Warum hat es Herbstadt so eilig mit dem Schaffen eines Nahwärmenetzes? Wie auf einer Versammlung im Herbstädter Sportheim besprochen wurde, wird die Durchgangsstraße durch Herbstadt vom Landkreis erneuert (wir berichteten), während der Bauarbeiten könnten Rohre für das Nahwärmenetz hineingelegt werden. Danach läuft mindestens für zehn Jahre nichts mehr – die neue Straße kann nicht gleich wieder aufgebaggert werden. Nicht überall wäre unter den Gehsteigen für die Rohre Platz, also ist Eile geboten.
Auf rund 70 aufmerksame Zuhörer stieß Stefan Hippeli von der Firma Enerpipe im Sportheim, wo er ein mögliches Szenario für ein Nahwärmenetz vorstellte. Dabei konnte er nach einer unverbindlichen Umfrage auch geschätzte Zahlen nennen. Zuvor begrüßte Armin Zwick die Anwesenden als Sprecher des gegründeten Arbeitskreises, aus dem eine Genossenschaft oder GmbH entstehen könnte. Das sei kein Selbstläufer, erläuterte er, eine Genossenschaft bedeute viel Arbeit.
Betreiber sollte Gesellschaft in Bürgerhand sein
Das bestätigte Stefan Hippeli, allerdings sitzt man als Betreiber eines Nahwärmenetzes an beiden Seiten des Tisches als Unternehmer und als Verbraucher. Die Firma Enerpipe führt Planungen durch, prüft, ob das Projekt effizient ist und Sinn macht, und verkauft Produkte – sie ist keine Betreiberfirma. Damit die Wertschöpfung in der Gemeinde bleibt, sollte der Betreiber eine Gesellschaft in Bürgerhand sein.
Die Vorteile eines Nahwärmenetzes liegen auf der Hand: Man muss seine Heizung nicht erneuern, hat wenig Platzbedarf im Keller, hält die Klimaschutzziele ein und ist unabhängig von Ölstaaten und Gasimporten. Nach dem ungefähren momentanen Stand geht der Planer von 4,7 Kilometern Trassenlänge und 82 Anschlussgebäuden mit einem Wärmebedarf von 1,5 Millionen kWh aus. Die Investitionen betragen insgesamt ungefähr 2,7 Millionen Euro, dafür kann etwas mehr als eine Million an Fördergeldern bezogen werden.
Auf jeden Anschluss entfielen Kosten in Höhe von 12.000 Euro, wobei es noch individuelle Förderungen für die Anschlussnehmer gibt, zum Beispiel, wenn eine Ölheizung ausgetauscht wird. Die monatliche Grundgebühr könnte 40 Euro betragen, der Bezugspreis läge zwischen neun und zwölf Cent pro kWh.
Mindestens 2,5 Jahre Planungsphase
Viele Fragen wurden beantwortet, zum Beispiel nach den Ausmaßen des Pufferspeichers, der in den Häusern steht. Woher kommt die Energie für das Nahwärmenetz? Die Wälder rings um Herbstadt erzeugen genug Holz für eine Heizzentrale mit Hackschnitzeln, eventuell könnte auch überschüssige Wärme aus der nahen Abfallbiogasanlage bezogen werden. Ob das sinnvoll ist, wegen der Leitungsverluste, ist noch fraglich.
Und wie ist das Zeitfenster? Mindestens 2,5 Jahre dauert die Planungsphase, deshalb müsste man auch vorsorglich die Rohre in der Hauptstraße verlegen.
Ob die Waldkörperschaft Holz anliefern könnte, fragte ein Zuhörer und ob man auch den eigenen, noch gut intakten Pufferspeicher behalten könnte, was beides bejaht wurde. Für Haushalte, die eine Option für die nächsten Jahre angekündigt haben, gebe es keine Anschlussgarantie, beantwortete Hippeli eine diesbezügliche Frage.
Absichtserklärung bis 15. Juli abgeben
Man könne nicht von den ersten Anschlussnehmern verlangen, dass sie die Gesamtanlage finanzieren und dann später dazu einsteigen. Außerdem müssen die Leitungen entsprechend der Anzahl der Abnehmer an einem Strang dimensioniert werden.
Bürgermeister Georg Rath appellierte an die Anwesenden, noch einmal zu prüfen, ob der Anschluss eine mögliche Option sei und die geforderte Absichtserklärung bis 15. Juli abzugeben, damit die Planung weitergehen kann. Es handelt sich dabei noch nicht um einen Vertrag.