Das Schöne an einem Geheimnis ist der Moment, in dem es gelüftet wird und man selbst zu dem Kreis derjenigen zählt, die dem Akt beiwohnen dürfen. Unter anderem nach dieser Vorgehensweise ist Fredi Breunigs "Breezel, Bier un domm's Gebabbel" nun schon seit zehn Jahren ein Publikumsrenner. Entsprechend der inzwischen hochkarätigen Referenzliste ist die Erwartungshaltung groß, wer als Überraschungsgast erscheinen wird. Als dann Dr. Anton Hofreiter, Bundestagsfraktionsvorsitzender der Grünen, die Bühne betrat, war die Verblüffung doch wieder groß.
Doch bevor das Rätsel gelöst wurde, sahen die Zuschauer erst einmal Fredi Breunig, wenn er ganz in seinem Element ist und auf die kabarettistische Schippe nimmt, was seine Landsleute fabrizieren. Die Tageszeitung sei dabei ein Füllhorn des Absurden, aus dem er nur zu gerne schöpft und das den Stoff für seinen Spott liefert. So fand er beispielsweise eine Annonce für Brennholzverleih bemerkenswert. Wenig anfreunden konnte er sich dagegen mit einer Meldung, dass jetzt versucht werde, Bier aus Klärwasser zu gewinnen.
Wenn der Opa mit den Enkeln auf die Bühne kommt
Sein Programm lebt auf der anderen Seite von seiner eigenen Umtriebigkeit, denn er scheint jeden Zuschauer im Publikum zu kennen und kann dazu mit entsprechenden Anekdoten aufwarten. Gern holt sich der Sälzer aber auch andere Akteure aus der eigenen Zunft auf die Bühne. Raphael und Matteo samt Opa Erwin Kitz haben in der jüngsten Vergangenheit die Herzen des Publikums erobert. Die beiden Knirpse mit den lausbubenhaften Gstanzln und Sprüchen oder dem Lied "Meine Schwester ist ein Besen" hatten auch im Gästehaus die Brüller auf ihrer Seite.
Aber natürlich war auch das Jubiläum Thema. Sogar Ministerpräsident Markus Söder gratulierte in einer Videobotschaft. Kurz ließ Breunig die Liste der Überraschungsgäste Revue passieren und kam dabei auf eine recht passable Prominentenschar, um dann aber ein ganz klares Übergewicht an CSU-Politikern festzustellen. Um so größer war dann der Aufschrei der anwesenden "grünen" Zunft, wie von der Bundestagsabgeordneten Manuela Rottmann und Kreisrätin Birgit Zirkelbach, als Dr. Anton Hofreiter nach der Pause die Bühne betrat.
Hofreiter kennt sich auch bei der Hausschlachtung aus
Mit mitleidsvollem Blick begrüßte der Kabarettist seinen Gast, denn der musste früh aus den Federn seines Berliner Bettes, um pünktlich in Wargolshausen zu sein. Doch Müdigkeit war dem kernigen Politiker nicht anzusehen, der sonst vor Kameras eher etwas spröde und humorlos wirkt. Eins ums andere Mal verblüffte der gebürtige Münchner den Moderator - der angesichts des Jubiläums Torte statt Bowle anbot – mit der Bodenständigkeit seines Gasts. So staunte der Gastgeber nicht schlecht, als der Politiker schilderte, welche Messer sich besser bei einer Hausschlachtung eignen. Auch ein Rezept für Pralinen, die er selbst gern herstellt, bekam Breunig geliefert. Und überhaupt gab sich der Grüne als alles andere als ein Kostverächter. Ein kräftiger Zug aus dem Weißbierglas nötigte dem Gastgeber höchsten Respekt ab.
Nur als es dann doch auf die aktuelle Politik zu sprechen kam und der Grüne einen Kommentar zum Klimapakt abgeben sollte, war es mit dem Spaß vorbei. "Unverantwortlich" fiel dem Fraktionsvorsitzenden als erstes ein, um dann daran zu erinnern, dass man "mit dem Klima keine Kompromisse machen kann". Doch Breunig fand gleich wieder die Kurve und malte das Bild von seinem Gast, der nach der nächsten Wahl ein Ministeramt innehaben wird. Welches er am liebsten haben würde, verriet Hofreiter nicht. Er stellte lediglich fest, dass das Verteidigungsministerium eine ausgezeichnete Kantine habe und dort das beste Essen gekocht wird.