Den Alten Schweden kennt in Bad Königshofen jeder. Und dabei handelt es sich nicht um einen 75-jährigen Mann namens Björn. Nein, es ist ein Event, welches jeden ersten Freitag im Monat im Schlundhauskeller am Marktplatz stattfindet.
Und dort ist „open-stage“ angesagt: Jeder kann mit seinem Instrument vorbeikommen und ein paar Stücke darbieten. Außerdem ist immer eine kleine Band da, die Solisten begleitet. Und meistens ergibt es sich, dass dann in den unterschiedlichsten Spontan-Besetzungen ordentlich gejammt wird. Das Ganze bei freiem Eintritt. Doch die neue Saison, die an diesem Freitag, 6. Oktober, um 20 Uhr eröffnet wird, ist keine gewöhnliche: Es ist kaum zu glauben, aber der Alte Schwede wird seinem Namen gerecht und geht bereits in das zehnte Jahr!
Plattform für Musiker
Am Anfang war da nur das vage Bedürfnis, den in Bad Königshofen und Umgebung verstreuten Musikern eine Plattform zu bieten.
Die Musiker der fränkischen Blues-Institution „Landleben“ (Frank Selzam, Joschi Schneider und Andreas Bördlein) hatten diese Idee lange hin und her gewälzt und auch immer wieder an den urigen Keller des Schlundhauses als Location gedacht, bevor schließlich im Frühjahr 2008 ihr gemeinsamer Freund Frank Helmerich die Initiative ergriff und Nägel mit Köpfen machte: Er fragte den Schlundhauswirt Christian Fischer, der sofort von der Idee begeistert war. Franks Bruder Yvo Helmerich entwarf ein Logo, Plakate wurden aufgehängt, Flyer verteilt, Internetpräsenz erstellt, wie man das halt so macht. Und das Wichtigste: Mit Christoph Jeßberger konnte für die Begleitung der musikalischen Gäste ein kompetenter und zuverlässiger Pianist gewonnen werden.
Am 10. Oktober 2008 war es dann endlich soweit: Der Schlundhauskeller frisch entstaubt, die Instrumente gestimmt, die Recken von Landleben und ihr Impresario Frank Helmerich in aufgeregter Erwartung. Und siehe da: Musiker und Zuhörer strömten zuhauf und tun dies bis heute.
Und was gab es nicht schon alles zu hören beim Alten Schweden: jugendliche Lokalmatadoren aus der Singer-Songwriter-Szene, mittelalterliche Bob-Dylan- bzw. Joan-Baez-Klone, abgehangene Jazz-Jünger. Aber auch feste Größen der hiesigen und überregionalen Musik-Szene: Sebastian Bach von Backbeat, der Bad Kissinger Profi-Kontrabassist Wolfgang Kriener, Piano-Tausendsassa Michael Steinbach aus Bad Neustadt, Cello-Ikone Claudia Dunkelberg aus Bad Königshofen, Flötenvirtuose Martin Beyerle aus Irmelshausen, Tenorsaxofonist Reiner Kolla aus Bad Neustadt. Und es gibt wohl kaum ein Instrument, das noch nicht die enge Kellertreppe hinuntergeschleppt worden ist: Gitarre, Kontrabass, Cajon, sämtliche Blasinstrumente, klar. Aber auch ein Didgeridoo, ein Dudelsack, Blue-Grass-Fiddeln, selbst eine Zither war schon zu bestaunen.
Es ist kein Abend wie der andere. Während es bisweilen recht jazzig zugeht (Bläser aus der örtlichen Berufsfachschule sind gern gesehene Gäste), hat man es andererseits sehr oft mit eher folkigen und poppigen Klängen zu tun.
Mit den Creamhild?s Jazzpants aus Bad Königshofen waren aber auch schon Rapper zu Gast. Selbst gejodelt wurde schon, als sich der allseits bekannte Musikus Michael Wolf mit seiner Frau Melanie einmal die Ehre gab. Wie ein roter Faden zieht sich natürlich der Blues durch die Veranstaltungen. Eines steht fest: Wenn der Alte Schwede ruft, wird es stimmungsvoll und gemütlich, neben dem Musikgenuss gibt es auch viel Raum für ausufernde Gespräche und deftiges Essen. Unterm Strich sicherlich ein Kulturangebot, ohne das Bad Königshofen um einiges ärmer wäre.
Ach ja: Warum heißt das Ganze eigentlich „Alter Schwede“? Tja, dazu muss man sich am kommenden Freitag um 20 Uhr schon selber in den Schlundhauskeller aufmachen und einfach mal genau hinschauen. Vielleicht wird dann einiges klarer …