Die Hähnchen-Paula wird verkauft - diese Nachricht sorgte in den vergangenen Tagen für einige Unruhe in der bayerischen und hessischen Rhön, ist doch die Traditionsgaststätte im Gersfelder Ortsteil Sparbrod seit Generationen ein beliebtes Ausflugslokal. Die Hähnchen aus der Hähnchen-Paula sind weit über die Grenzen der Rhön hinaus bekannt.
„Die Gäste kommen von Schweinfurt und Würzburg, von Fulda bis Frankfurt, um unsere Hähnchen zu essen“, sagte Wolfgang Zebisch voller Stolz. Er übergab den Betrieb zum 1. April an Jennifer Stumpf (29) und Sebastian Marek (28). „Ich bin froh und stolz, so gute Nachfolger gefunden zu haben“, sagte Zebisch und wünscht dem Paar eine glückliche Hand und erfolgreiche Zukunft bei der Führung der Hähnchen-Paula.
„Das Konzept werden wir nicht verändern. Alles bleibt, wie es ist“, betonten die Nachfolger. Jennifer Stumpf war schon als Kind mit ihrer Mutter, die als Bedienung in der Hähnchen-Paula arbeitete, im Betrieb. „Sie hat schon als 13-Jährige die Salate in der Küche gerichtet“, erinnert sich Zebisch. „Der Betrieb ist ihr von Grund auf bekannt.“ Seit zwei Jahren schon hat sie neben Wolfgang Zebisch die Organisation des Betriebes und den Einkauf übernommen.
Ihr Lebensgefährte Sebastian Marek ist seit eineinhalb Jahren im Betrieb und ebenfalls mit dem Konzept und den Abläufen vertraut. Zuvor hatte er eine Lehre im Gasthaus „Krone Post“ in Gersfeld absolviert. „Wir werden sicherlich eigene Akzente setzen, aber wir werden das Konzept der Hähnchen-Paula auf jeden Fall eins zu eins übernehmen. Es funktioniert und wir wären dumm, wenn wir etwas verändern würden.“
Dazu gehören nicht nur die Speisekarte mit dem umfangreichen Angebot an verschiedenen Hähnchen-Gerichten, die gemütlich-rustikale Ausstattung des Lokals, sondern auch der beliebte Mountainbike-Biathlon, der in diesem Jahr am Samstag, 10. September, ausgetragen werden wird.
Wolfgang Zebisch und seine Frau Marlene werden sich nun aber nicht aufs Altenteil zurückziehen. „Das kann ich gar nicht hören. Ich spreche lieber von Resturlaub“, schmunzelt Zebisch. Seinen Resturlaub möchte er mit vielen Reisen und Fotografieren verbringen. Dem Lokal in Sparbrod werde er aber die Treue halten. „Ab und zu schaue ich sicher auch mal vorbei.“
„Die Hähnchen hat
nicht mal
der Hund gefressen“
Die Hähnchen-Paula in Sparbrod hat Wolfgang Zebisch 20 Jahre lang geführt und dem Lokal auch den Namen gegeben, vorher hieß es „Zum Grünen Tal“. Gerne erzählt er die Geschichte des Betriebes: In den 50er-Jahren haben zunächst zwei Frauen den Betrieb geführt, die Mutter von Hans Richter, dem späteren Inhaber, und seine Tante. Es war ein Ausflugslokal, das Brotzeit für Wanderer und die Skisportler vom Ressberg bereithielt.
Hans und Paula Richter wollten den Gästen dann etwas anderes bieten und kamen 1955 auf den Gedanken, Hähnchen zu braten. Allerdings seien die ersten Versuche wenig erfolgreich gewesen. „Die Hähnchen hat nicht mal der Hund gefressen“, berichtete Zebisch von Erzählungen, die ihm zugetragen wurden.
Doch Richters bekamen den Dreh raus, ihre Hähnchen wurden der Renner. Die Gersfelder sagten irgendwann, wenn sie nach Sparbrod gingen: „Wir gehen zur Hähnchen-Paula.“ Sogar Pommes gab es damals schon. „Die Bauern aus der Umgebung lieferten ihre Kartoffeln hier ab. Die Pommes wurden noch von Hand gemacht“, erzählt Zebisch.
Bis 1987 führten Richters die Gaststätte, Zebisch übernahmen sie zehn Jahre später, stellte nicht nur auf frische Ware um und renovierte tüchtig, sondern er gab dem bisherigen Gasthaus „Zum Grünen Tal“, im seligen Angedenken an Paula Richter, den Namen „Hähnchen-Paula“.
„Unser Ruf wuchs und wuchs, allein durch Mundpropaganda. Heute ist die Hähnchen-Paula eine echte Marke in der Region. Der Umsatz hat sich seit 1998 verzehnfacht. Häufig sind wir so voll, dass wir Leute wegschicken müssen“, sagte Zebisch. Und der Renner sind nach wie vor Hähnchen, allen voran das von ihm kreierte Knoblauch-Hähnchen.