150 Besucher kamen zum Mundartabend nach Sandberg. Wer den Weg gefunden hatte, war in der Lage, die Eintrittskarte zu verstehen. „Mie fange üm halwer ochd ou“, war noch leicht, aber der „Siewezedrr Waldbaricher Mundordowed“ forderte schon eine vertiefte Kenntnis der Sprache der Walddörfler.
Übersetzung inklusive
Die Organisatoren Martin Raab und Edmund Bühner treten seit Jahren als „Owannig“ auf. Ihre Musik eröffnete den Abend, der allerhand Ratschläge fürs menschliche Zusammenleben, Infos aus der Politwelt oder kulinarische Feinheiten parat hielt. Das Loblied auf das Reinheitsgebot amüsierte die Zuhörer gleich zu Beginn. Mit dem Lied „Borümm“ („Warum“) ging es weiter, wobei auch unbedarfte Zuhörer aufgrund der guten Übersetzung der Protagonisten auf ihre Kosten kamen.
Als Brigitte Meyerdierks Klaus Kirchner, den gebürtigen Sandberger aus Bischofsheim, ansagte, sinnierte sie über sein Lied „Koisseggunde“. Sie dachte an einen Frauennamen, schließlich tut sie sich als gebürtige Niederbayerin mit manchen Rhöner Ausdrücken immer noch schwer. Mick übersetzte dann in „keine Sekunde“.
Als allwissender, bauernschlauer Vater half Fredi Breunig dem aufmerksamen Sohn Martin Wachenbrönner bei den Hausaufgaben. Den Satz im Schulbuch „Alkohol tötet die Gehirnzellen ab“, wischt er mit einer Handbewegung weg, „Schmarrn, do däd ich doch wos merg“! Und natürlich werden auch Fang- und Scherzfragen entlarvt.
Nehmen sie nen Alten!
Die vier Damen der „Kaufmannsware“ rieten den Frauen „Nehmen sie nen Alten“. Ihr komödiantisches Talent zeigten sie mehrmals auf der Bühne, etwa beim musikalischen Wettstreit von Angelika Enders und Edith Hüttner mit Trompete und Tube gegen Theresa Seiffert und Ilona Zirkelbach (Klarinetten). Dass sie nach einem Lehrgang in Reit-im-Winkl quasi die Jodelköniginnen von Rhön-Grabfeld seien, stellten Edith und Angelika dann auch noch unter Beweis.
In einem ihrer neuen Lieder singen Kaufmannsware über die Sandberger Bürgermeister und berichten von der Treibjagd des Landrates mit allerhand regionalen Politikern, in deren Verlauf Dorothee Bär „mit Pumps und Minikleid im Waldesboden stecken bleibt“! Dass sie auch ganz anders können, bewiesen sie in ihrer Zugabe. „Mir wolle äbbes seng, wos zu Häzze gät“, leitete Edith Hüttner das Loblied auf die Rhön ein.
Nach zehn Jahren noch einmal!
Gotthold und Eustach beugten sich dem Wunsch, das zehn Jahre alte Stück von der Onlinemeldung des Zuckerrübenkontingentes, bei dem der Bauer Gotthold (Martin Wachenbrönner) seinen Freund Eustach (Fredi Breunig) um Unterstützung am Computer bittet, nochmals zu spielen. Statt der Diskette sollte „die Kette“ in den Computer gesteckt werden und die Maus baumelte noch in der Falle.
Lieder über die Dörfer
„Drr Mick“ (Klaus Kirchner) hatte Lieder über die Ortsteile mitgebracht, Sandberg, Waldberg und Sachmalwasser besang er, über Langenleiten wird er demnächst eines schreiben. Bei der „Perle der Rhön – Saand“ stand Brigitte Meyerdierks gemeinsam singend mit ihm auf der Bühne, den Refrain sang das Publikum aus voller Kehle mit. Da Mick in seinem Lied über Waldberg das Loachkraut besungen hatte, fühlte sich Martin Raab verpflichtet, „bevor mich jetzt hunnerd Läud donoch froche“, zu erklären, was es mit dieser kulinarischen Spezialität auf sich hat. Jedoch versuchen wird es keiner können, „denn doss ässe mir sälwer“!
Im letzten Lied des Abends von „Owanning“ ging es ums Wasser
„Wasser, Wasser für alle Läud, Wasser, Wasser schöpfe mir häud“, wurde bei verdunkelter Bühne gesungen. Edmund Bühner begleitete Martin Raab (Gesang und Akkordeon) auf dem Alphorn.
Einen speziellen Gast holten Meyerdierks und Owanning auf die Bühne. Steffie Kammermeier, Autorin und Regisseurin aus München, hatte einen Film über Dialekt in Rhön und Grabfeld gedreht. Bei den Dreharbeiten hatte sie sich in die Gegend verliebt, erklärte Kammermeier und lachend „der Dialekt hier ist verrückt“. Sie appellierte an diejenigen, die die regionale Sprache noch sprechen, sie zu bewahren und weiterzugeben.
Kostenlos aber nicht umsonst!
Die Künstler spielten an diesem Abend ohne Gage, alle Helfer vor und hinter den Kulissen unterstützen mit ihrem Einsatz einen guten Zweck. Seit über 35 Jahren gibt es Behinderten-Skifreizeiten von der „Stiftung Sicherheit im Skisport“ SIS und den DSV-Skiwachtlern. Seit nunmehr 30 Jahren ist Martin Raab Leiter dieses Projektes, das jedes Jahr 100 geistig und körperlich beeinträchtigten Kindern eine unvergessliche Erlebniswoche im Schnee ermöglicht. Kinder aus fast 30 Schulen in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg aus sozial schwachen Verhältnissen nehmen an den SIS-Behinderten-Skifreizeiten in Siegsdorf teil.