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ZIMMERAU
Der Detektiv der Worte
Fälle und Vorgehensweisen: In seinem neuen Buch erläutert Autor Raimund H. Drommel das von ihm entwickelte Sprachprofiling in erster Linie aus wissenschaftlicher Sicht.
Foto: Michael Petzold | Fälle und Vorgehensweisen: In seinem neuen Buch erläutert Autor Raimund H. Drommel das von ihm entwickelte Sprachprofiling in erster Linie aus wissenschaftlicher Sicht.
Michael Petzold
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:58 Uhr

Raimund H. Drommel aus Zimmerau (Lkr. Rhön-Grabfeld) hat sich als Sprachprofiler und Autor von Büchern über sprachwissenschaftliche Kriminalistik einen Namen gemacht. Jetzt hat der 69-Jährige ein neues Buch vorgelegt. Der Titel „Sprachprofiling – Grundlagen und Fallanalysen zur Forensischen Linguistik“ lässt den Leser in erster Linie an ein Buch denken, das sich an ein interessiertes Fachpublikum wendet, Kriminalisten oder Sprachwissenschaftler. Aber das ist es nicht nur.

Wie schon in seinem vorhergehenden Buch „Der Code des Bösen“ behandelt Drommel auch hier auf gut 100 Seiten interessante Fälle aus seiner Praxis und liefert dazu die Vorgehensweise, um anhand von Analysen und Vergleichen die Urheber von Texten zu ermitteln. Ausufernde Nachbarschaftsstreitigkeiten, der Rufmord gegen einen Geschäftsführer der hessischen Lottogesellschaft oder ein vermeintlicher Anlageschützer – immer geht es um schriftlich verfasste anonyme Beschuldigungen.

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„In seiner Sprache ist der ganze Mensch gegenwärtig. Und so mag es nicht verwundern, dass sich in der Sprache alles Menschliche äußert, das allzu Menschliche – und das Unmenschliche.“ Mit diesen Worten leitet Sprachprofiler Drommel sein neues Buch ein. Auf den folgenden gut 300 Seiten widmet sich der Autor im Detail jener Disziplin, die er selbst seit Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts entwickelt hat.

Man kann in dem Buch auch einen Ratgeber für Betroffene sehen. Denn aktuell kümmert sich Drommel als „Freundschaftsdienst“, wie er sagt, um fünf Menschen aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld, die im Internet und per Brief übelst gemobbt werden. Sogar zwei Polizisten sind darunter.

„Wie kann man das nutzen?“, hatte sich Drommel nach seinem Studium der Sprachwissenschaften und der Psychologie gefragt. Zunächst hielt er Seminare für Ärzte, in denen er Strategien für eine bessere Kommunikation mit Patienten zu vermitteln suchte. In eine ähnliche Richtung ging das Training für rheinland-pfälzische Polizisten mit dem Ziel, bei Verkehrskontrollen durch verändertes Verhalten Spannungen abzubauen.

Am Rande einer dieser Veranstaltungen kam er mit einem Fall in Berührung, in dem ein Polizeipräsident aus dem Westerwald unter anderem in anonymen Schreiben beschuldigt wurde, im Rotlichtmilieu Schmiergelder zu nehmen. Beim Versuch, in den verleumderischen Texten Anhaltspunkten auf den Urheber zu finden, fiel Drommel auf, dass die wissenschaftliche Forschung auf diesem Gebiet in Deutschland kaum entwickelt war.

Umstrittene Methode

Drommels Methoden der sprachwissenschaftlichen Kriminalistik waren jahrelang umstritten. Vor allem seiner These vom Individualstil, einer Art sprachlichem Fingerabdruck, wollten andere Experten nicht folgen. Ausführlich geht der Autor auf diesen Disput und die Anfänge des Profilings ein – damals noch hauptsächlich mit der Suche nach sprachlichen Fehlern und Eigenheiten.

Ab 1990 beschäftigte sich der in Großeibstadt (Lkr. Rhön-Grabfeld) geborene Wissenschaftler auch mit der Sprache der Terrorgruppe Rote Armee Fraktion (RAF), wobei es darum ging, mit Hilfe der Sprachprofiling-Techniken die Echtheit von Bekennerbriefen zu untersuchen.

Sprachprofiling – Grundlagen und Fallanalysen zur Forensischen Linguistik: Raimund H. Drommel, Verlag Frank & Timme. 2015, 331 Seiten, 29,80 Euro.

 
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