
Steht der Rhöner Kuppenritt vor dem Aus? Die Ausführungen von Vorsitzendem Jürgen Maul und Radsport-Abteilungsleiter Norbert Hanft in der Jahreshauptversammlung ließen keinen Zweifel daran, dass die Kult-Radsport-Veranstaltung des TSV Brendlorenzen mehr denn je auf der Kippe steht - wenngleich ein klares "Jetzt ist Schluss" noch keinem über die Lippen ging. Maul sprach in seinem Rückblick aber vom "vermutlich letzten Kuppenritt", der 2023 veranstaltet worden war. "Zumindest ist uns 2024 eine Durchführung nicht möglich. Inwieweit das in den Folgejahren so bleibt, ist nicht absehbar", fügte er an.
In den Hoch-Zeiten über 3000 Teilnehmende
Grund sei, dass "die Kerntruppe der Radsport-Abteilung für Planung und Vorbereitung aus Altersgründen nicht mehr bereitsteht". Das sei zwar schade, aber nachvollziehbar. Jürgen Maul bedankte sich beim "harten Kern" der Abteilung um Norbert Hanft für die "jahrzehntelange Organisation des Rhöner Kuppenrittes". Die zunächst kleine Vereinsveranstaltung habe sich über die Jahre hinweg zu einer "überregional bekannten Radsport-Veranstaltung für Hobby-, aber auch Profi-Radfahrer" entwickelt". Mit dem Höhepunkt im Jahr 2016, als beim 25. Kuppenritt-Jubiläum Radprofi Udo Bölts in Brendlorenzen zu Gast war. "Der Rhöner Kuppenritt wird uns und der Region sicherlich fehlen", bedauerte Maul.
Nach drei Jahren Pause, vor allem Corona-bedingt, habe der Kuppenritt 2023 wieder stattgefunden, berichtete Norbert Hanft, erstmals in Zusammenarbeit mit dem Patenverein TSV Unterelsbach. Um das Fehlen von Helfern zu kompensieren, seien die längeren Strecken nur per GPS-Daten angeboten worden. Das habe vor allem bei der Mountainbike-Strecke eine große Zeitersparnis gebracht. Frust schob Hanft angesichts von nur 574 Teilnehmenden: "Das war sehr enttäuschend." In den Hoch-Zeiten war sogar schon mal die 3000er-Marke überschritten worden. 2023 hätten "bei den Vorbereitungen die Helfer in wichtigen Positionen gefehlt". Angesichts der Altersstruktur in der Radsport-Abteilung "ist die Organisation nicht zu stemmen". Dennoch hat Hanft die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben. "Vielleicht findet sich eine Gruppe zusammen, die die Organisation in die Hand nimmt", sagte er auf Nachfrage.
Für das verwaiste Sportheim ist ein Pächter in Sicht
Ein weiteres Thema brennt dem TSV unter den Nägeln: Das schon lange verwaiste Sportheim. Seit Juni 2020 herrschte Leerstand, nachdem die Vereinswirtin aufgehört hatte. Die Nachfolge gestaltete sich schwierig. Die Freude über die Verpachtung (Maul: "ein thailändisches Restaurant im Nebenerwerb") ab 1. Mai 2023 wich schnell der Ernüchterung. Zwei Monate später war wieder Schluss, vor allem wegen eines schwerwiegenden Krankheitsfalles in der Familie des Pächter-Ehepaares. Aktuell gebe es eine "neue vielversprechende Interessensbekundung". Die Gespräche seien fortgeschritten, aber noch sei nichts spruchreif.

In seinem Rückblick bezifferte Maul den Mitgliederstand auf 1033 (Stand: 31. Dezember 2023), was den TSV einmal mehr zum größten Sportverein im Landkreis Rhön-Grabfeld macht. Eine Premiere feiert der Verein am Freitag, 12. Juli. Er zeichnet für die sportliche Durchführung des Sparkassen-Stadtlaufs verantwortlich und löst damit den VfL Spfr. Bad Neustadt ab. Der hatte, mangels Helferinnen und Helfer, seinen Rückzug als Ausrichter erklärt. Thomas Baumeister, Leiter der TSV-Laufgruppe, übernimmt die Verantwortung. "Ohne seine Bereitschaft wäre für uns die Durchführung nicht möglich", so Maul. Ein weiteres Highlight wird bereits ein paar Tage zuvor (Sonntag, 7. Juli) das dann 59. Gemeindesportfest sein. Der Vorsitzende sagte der großen Helferschar sowie den Übungsleiterinnen und -leitern, ohne die der Sportbetrieb nicht möglich wäre, Dank.
Großes Spektrum an sportlichen Betätigungsmöglichkeiten
Dass der TSV ein großes Spektrum an sportlichen Betätigungsmöglichkeiten bietet, ist das Geheimnis für den Erfolg. Badminton, Basketball, Fußball, Leichtathletik (mit Gymnastik und Laufgruppe), Radsport, Tischtennis, Triathlon und Volleyball - das alles beinhaltet das Angebot. Leichtathletik-Abteilungsleiterin Katharina Altrichter berichtete von der jüngsten Gruppe, im wahrsten Sinne des Wortes, wo seit ein paar Monaten "Krabbelturnen" für Babys im Alter von sechs Monaten bis zum 2. Geburtstag, natürlich mit Mama oder Papa, angeboten wird. Sie ermunterte die Mitglieder, das Sportabzeichen zu erwerben und hat sich für 2024 eine kleine Vereins-Challenge ausgedacht: "Welche Abteilung macht die meisten Sportabzeichen?"
Den Bericht von Kassierer Jens Will vernahmen die Anwesenden mit großer Zufriedenheit. Die Zahlen weisen den TSV als kerngesunden Verein aus. 21 Frauen und Männer wurden für 25-, 40-, 50-, 60- bzw. 70-jährige Treue zum TSV ausgezeichnet. Sie verkörpern zusammen 860 Jahre Vereinszugehörigkeit.