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Dem Klimawandel begegnen: Agroforst als Wegweiser für die Zukunft der Landwirtschaft in der Rhön?
Die Teilnehmer der Exkursion besuchten ein frisch gepflanztes Agroforstsystem mit Tröpfchenbewässerung.
Foto: Lisa Knur | Die Teilnehmer der Exkursion besuchten ein frisch gepflanztes Agroforstsystem mit Tröpfchenbewässerung.
Bearbeitet von Martina Harasim
 |  aktualisiert: 30.09.2023 02:59 Uhr

Der Klimawandel ist längst auch im UNESCO-Biosphärenreservat Rhön spürbar. Lange Trockenperioden sind keine Seltenheit mehr, und wenn es regnet, dann oft mehr als die Böden aufnehmen können. Landwirtinnen und Landwirte stellt das vor neue Herausforderungen. Kann Agroforstwirtschaft hier ein Wegweiser für die Zukunft sein? Das war Thema einer zweitägigen Exkursion zu Betrieben in ganz Deutschland, bei der sich 30 Landwirtinnen und Landwirte und weitere Akteure aus der Rhön über mögliche Lösungen informiert haben.

Folgender Text ist einer Pressemitteilung des Unesco-Biosphärenreservats entnommen:  Stationen der Exkursion waren Betriebe in Hessen, Niedersachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt, die bereits Agroforstwirtschaft betreiben.

Was versteht man unter Agroforstwirtschaft? Bei dieser speziellen Bewirtschaftungsform werden Ackerkulturen oder Grünland zusammen mit Gehölzen, also Bäumen und Sträuchern, auf einer Fläche angebaut und gleichzeitig genutzt. Die zusätzlichen Gehölzstreifen halten starken Wind ab und sorgen für mehr Beschattung. Somit kann mehr Wasser auf Feldern und Wiesen gehalten werden, und bei Starkregenereignissen bieten sie Stabilität im Boden. Ein weiterer Vorteil: Durch die Strukturierung der Landschaft wird gleichzeitig die Biodiversität erhöht und Lebensraum für Insekten geschaffen.

Schutz bei Starkregen und Versteck vor Beutegreifern

Bereits auf der Busfahrt erklärte Philipp Gerhardt vom Planungsbüro „Baumfeldwirtschaft“ die Effekte von Baumreihen in der Agrarlandschaft: Wenn Agroforstsysteme in Keyline angelegt werden, kann der Oberflächenabfluss stark reduziert und die Versickerung in Feldern und Wiesen erhöht werden. Keyline meint: Gezielt angelegte und mit Baumreihen stabilisierte kleine Gräben lenken das Regenwasser in trockenere Bereiche und halten es so länger in der Fläche – ein wichtiger Faktor bei zunehmenden Starkregenereignissen.  

In einem großen Legehennen-Betrieb bei Bad Sooden-Allendorf wurde dann ein weiterer Vorteil von Agroforst deutlich: Hier sind die Hühner durch zahlreiche Pappeln besser vor Greifvögeln geschützt. Im Betrieb „Wilmarsgärten“ südlich von Berlin wurde sichtbar, wie positiv sich der Windschutz der Baumreihen in Verbindung mit regenerativen Methoden der Landbewirtschaftung auswirken können: auf den hier sehr armen Sandböden wurde in diesem Sommer trotz Sturm und heftiger Niederschläge eine gute Getreideernte erzielt, wohingegen die Nachbarn leer ausgingen. 

Trotz Klimaveränderungen erfolgreich wirtschaften

Die Rhöner Landwirtinnen und Landwirte zeigten sich von den Vorteilen der Agroforstwirtschaft überzeugt. Lisa Knur vom Biosphärenreservat Rhön und Oliver Kröner, Leiter des AELF Bad Neustadt, zogen ein positives Fazit: „Agroforst kann eine Lösung für landwirtschaftliche Betriebe sein, um auch in der Klimakrise weiter erfolgreich zu wirtschaften und gleichzeitig viele positive Effekte für die Gesellschaft zu generieren.“ Sie hoffen darauf, dass sich bald auch in der Rhön die ersten Landwirtinnen und Landwirte an das Thema Agroforst heranwagen.

 
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