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BAD KÖNIGSHOFEN
Das Schicksal der Familie Zeilberger
Sie gehörten zu den letzten jüdischen Familien in Königshofen: Das Ehepaar Julius und Johanna Zeilberger, Julius Mutter Jette Zeilberger und Fritz Zeilberger.
Foto: Privat | Sie gehörten zu den letzten jüdischen Familien in Königshofen: Das Ehepaar Julius und Johanna Zeilberger, Julius Mutter Jette Zeilberger und Fritz Zeilberger.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 18.08.2014 15:10 Uhr

Am 20. August vor 73 Jahren wurden die letzten jüdischen Familien aus dem damaligen Königshofen vertrieben, ein Grund, an die Ereignisse zu erinnern, mit denen sich Gymnasiasten innerhalb eines Seminars befasst haben. Sie erforschten unter anderem das Schicksal dieser letzten beiden Familien und konnten auch ein Foto erhalten, das ihnen Jane Hartmann-Zeilberger aus Berlin, die Tochter von Fritz Zeilberger, zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt hat.

Die Familie Zeilberger stammt ursprünglich aus Ermershausen. Dort wurde Seligmann Zeilberger am 20. Januar 1854 geboren. In Ermershausen gab es schon seit dem 18. Jahrhundert eine aktive jüdische Gemeinde, deren Mitgliederzahl beständig um 100 Personen schwankte. Ihren Höhepunkt erreichte sie um 1890 mit 113 Mitgliedern. Seligmann wuchs als Sohn des Schlachters mit seinen vier Geschwistern Karl, Markus, Lazarus und Isaac auf. 1879 heiratete er die aus Sulzdorf stammende Jette Frankenberger und bekam mit ihr drei Kinder: Rosa, Julius und Heinrich.

44 Jahre später starb er schließlich in Königshofen, seine Frau hingegen erst 17 Jahre darauf, nämlich 1940, ebenfalls in Königshofen.

Das zweitälteste Kind von Seligmann und Jette Zeilberger war Julius Zeilberger. Er wurde am 2. September 1883 in Sulzdorf geboren und arbeitete als Viehhändler. Am 29. April 1918 heiratete er Johanna Reinhold und zog daraufhin von Sulzdorf nach Königshofen. Er bekam mit seiner Frau zwei Söhne, nämlich Fritz und Walter.

In Königshofen lebten Julius und Johanna, bis sie im Jahr 1941 auf Anweisung des Landrats nach Kleineibstadt ziehen mussten. Das Ehepaar verlor alles, was es sich in Königshofen aufgebaut hatte und musste in einem so genannten „Judenhaus“ wohnen.

Von dort aus wurden sie am 25. April 1942 nach Krasnystaw in Polen deportiert, einem der Transitghettos bei Lublin, in die die Deportierten hineingepfercht wurden. Unter erbärmlichen Lebensumständen und ohne Nahrungsmittel mussten sie dort warten, bis sie in den Gaskammern von Belzec oder Sobibor ermordet wurden, wenn sie nicht vorher an Hunger oder Seuchen starben. Der ältere Sohn Fritz, geboren am 29. Januar 1919, emigrierte 1938 in die USA.

Dort heiratete er Ilse Blumenthal, mit welcher er zwei Kinder, nämlich Jane und Jeffrey, bekam.

Der jüngere Sohn Walter, geboren am 14. März 1921, studierte in einer Jeshiwa, einer religiösen Schule, in Mir (damals in Polen). Die ganze Schule floh 1939 über Litauen nach Japan und schließlich nach Shanghai. Nach Kriegsende reiste Walter 1947 in die USA. Er heiratete die Tochter eines Rabbiners, Yisrael Chaim Kaplan, und hatte mit ihr acht Kinder.

So besteht die Familie Zeilberger auch heute noch, aber die Angehörigen mussten Zeit ihres Lebens damit fertig werden, dass ähnlich wie Julius und Johanna viele weitere Verwandte umgebracht wurden.

 
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