Während in anderen Rathäusern längst die Macht in Narrenhände übergegangen ist, erhalten traditionell in Mellrichstadt Bürgermeister und der Rest des Magistrats noch eine Galgenfrist. Doch mit der Regentschaft des Verstands ist nun Schluss: Seit Samstag regiert nicht mehr die Vernunft, sondern die Narretei.
Ein wenig Rost hatte offensichtlich der Katapult angesetzt, der beim Mellrichstädter Rathaussturm zum Einsatz kam. Nach zweimaliger Absage mussten die Angreifer sich erst einschießen, bis die Einschläge saßen und die Verteidiger nach heroischen Kampf schließlich doch aufgeben mussten.
Rathausschlüssel und Stadtkasse gefordert
Vorausgegangen war ein Scharmützel in Worten. Mit scharfer Rede forderte Angreifer Volker Gue die Übergabe des Rathausschlüssels und der Stadtkasse, denn ihm schien die Verantwortung nicht in fleißigen Händen. "Recht viel Sitzung ward gehalten, aber alles ist noch beim Alten", so sein Klagen.
Doch durch solch Schmähung ließ sich Ratsherr Bernd Roßmanith, der die Schar der Verteidiger anführte, nicht provozieren, viel mehr war Spott die Reaktion. "Ich kenn euch doch, was wollt ihr mit dem Gelde hier, doch bloß betrinken mit viel Bier."
Unterstützung aus anderen Gemeinden
Doch solche Worte erzürnten das aufgebrachte Narrenvolk. Salve auf Salve prasselte auf die Verbarrikadierten nieder. Mit Schleudern, Pfeil und Bogen rollte Angriff auf Angriff. Lange hielten die Bedrängten stand, doch die Übermacht war zu deutlich, denn Verstärkung war geholt worden. Und so gingen die MKG gemeinsam mit den "Ufos", Sälzer Gröpf", der Stadtgarde Bad Neustadt und den Narren aus Sondheim unter den donnernden Klängen der Los Krawallos zu Werke, bis der Widerstand gebrochen war.
Aller Mut war somit vergebens, nach erbittertem Kampf musste die weiße Fahne schließlich doch gehisst werden. Bis Aschermittwoch herrschen nun andere Sitten - und das Prinzenpaar Katharina und Sven.