
Viele Köpfe haben sich Gedanken gemacht über die „Via Romea“, den Pilgerweg vom norddeutschen Stade nach Rom, der auch durch den Landkreis Rhön-Grabfeld führt. Nun sollen die Bemühungen geadelt werden, indem der 2200 Kilometer lange Reiseweg des Stader Abts zum „europäischen Kulturweg“ erhoben wird.
Bei der der Sitzung des Arbeitskreises Kultur und Geschichte der Nes-Allianz informierte Michael Weiß über den aktuellen Stand des Vorhabens. Der geschäftsführende Beamte von Bad Neustadt ging zunächst kurz auf die Geschichte des Pilgerwegs ein, der aus der Wallfahrt des Abts von Stade nach Rom und zurück resultiert. Seine Erlebnisse hatte der Ordensbruder in einem Reisebericht festgehalten, der als Grundlage zur Rekonstruktion der Strecke diene. Seit etwa 2008 wird der Weg beschrieben, ausgeschildert und kartiert.
Viele Kriterien müssen erfüllt sein
Er komme gerade von einer Sitzung des Fördervereins in Donauwörth, der derzeit an der Anerkennung des Pilgerweges als europäischer Kulturweg arbeitet. Das Vorhaben könne nur ein europäischer Verein bewerkstelligen, der erst noch gegründet werden muss und dessen Satzung Weiß ausarbeitet. Zur Anerkennung sei eine ganze Reihe von Kriterien zu erfüllen. Wenn die Aktivitäten erfolgreich sind, bestehe die Aussicht auf Förderung.
Inzwischen sei die Wahrnehmung des Pilgerwegs auch deutlich gestiegen, beteuerte Weiß. Der Weg werde seit mehreren Jahren auf den deutschen Kirchentagen vorgestellt, sei aber anfänglich wenig beachtet worden und habe völlig im Schatten des Jakobswegs gestanden. Beim jüngsten Kirchentag sei die Nachfrage eine völlig andere gewesen, und die an der Strecke gelegenen Orte melden einen deutlichen Anstieg der Anfragen.
Die Nachfrage nach dem Weg steigt
Der Sälzer Bürgermeister Martin Schmitt bestätigte die Entwicklung mit einer Schilderung, wie er einmal einem Pilger eine Unterkunft vermittelt habe. Und erinnerte an seinen ehemaligen Amtskollegen aus Rödelmaier, den früheren Bürgermeister Ingo Hahn, der den Weg ab hier bis ans Ziel schon komplett gelaufen ist.
Gisela Sendner betrachtet eine Anerkennung als Chance für die betroffenen Gemeinden. Sie müssten aber auch Angebote schaffen, die für Pilger von Interesse sein könnten, ergänzte Anne Zeisner. Überhaupt müsse durch Öffentlichkeitsarbeit Aufmerksamkeit auf breiter Basis erzeugt werden. Die Kirchen vor Ort spielen dabei eine wichtige Rolle, hob die Stadträtin hervor. „Da ist aber auch schon einiges gelaufen“, meinte Weiß dazu. Aber vieles spiele sich im Hintergrund ab und werde gar nicht in der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Digitalisierung der Klosterbibliothek
Um die Via Romea ging es in einem Sitzungsteil des Arbeitskreises. Den anderen Part der Sitzung bestritt Carolin Oser-Grote, die schon einmal Gastgeberin für die Mitglieder gewesen war. Damals besichtigte der Arbeitskreis die historische Klosterbibliothek von Münnerstadt, deren Leiterin sie ist. Jetzt stellte sie ihre Aufgabe zur Digitalisierung der Bestände vor.
Das Sortiment ist halb weltlich, halb theologisch, was eher selten ist für eine Klosterbibliothek, erinnerte die Bibliothekarin. Darüber hinaus sei der Umfang von 70 000 Bänden eine Besonderheit in Unterfranken. Der Schwerpunkt des Bestands liegt im 18. und 19. Jahrhundert. Sie berichtete ferner, dass sie einen Schlagwortkatalog mit bisher rund 10 000 Karteikarten zunächst in Papierform angelegt hat, die nun digitalisiert und im Internet eingesehen werden können.
Schulen recherchieren in der Onlinepräsenz
Die Reichweite der Bibliothek sei durch die Onlinepräsentation beträchtlich gestiegen, stellte die Leiterin fest, wie ihr die Anfragen verdeutlichen. Die Wahrnehmung der Bibliothek wachse aber nicht nur beim Fachpublikum sondern auch in die Breite. Beispielsweise recherchieren neuerdings Schulen in den Beständen.
Bad Neustadts Geschichte wird bearbeitet
Ferner kam Michael Weiß noch einmal zu Wort und stellte den Stand der Grabungen am Veitsberg vor. Leiterin Petra Wolters werde ihre Dissertation über die Anlage demnächst abschließen. Sie wird mit einer Halbtagsstelle bei der Stadt angestellt, wo sie die Geschichte der Stadt bearbeitet. Mit der anderen Hälfte ist sie bei der Uni Jena angestellt und wird in dieser Tätigkeit die Ausgrabungen am Veitsberg fortsetzen. Auf diese Weise seien die Grabungen schon jetzt bis 2020 gesichert. Anschließend habe sie den Auftrag zum Erarbeiten eines Museumskonzepts.
Schließlich kam auch noch Heinz Gauly zu Wort. Er machte die Mitglieder des Gremiums auf einige historische Unzulänglichkeiten auf den Informationstafeln zur Kaiserpfalz und zur Pfarrkirche von Salz aufmerksam.