838 und trug einmal den Wert von einem Kreuzer. Ein paar exotische Banknoten sind übrigens auch dabei.

Erna Ledermann nimmt die Sammelleidenschaft ihres Mannes mit einem Lächeln hin. Befragt, wie er die sicherlich raumfüllenden Uhren und Schreibmaschinen aufbewahrt, stellte sie fest, dass dies in eigenen Teilen des Hauses zu ihrer Zufriedenheit gelöst ist. Und an der Münzsammlung hat auch sie ihre Freude.

Dass mit der Kunde von den Münzen eine ganze Wissenschaft verbunden ist, die der Numismatik nämlich, wurde den Betrachtern schnell klar. Wer hier den Überblick bewahren will, muss seine Sammlung nicht nur leicht zugreifbar aufbewahren, sondern auch ein System hineinbringen. Stefan Ledermann gab Einblick in seines. Der Computer ist ihm eine wichtige Hilfe dabei. Zu den Ordnern mit der jeweiligen Landeswährung gibt es ein von ihm entworfenes Deckblatt mit Angaben zum Zeitraum der Gültigkeit und dem Umrechnungskurs, zusammen mit einer Übersicht über den jeweiligen Bestand. Das Hobby kann teuer werden, wenn man Vollständigkeit – wenigstens von Teilbereichen – anstrebt. Aber darauf ist Ledermann nicht unbedingt scharf, ihm ist die unbeschwerte Freude am amateurhaften Sammeln wichtiger als die verbissene (und kostspielige) Jagd nach Lückenlosigkeit.

„Schlossherrin“ Edeltraut Rapp hat mit dieser Ausstellung „wieder einmal etwas Neues“ angeboten, und das macht ja auch den Reiz der Projekte aus, die das Schloss Wolzogen mit Leben erfüllen.

Fachgespräche unter Sammlern: (von links) Rudi Wagner aus Wülfershausen, Heinz Halbig aus Mellrichstadt, Reiner Zehe aus Eußenhausen und Peter Egert aus Oberstreu mit dem Besitzer der Münzsammlung, Stefan Ledermann.
Foto: Fred Rautenberg | Fachgespräche unter Sammlern: (von links) Rudi Wagner aus Wülfershausen, Heinz Halbig aus Mellrichstadt, Reiner Zehe aus Eußenhausen und Peter Egert aus Oberstreu mit dem Besitzer der Münzsammlung, Stefan Ledermann.
 
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