
Es war die Premiere eines Stücks, das eigentlich nie aufgeführt wird, die am Martin-Pollich-Gymnasium für den Wow-Effekt beim Festakt sorgte: das Konzert für vier Klaviere und Orchester in a-Moll, 1. Satz „Allegro“, von Johann Sebastian Bach. Marcel Alban (11. Klasse), Burkard Euring (10. Klasse), Carolin Ballweg (10. Klasse) und Stefan Wintersteiner, stellvertretender Schulleiter, an den vier Klavieren sorgten – begleitet vom Streichorchester des Martin-Pollich-Gymnasiums – für einen einmaligen Hörgenuss. Und der spricht für die Qualität des musischen Zweiges Bände. Schulleiter Friedrich Steigerwald hatte das Konzert als Überraschung angekündigt, um die Einweihungsfeier der generalsanierten Schule zu krönen. Das ist unbestreitbar gelungen.
Eine neue Qualität hat nun auch das Schulhaus selbst. Hell, transparent und offen – das ist nicht nur räumlich zu verstehen, das ist vielmehr Programm. So verströmt dieser Lebensraum Schule Wohlfühl-Atmosphäre. Nach vier Jahren, „in der die ganze Schule auf den Kopf gestellt wurde“, traf Schülersprecherin Mirjam Köberlein mit ihrem Schlusswort den Nagel auf den Kopf: „Es hat sich gelohnt.“
Pure Freude also bei den Schülern, tiefe Zufriedenheit bei Landrat Thomas Habermann und Schulleiter Friedrich Steigerwald und Dank an alle Beteiligten, weil das „Werk den Meister lobt“. Die Architekten Achim Wüst und Thomas Coste, die ausführlich die Neugestaltung und das Raumkonzept erklärten, werden es mit Genugtuung zur Kenntnis genommen haben.
Wer in Schulen investiert, investiert in die Jugend, also in die Zukunft. „Schule vermittelt Bildung“, so der Kreischef in seiner Ansprache, verbunden mit der Charakterbildung führe dies zur individuellen Entfaltung junger Menschen. Das sei dem Landkreis auch die Summe von 6,73 Millionen Euro wert, die die Generalsanierung gekostet hat. Natürlich hat der Freistaat Bayern dem Landkreis mit drei Millionen Euro unter die Arme gegriffen. Dennoch: Der Landkreis hat sich nicht lumpen lassen. Beispiel dafür ist die gläserne Wand, die die Aula vom Treppenhaus abschirmt. Dem Schulstandort Mellrichstadt stellte der Kreischef einen Garantieschein aus. Die Stadt freilich steht mit der Lösung für die Ignaz-Reder-Realschule – Neubau oder auch Generalsanierung – erst einmal vor einer großen Herausforderung.
„Erinnerungen und Ausblick“ war die Festrede des Landtagsabgeordneten Bernd Weiß, dem Vorsitzenden des Vereins „Freunde des Martin-Pollich-Gymnasiums“ überschrieben. Er, der das Gymnasium mit einem Einser-Abitur absolviert hatte, ist der Schule nach wie vor stark verbunden. In seiner Erinnerung hatte der Schuleintritt am MPG „etwas von der Feuerzangenbowle“, war doch die Aula ein relativ dunkler Kasten, die Schüler noch nach Konfessionen getrennt und die technische Ausstattung mit der von heute in keinster Weise vergleichbar. So war im Chemieunterricht das eine oder andere Experiment zum Scheitern verurteilt, schmunzelte Weiß, der versicherte: „Ich war gerne hier in der Schule“.
Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die Studiengebühren riet der Landtagsabgeordnete dazu, sorgfältig die Argumente abzuwägen: „Wenn wir Bildung auf Pump finanzieren, dann geben wir das Geld nicht für unsere Kinder aus. Richtig muss es heißen: das Geld von unseren Kindern“, stellte Weiß klar.
Wenn ein Leserbrief in den 60er Jahren schuld war, dass der Schulbau ins Rollen kam, dann müsste der Schreiber heute vor Freude strotzen. Das tut auch Schulleiter Friedrich Steigerwald beim Blick auf die aktuelle Schulsituation. G 8, Mensa und Betreuungstrakt mit Ganztagsbetreuung haben das Profil des MPG geschärft, aber als Alleinstellungsmerkmal sticht der musische Zweig heraus. Damit nicht genug: Unter dem Stichwort „Schule im Aufbruch“ gehen ihm die Ideen, die Schule weiter zu profilieren, nicht aus.
Das Wort vom „dritten Pädagogen“ zielt auf die räumliche Umgebung einer Schule ab, wie Regierungsvizepräsident Andreas Metschke bemerkte. Was bedeutet, dass sich Schulen weg vom Lehranstaltscharakter hin zu einem Ort der Begegnung wandeln. Bildung sei für ein rohstoffarmes Land existenziell, der Landkreis sei in dieser Hinsicht beispielgebend: 28 Millionen Euro schwer ist das Investitionsvolumen für die Sanierungen von Martin-Pollich-Gymnasium, Rhöngymnasium und Jakob-Preh-Berufsschule in Bad Neustadt.
Bürgermeister Eberhard Streit wie auch Elternbeiratsvorsitzender Klemens Damm haben das gelungene Werk gelobt. Mit dem kirchlichen Segen, den Pfarrer Thomas Menzel und Pfarrer Andreas Werner gesprochen haben, geht das Martin-Pollich-Gymnasium in eine gute Zukunft.
Junge Musiker begeistern
„Ich hätte mir gewünscht, dass ich in meiner Schulzeit nur halb so gut hätte musizieren können, wie dies die jungen Mitwirkenden hier beim Festakt tun.“ Regierungsvizepräsident Andreas Metschke staunte nicht schlecht, als die jungen Talente des musischen Zweiges ihr Können vor großem Auditorium demonstrierten. Beispielsweise der Achtklässer Johannes Ballweg (Alt-Saxophon), begleitet von Antje Albu am Klavier, mit dem Stück „Czardas“ von Vittorio Monti. Auch Sarah Elsner (9. Klasse) beeindruckte, die mit der Gitarre das Stück „Candombe en mi“ von Máximo Diego Pujol zum Besten gab. Nicht minder gekonnt hat Jenny Rachmetow (10. Klasse) am Klavier das Stück „Ostinato“ (Mikrokosmos Nr. 146) von Béla Bartók vorgetragen. Riesenbeifall erntete schließlich der Zehntklässler Burkard Euring, der zu Carl Maria von Webers Stück „Concertino in Es-Dur, op.26“ groß aufspielte. Allesamt künstlerisch wertvoll, so dass mit dem Lob des Vertreters der Regierung von Unterfranken alles gesagt war.