
Allein durch Körpersprache und Haltung, Mimik und Gestik faszinierte Carlos Martinez sein Publikum. Egal ob lässig oder ernst, traurig oder fröhlich in nur wenigen Sekunden verwandelte sich der Künstler in gänzlich unterschiedliche Charaktere.
Nur wenige angedeutete Handgriffe und ein anderer Gesichtsausdruck genügten und das Publikum wusste genau, wen oder was Carlos Martinez verkörperte. Eine erstaunliche Wandlungsfähigkeit, Gespür für Komik und Spontanität zeichnete den Auftritt des berühmten Künstlers auf der Missio-Camp Bühne aus.
Seit über 30 Jahren übt Carlos Martinez die ja eigentlich stille Kunst der Pantomime aus, mit der er seither kulturelle und sprachliche Barrieren überwindet. Kritiker sagten ihm zu Beginn seiner Karriere, Pantomime sei eine tote Kunst, doch Carlos Martinez ließ sich nicht beeindrucken, folgte seiner inneren Stimme und erlebt seither bei jedem Auftritt ein wahres Wunder der Wiederauferstehung der Pantomime.
Wie jeder seiner Auftritte begann auch dieser in der Garderobe. Das Publikum erlebte mit, wie er ankam, Kaffee trank, die weiße Schminke auftrug und sogar selbst die Bühne fegte. Aus dem imaginären Besen wurden dann ein Billard-Queue, eine Angel, eine Hantel und auf einmal war er sein Seiltänzer. Carlos Martinez zauberte Bilder in die Köpfe der Menschen und verzauberte sein Publikum, das ihm vom ersten Augenblick an gebannt zusah.
Martinez war nicht zum ersten Mal im Missio-Camp, so gab er zunächst einige Klassiker zum Besten, die wieder begeisterten. Dazu gehörten „der Stein“ und „der Spiegel“, der eine hohe Kunstfertigkeit erforderte. Carlos Martinez schlüpfte in Windeseile in ganz unterschiedliche „Masken“, die ihn grimmig, erstaunt, verzerrt und fröhlich zeigten. „Der Stein“ verdeutlichte höchst eindrucksvoll, dass blinde Menschen durchaus mehr sehen können als Sehende.
Mit dem „Abendessen zu zweit“ begann eine Liason, die mit Kerzen, Wein und einem guten Essen begann, über „die Hochzeit“ zum ersten Baby führte. „Der Glaskasten“ band dann auch das Publikum aktiv in die Vorführung ein, das bereitwillig mitspielte und Carlos Martinez' Anweisungen folgte.
Natürlich durften beim Missio-Camp auch biblische Geschichten nicht fehlen. Gebannt verfolgte das Publikum seine Darstellung zur Schöpfungsgeschichte, wie Gott die Erde und den Menschen erschuf. Quasi hautnah war das Publikum dabei, als Noah die bunte Tierschar in die Arche winkte. Dabei durfte ein Augenzwinkern nie fehlen. Psalm 23 war ebenso ein Beispiel für den feinen Humor des Künstlers, denn die ihm folgende Güte und Barmherzigkeit schubsten ihn doch durchaus recht unfein vor sich her.
Eine gewisse Komik kann der „Bushaltestelle“ auch nicht abgesprochen werden. So mancher fühlte sich ertappt, denn die ungeduldigen Gesten und Blicke beim Warten auf den Bus scheinen international einheitlich zu sein. 1991 hatte er diese Stück eigens für seinen Vater kreiert, der mit Pantomime eigentlich nichts anfangen konnte. Für das Jahr 2018 hatte er das Stück aktualisiert. Die Warteten beschäftigten sich nicht mehr mit der Zeitung, einem Baby oder dem Essen eines Pfirsichs, sondern ausschließlich mit dem Smartphone. Auf diese Weise hielt er dem Publikum immer wieder einen Spiegel vor, in dem sie sich selbst mit ihren Marotten und Angewohnheiten erkannten.