Die Vorfälle am Nachmittag des Dreikönigstags in den USA haben die Welt erschüttert. Chaos und Gewalt herrschten am Kapitol in Washington, wo Trump-Anhänger in das Gebäude eindrangen, während dort die Kongresssitzung zur Bestätigung von Joe Biden Wahlsiegs stattfand. Die Nationalgarde wurde gerufen, fünf Menschen kamen ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Schockierende Bilder flimmerten über die Bildschirme.
Im kommenden Februar besteht die Partnerschaft zum texanischen Arlington seit 70 Jahren. Wir haben in Bad Königshofens Partnerstadt nachgefragt. Dort hatte der noch amtierende Präsident Donald Trump vor vier Jahren die Wähler im Landkreis Tarant County, in dem Arlington liegt, auf seiner Seite. Auch dieses Mal bekam er 49,1 Prozent der Stimmen, Joe Biden aber mit 49,2 Prozent etwas mehr.
Magda und John Shafer: Zu viele Menschen glauben Trumps Lügen
"Diese Vorfälle in Washington sind beschämend", schreibt Eric English auf die Mail-Anfrage. Magda und John Shafer - beide ebenfalls aktive Mitglieder im Partnerschaftsfreundeskreis - sind der Meinung, dass der gute Ruf von Amerika durch diesen Vorfall weltweit geschädigt sei. Dies vor allem, da Präsident Donald Trump seine Anhänger regelrecht ermutigte, so zu handeln. Sie werden deutlich: "Trump ist ein Narzisst, der eine Niederlage nicht akzeptieren kann und seine Anhänger können die Absurdität seiner Handlungen nicht erkennen." Trotz dieser Vorfälle in Washington werde die Demokratie in Amerika überleben, auch wenn das Land tief gespalten sei. Denn laut Magda und John Shafer würden zu viele Menschen Trumps Lügen glauben. Seine Präsidentschaft habe das Land geteilt. Niemand habe jedoch geglaubt, dass Trump-Anhänger so gewalttätig werden können. Sicher sei jedoch, dass in zwei Wochen die Ära Trump zu Ende ist. "Der neue Präsident muss die Stabilität im Land wieder herstellen. Es wird eine enorme Aufgabe und es wird mehrere Jahre dauern, bis das Land zusammenkommt", schreiben die Shafers.
Eric English sagt, dass es für "unsere Freunde aus Übersee" schwierig sei, die zugrunde liegenden Gefühle der Amerikaner zu verstehen. Vor vier Jahren sei Trump gewählt worden, um die Richtung des Landes zu ändern. Bei den jüngsten Wahlen habe eine knappe Mehrheit der Wähler die Richtung des Landes umgekehrt. English glaubt, dass die Unruhen von Fanatikern am äußersten Ende des jeweiligen republikanischen und demokratischen Spektrums verursacht wurden. Demokratie aber sei wichtig und es sei bedauerlich, wenn der Protest unkontrollierbar wird. Das Ansehen der USA in der Welt sei dadurch getrübt.
English: Wie eine Eskalation unter Brüdern
Auf die schwierige Aufgabe des neuen Präsidenten Joe Biden angesprochen, schreibt Eric English: "Die Zeit wird zeigen, ob er das Land zusammenbringen kann. Der noch amtierende Präsident Trump habe wenig getan, um das Land oder die Welt zu vereinen. Vermutlich mochte die Mehrheit der Republikaner ihn nicht, jedoch das, was er tat. Eric English verweist letztendlich darauf, dass die USA 28-mal größer als Deutschland ist und es schon von daher schwierig sei, alle zufriedenzustellen. "Ich hoffe, meine Aussagen helfen den Freunden in unserer Partnerstadt, diese Vorgänge zu verstehen. Sie mögen ein Gebet für uns sprechen." English ist der Überzeugung, dass es seinem Land bald wieder gutgehen werde. Man könne die Eskalation mit Brüdern vergleichen, die gelegentlich anderer Meinung sind.
Juliann Warner kommt auf die schwachen Sicherheitsvorkehrungen zu sprechen. Dass es Proteste geben könnte, sie vorhersehbar gewesen. Darauf hätte die Polizei vorbereitet sein sollen. Die Demokratie in Amerika sei zwar verwundet und es werde dauern, bis diese Wunde geschlossen ist. Politisch hat sich Juliann Warner, ein pensionierter Geschichtslehrer in Arlington, immer als Liberaldemokrat betrachtet. Dass es zu den Ausschreitungen kommen konnte, müsse man der Rhetorik von Donald Trump zuschreiben. "Er hatte dies seit der Wahl angestiftet." Eine Demokratie werde auch diese schwierigen Zeiten überstehen. Deutschland sei dafür ein hervorragendes Beispiel. Von Glück könne man sagen, dass dem neuen Präsidenten Joe Biden seine Erfahrungen als Vizepräsident helfen, um das Land wieder zusammenzuführen. "Ich befürchte, dass dies mehrere Jahre dauern wird. Es gibt eine politische Spaltung und keine Seite will Kompromisse eingehen."
Jordan: Unparteiische Untersuchung nötig
Als eine schreckliche Tragödie bezeichnet der ehemalige American-Airlines-Pilot Brad Jordan den Sturm aufs Kapitol. Er sieht es als das Ergebnis einer sehr hohen Spannung in den USA zwischen zwei diametral entgegengesetzten politisch-sozialen Ideen. Obwohl es immer Gewinner und Verlierer gibt, bleibe nach wie vor der Verdacht von Donald Trump und seine Unterstützer, "dass diese Wahl gestohlen wurde." Brad Jordan und seine Frau Mary Lynn sind der Meinung, dass diese Wahl unparteiisch untersucht werden muss. Erst dann werde hoffentlich die Mehrheit des Landes die legitimen Ergebnisse akzeptieren. "Dann kann unser Land heilen und vorankommen. Schließlich ist Fairness ein zentraler amerikanischer Grundwert. Und im Moment steht diese Wahl in Frage."