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WILLMARS
Der Dorfladen soll bleiben
Drei Arbeitsplätze bietet der Willmarser Dorfladen. Hinter der Theke sind die Verkäuferinnen Susanne Hofmann (links) und Claudia Barthelmes zu sehen, die gerade zwei Kunden bedienen. Als dritte Angestellte ist Yvonne Nöthling im Boot.
Foto: Fred Rautenberg | Drei Arbeitsplätze bietet der Willmarser Dorfladen. Hinter der Theke sind die Verkäuferinnen Susanne Hofmann (links) und Claudia Barthelmes zu sehen, die gerade zwei Kunden bedienen.
Fred Rautenberg
 |  aktualisiert: 03.12.2019 10:47 Uhr

Von einer Krise kann man beim Dorfladen von Willmars eigentlich nicht sprechen, denn seit vielen Jahren trägt sich der Laden finanziell selbst. Trotzdem ist seine Zukunft mit einem Fragezeichen versehen. Denn Werner Palancares will nach drei Jahren nicht mehr allein die Verantwortung für das tragen, was er als „gute Sache“ bezeichnet. Dass der Dorfladen für die Gemeinde Willmars erhalten bleiben soll, das will auch Bürgermeister Reimund Voß. Aber neue Strukturen müssen gefunden werden, damit der Laden auch künftig eine Perspektive hat.

Um zu erfahren, wie man einen Dorfladen auf eine juristisch und wirtschaftlich tragfähige Basis stellen kann, waren die Bürger zu einem informativen Vortrag mit Referent Volker Hahn aus Seßlach eingeladen. Daran schloss sich eine Diskussion an, die das Ziel hatte, erste Weichen für einen Neuanfang zu stellen. Viele Willmarser und etliche Gäste waren der Einladung gefolgt, unter ihnen auch Warenlieferant Julius Graf aus Salz.

Beispiel einer Erfolgsgeschichte

Volker Hahn packte das Thema breit an. Er sprach von Entwicklungstendenzen im nahversorgenden Einzelhandel, von Verbraucherverhalten, verglich die Einzelhandelspreise mit denen von Discountern – und stellte dabei nur geringfügige Unterschiede fest. Besonders interessant für seine Zuhörer war das „Beispiel einer Erfolgsgeschichte“, wie er den Dorfladen von Heilgersdorf bezeichnete. In diesem Dorf hatten im Jahr 2007 vergleichbare Verhältnisse geherrscht wie in Willmars vor 20 Jahren, als der Dorfladen erstmals eröffnet worden war. In Heilgersdorf war nach einer Markt- und Kundenanalyse der Dorfladen als GmbH & Co KG gegründet worden. Für Willmars empfahl er die Rechtsform einer Unternehmergemeinschaft (UG) mit den Bürgern als sogenannte Stille Gesellschafter.

Bei diesem Konzept sollten sich neben den Bürgern auch die Vereine und die Gemeinde selbst einbringen. Insgesamt 40 000 Euro müssten als Startkapital zusammenkommen. Eine Geschäftsführung von drei bis fünf Personen müsse dann gewählt und eine Satzung aufgestellt werden, zusammen mit einer Berechnung für den notwendigen Umbau und die Einrichtung. 25 000 Euro müssten im Monat umgesetzt werden, wenn der Dorfladen sich tragen soll. Nach Hahns Plausibilitätsberechnung wäre das zu erreichen, wenn jeder Kunde (ausgehend von einer Gesamt-Kundenzahl von 360) durchschnittlich 17 Euro pro Woche beim Einkauf im Laden ließe.

Dorfladen ist auch Treffpunkt

Hahn wies auch auf den sozialen Aspekt eines Dorfladens hin. Die Arbeitsplätze würden gesichert, für ältere, nicht mobile Mitbürger könnte ein Bringdienst eingerichtet werden, und der Dorfladen soll wie bisher als Kommunikationszentrum dienen. Hahn empfahl die Gründung einer Projektgruppe, das Erstellen eines Fragebogens im Rahmen einer Machbarkeitsstudie und die Information der Bürger über die Resultate. Zudem sollten zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten der Nahversorgung überprüft und Förderquellen gesucht werden. Der Grundriss-Entwurf des Dorfladens, wie ihn sich Bürgermeister Voß in der Zukunft vorstellen könnte, umfasst eine Gesamtfläche von 160 Quadratmetern. Darin ist auch eine Erweiterung um einen Packraum vorgesehen.

An den Vortrag schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Reimund Voß schlug die Bildung von drei Arbeitsgruppen vor: eine für die bauliche Anpassung des Dorfladens, eine für die Regelung des Betriebsalltags und eine für die Werbung von (stillen) Gesellschaftern. Voß teilte mit, dass der Dorfladen mit 150 000 Euro gefördert werden könne. Für die energetische Sanierung stünden weitere 180 000 Euro in Aussicht. Die bisher 1200 angebotenen Verkaufsartikel sollten auf 1800 erhöht werden, merkte Werner Palancares weiter an; dazu würde aber mehr Verkaufsfläche beziehungsweise weitere Regale gebraucht.

Arbeitsgruppen eingeteilt

Reimund Voß und Werner Palancares ermutigten die Bürger, sich für das Weiterbestehen des Dorfladens zu entscheiden. Referent Hahn forderte auf: „Nutzen Sie die Chance, die Zukunft Ihrer Gemeinde mitzugestalten!“ Dafür plädierten die Bürger auch bei einer unverbindlichen Probeabstimmung. Als Palancares Listen auslegte, in die sich Bürger für die drei Arbeitsgruppen eintragen konnten, meldeten sich spontan 13 Personen. Nun wird Reimund Voß mit einem Arbeitsteam einen Fragebogen erstellen, mit dem alle Haushalte zu ihrem Einkaufsverhalten befragt werden. Der Bogen wird Ende Oktober an die Bürger der Gemeinde verteilt.

 
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