
Es sind Unwissenheit, Angst und oft auch Scham, die Menschen dazu verleiten, sich keine oder zu spät Hilfe zu holen, wenn sie selbst oder Angehörige die Diagnose Demenz bekommen. Diese Erfahrungen haben Veronika Enders (Fachstelle für Senioren und Menschen mit Behinderung im Landratsamt), Andrea Helm-Koch (Fachstelle für pflegende Angehörige des Diakonischen Werks) und Martina Heinrich (Lokale Allianz für Menschen mit Demenz, "Natur unvergesslich") gemacht. Die drei haben die Veranstaltungen organisiert, die im Rahmen der Bayerischen Demenzwoche vom 17. bis 26. September im Landkreis Rhön-Grabfeld stattfinden. Diese Demenzwoche steht unter dem Motto "Festhalten, was verbindet".

Die Organisatorinnen greifen das Thema Demenz aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf und wenden sich mit ihrem Angebot ausdrücklich nicht nur an Erkrankte oder deren Angehörige. Im Blick haben sie auch Menschen, die privat oder in ihrem beruflichen Umfeld mit an Demenz Erkrankten zu tun haben, und nicht so genau wissen, wie sie sich verhalten sollen: hinter der Theke eines Supermarktes, am Bankschalter, in einer Polizeidienststelle oder hinter dem Steuer eines Busses.
1. Wie war das damals mit der Reinlichkeit?
Die Auftaktveranstaltung ist am Freitag, 17. September, 14 Uhr, im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen. Hier gehen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den Fragen nach: Wie duschte man früher ohne Badezimmer? Und wie wurden Nachthemd, Hose und Rock ohne Waschmaschine sauber? Ausgestattet mit Kernseife, Waschbrett und Wäschestampfer erinnert man sich an die Zeit, als es noch keine Waschmaschinen gab. Beim Tasten, Fühlen und Riechen aktivieren alle ihre Sinne und versetzen sich in frühere Zeiten zurück. Die Teilnahme ist begrenzt. Anmeldung unter Telefon (09778) 9123-20 oder info@freilandmuseum-fladungen.de
2. Früher war alles anders: Erinnerungen auf der Spur
Wie war es noch damals, als man auf Höfen mit vielen Tieren zusammenlebte, Wasser im Brunnen holte und man sich größtenteils selbst verpflegte? Die einstündige Führung im Rhönmuseum taucht in die frühere Erlebniswelt der Teilnehmenden ein und lässt Kindheits- und Jugenderinnerungen wachwerden. Anhand eines Modells werden die Themen Versorgung und Nachhaltigkeit besprochen und durch persönliche Geschichten zur Gartenarbeit und Tierhaltung lebendig. Termin ist am Sonntag, 19. September, um 14.30 Uhr im Rhönmuseum, Marktplatz 1, in Fladungen. Teilnehmen können bis zu fünf Menschen mit Demenz plus bis zu fünf Begleitpersonen. Anmeldung unter Telefon (09771) 94694 oder info@rhoenmuseum.de
3. Wer spazieren geht, schult auch sein Gedächtnis
"Bewegend ins Gespräch kommen" ist das Motto eines Spaziergangs mit Bewegungsübungen für Menschen mit und ohne Gedächtnisproblemen in Mellrichstadt. Durch Bewegung sollen die Teilnehmenden nicht nur ihren Körper in Gang setzen, sondern auch den Geist anregen. Termin ist am Montag, 20. September, um 15 Uhr. Treffpunkt ist das Kneippbecken am "Am Kirschgarten" in Mellrichstadt. Anmeldung unter Telefon (09771) 6309713.
4. Wie reagieren, wenn ein Mensch mit Demenz einem im Berufsalltag begegnet?
Wie soll ein Busfahrer reagieren, wenn eine Frau im Bus sitzen bleibt und nicht mehr weiß, wo sie aussteigen muss? Wie reagieren, wenn die Bankkundin ihre kompletten Ersparnisse im Strumpf mitnehmen möchte? Was tun, wenn die vierte Anzeige gegen den verstorbenen Nachbarn bei der Polizei eingeht? Wie lässt sich überhaupt erkennen, dass eine Demenzerkrankung vorliegt? Antworten auf diese Fragen gibt es in einem Seminar am Dienstag, 21. September, von 14 bis 17 Uhr im großen Sitzungssaal des Landratsamtes in Bad Neustadt. Anmeldung unter Telefon (09771) 94433 oder veronika.enders@rhoen-grabfeld.de
5. Kinoabend: „Still Alice – Mein Leben ohne gestern“
Zunächst sind es nur Kleinigkeiten, die kaum jemandem auffallen. Bei einem Vortrag fällt Professorin Alice Howland plötzlich ein Wort nicht ein. Wenig später dann verliert sie beim Joggen die Orientierung, obwohl sie die Strecke fast jeden Tag läuft. Dieser Film wird am Dienstag, 21. September, um 20 Uhr in den Stadtsaal Lichtspielen, Kellereistraße 63, Bad Königshofen, gezeigt. Einlass ist ab 19.15 Uhr. Im Foyer besteht die Möglichkeit, am Stand des Pflegestützpunktes Informationen rund um das Thema Demenz zu erhalten und ins Gespräch zu kommen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
6. Wanderung: Wie war es, früher im Wald zu arbeiten?
Unter dem Motto "Holz & Wald – Einst & jetzt" steht ein Spaziergang für Menschen mit und ohne Demenz in Sandberg, bei dem ein Förster anwesend ist. Gemeinsam kann man sich erinnern, wie früher im Wald gearbeitet wurde und mit welchen Geräten. Der Spaziergang ist nicht geeignet für Menschen, die einen Rollstuhl oder Rollator benötigen. Termin ist am Mittwoch, 22. September, 10 Uhr. Treffpunkt ist der Wanderparkplatz am Ortsausgang von Sandberg in Richtung Bischofsheim, Teilnehmer können auch abgeholt werden. Anmeldung unter Telefon 0151 44282280 oder natur-unvergesslich@t-online.de
7. Die Natur kommt ans Pflegebett
Auch wenn Menschen das Haus oder das Bett nicht mehr verlassen können, möchten sie noch an den Jahreszeiten und Natureindrücken teilhaben. Martina Heinrich lässt Pflegende bei ihrem Vortrag erleben, wie man mit alltäglichen Dingen aus Wald und Garten Jahreszeiten, Düfte und andere Naturelemente in den Raum holen kann. Termin ist Mittwoch, 22. September, um 19 Uhr in der Caritas-Sozialstation St. Kilian, Lohweg 2, Mellrichstadt. Anmeldung unter Telefon (09771) 61160.
8. Alzheimer & Co: Wo endet das normale Vergessen?
Auch wenn Demenz mittlerweile in aller Munde ist, herrscht oftmals zu Beginn große Unsicherheit. Wo endet „normales“ Vergessen und welche Anzeichen gibt es für eine beginnende neurokognitive Einschränkung? Was ist wichtig bei einem ersten Verdacht und wer kann mir weiterhelfen? Welche Möglichkeiten gibt es sowohl für den Betroffenen als auch für seine Angehörigen, sich mit den veränderten Lebensbedingungen auseinanderzusetzen? Der Vortrag findet am Donnerstag, 23. September, um 17 Uhr im Bürgerkeller Nordheim, Marktplatz, statt.
9. Singen und tanzen: Musik weckt Erinnerungen
Ein Sing- und Tanznachmittag findet am Freitag, 24. September, von 14 bis 17 Uhr in der Günter-Burger-Halle, Karlsbergstraße 2a, Strahlungen, statt. Sonja Rahm nutzt mit ihrer Stimme und ihrem Schifferklavier die Kraft der Musik, Erinnerungen zurückzubringen, und bringt Menschen mit als auch ohne Demenz an diesem Nachmittag zum Singen und im besten Fall auch zum Tanzen. Wenn es die Corona-Pandemie zulässt, wird eine Bewirtung mit Kaffee und Kuchen angeboten.