Im vergangenen Jahr war das Politiker-Derbläggn eine der ersten Großveranstaltungen, die in Folge der Corona-Pandemie ausfallen musste. Ein zweites Mal ausfallen lassen wollte der Heimatverein Burglauer das Derbläggn aber auf keinen Fall. Also zeichnete der Heimatverein die komplette Veranstaltung mit Bieranstich, Franke mit Rückgrat und natürlich der Fastenpredigt von Bruder Elisäus, alias Fredi Breunig in der Rudi Erhard-Halle auf und sendete sie am Samstagabend gebührenpflichtig im Internet.
„Das ist zwar nicht das Gleiche wie vor 600 jubelnden Gästen in der Rudi-Erhard-Halle, aber besser als ausgefallen“, bemerkte der Vorsitzende des Heimatvereins, Mathias Mangold. In der Tat konnte sich Mangold auf die treuen Fans des nunmehr 14. Politiker-Derbläggns verlassen: Mehrere hundert „Eintrittskarten“ hatte der Heimatverein für die Veranstaltung verkauft. Halt diesmal ohne „eng, laut und deftig“, wie Moderator Sven Schröter bemerkte. Ansonsten aber ein Derbläggn, wie es das Publikum in Burglauer kennt. Natürlich mit dem Rhöner Kulttrio Spilk, das nicht nur das Frankenlied spielte, sondern auch krachend mit China und dem Coronavirus abrechnete: „Für Made in China hält der Dreck ganz schön lange!“
Auszeichnung des Franken mit Rückgrat
Zum Politiker Derbläggn gehört seit Jahren schon die Auszeichnung eines Franken oder einer Fränkin, der oder die sprichwörtliches Rückgrat bewiesen hat. Diesmal wurde aber kein Polit-Promi ausgezeichnet, sondern eine Krankenschwester aus Schweinfurt. Renate Bauer ist seit mehr als 40 Jahren Krankenschwester und arbeitet im Leopoldina-Krankenhaus. Sie war mehrfach wegen Corona in Quarantäne, bevor sie selbst daran erkrankte. Mittlerweile weitestgehend wiederhergestellt, durfte sie stellvertretend für die vielen Pflegekräfte im Lande die Auszeichnung „Fränkin mit Rückgrat“ mit Medaille und dem obligatorischen T-Shirt entgegennehmen.
„Wer nicht derbläggt wird, der zählt auch nichts in unserem Lande“, betonte Innenminister Joachim Herrmann in seinem Grußwort. Einem von zahlreichen Grußworten, das frühere Franken mit Rückgrat und weitere Politiker per Videobotschaft mitteilten. Darunter Staatsministerin Dorothee Bär, MdB Sabine Dittmar, MdB Manuela Rottmann, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger und MdB Klaus Ernst aus Schweinfurt, für den das Derbläggn ein Highlight des Jahres darstellt. Auch Ministerpräsident Markus Söder, selbst Franke mit Rückgrat, grüßte die Zuschauer zu Hause vor den Computern. Landrat Thomas Habermann und Bürgermeister Marco Heinickel stachen ein Fässchen Kreuzbergbier an, bevor die Bühne freigegeben wurde für die Fastenpredigt von Bruder Elisäus.
Markus Söder und sein großer Lapsus
Fredi Breunig schlüpfte einmal mehr in seine Paraderolle, wenn er auch diesmal in eine Kamera sprechen musste und nicht vor bierselig jubelndem Publikum in einer bis auf den letzten Sitzplatz gefüllten Halle. Trotzdem gelang es Bruder Elisäus, vom Kloster Kreuzberg den Spannungsbogen über eine lange Rede aufrechtzuerhalten und von der Verkehrspolitik in Herschfeld bis zur Bundeskanzlerin den Bogen weit zu spannen. Elisäus beschwor den „Geist von Burglauer“, der diesmal halt nur rein digital über die Menschen kommen sollte. Aber immerhin sollte dieser Geist aus der Rudi Erhard-Halle kommen: „Man fühlt sich nur im eigenen Stadion wohl“, so Bruder Elisäus. „Das wäre ja sonst wie Dortmund gegen die Bayern in Schmalwasser!“ Fredi Breunig holte in seiner mehr als einstündigen Fastenpredigt weit aus. Trump weg, die Briten raus aus der EU und dann passiert Markus Söder ein Fehler: Statt den Biergärten macht er nach dem Lockdown die Tiergärten wieder auf! Sowas aber auch! Aber was wäre gewesen, wenn es in den 70er oder 80er Jahren einen Lockdown gegeben hätte? Ohne Internet, ohne Lieferservice und nur mit drei Fernsehprogrammen?
Von Herschfeld bis zum Kreuzberg
Der Verkehr in Herschfeld, die Heilquellen in Bad Neustadt, der ausgefallene Fasching und vieles mehr hatte Fredi Breunig in seine Fastenpredigt gepackt. Ein schließendes Kloster Kreuzberg kann er sich als Bruder Elisäus freilich nicht vorstellen, eine Karriere wie die vom neuen Bürgermeister in Burglauer vom Bratwurstgrill beim Derbläggn ins Bürgermeisteramt zum Bieranstich, wie es Marco Heinickel bewiesen hat, aber schon. Für Verkehrsminister Andreas Scheuer und Digitalstaatsministerin Dorothee Bär hatte Bruder Elisäus aber nur Spott übrig und attestierte beiden ein hohes Maß an „Inkompetenzkompensationskompetenz“.
Aber, wie immer gilt ja beim Derbläggn, wer nicht derbläggt wird, der wird nichts in der Politik. Aus diesem Grund wird auch in diesem Jahr niemand Bruder Elisäus die Fastenpredigt übel nehmen. Ganz im Gegenteil. Und alle Derbläggten wie auch alle Fans der Burgläurer Kultveranstaltung hoffen nun auf das kommende Jahr. Dann wieder alle beisammen in der proppenvollen Rudi Erhard-Halle mit Spilk und dem Kreuzberglied, den Franken mit Rückgrat, Politprominenz aus ganz Bayern und einem bestens gelaunten Fastenprediger Bruder Elisäus live vor großem Publikum.