Manchmal findet die Zukunft schon jetzt statt. Andreas Miller hat sich an der Zent ein Haus gebaut, das mehr Energie erzeugen soll, als es verbraucht. Dafür sorgen zum einen eine perfekte Wärmedämmung, zum anderen eine Fotovoltaikanlage, die das gesamte Dach überspannt.
Der gebürtige Bastheimer hat zusammen mit seiner Frau und der kleinen Tochter sein Haus erst vor wenigen Wochen bezogen. Entscheidend für die Standortwahl waren der schöne Bauplatz mit Blick in die Rhön und eine gute Infrastruktur. Vor allem die Schulen und die Möglichkeit, die Bahn nutzen zu können, hatten ihn und seine Frau überzeugt. „Ich möchte möglichst ohne Auto auskommen“, sagt der 41 Jahre alte Architekt, der in den vergangenen Jahren in erster Linie im Bereich der Energieberatung tätig war und das Büro zusammen mit seinem Bruder Daniel führt.
Aber weil auch er nicht ganz auf das Auto verzichten kann, soll es zumindest bald ein Elektromobil sein, das in der eigenen Solarstrom-Tankstelle in der Garage die Energie für Touren in der Umgebung bezieht. Ganz so weit ist es zwar noch nicht – derzeit steht dort noch ein benzinbetriebener Kleinwagen – aber schon jetzt erhebt er für sein Haus den Anspruch, ohne konventionelle Energiezufuhr auszukommen.
Lüften erlaubt
Die bis zu 40 Zentimeter dicke Wärmedämmung aus Zellulose oder Holzweichfaser sollen Hitze und Kälte abhalten, ein ausgeklügeltes Belüftungssystem für frische Luft und eine gleichbleibende Temperatur von rund 20 Grad sorgen. „Lüften ist trotzdem kein Tabu“, sagt Miller, der weiß, das viele Menschen vor dem Bau eines sogenannten Passivhauses zurückschrecken, weil sie glauben, nie wieder ein Fenster öffnen zu dürfen, um den Wärmehaushalt nicht in Ungleichgewicht zu bringen.
So ausgestattet, bräuchte das 300 Quadratmeter große Haus mit Wohnung und Büro nur 450 Liter Heizöl oder 2,5 Ster Holz im Jahr. Allerdings nur theoretisch, denn Miller nutzt weder Gas, Öl oder Holz. Dafür aber eine Wärmepumpe in Verbindung mit Brauchwasser und Erdkollektoren. Und die Fotovoltaikanlage auf dem Dach, die 22 000 Kilowattstunden pro Jahr bringen soll. 5000 davon braucht Miller für sein Haus.
Damit es auch in schneereichen Wintern oder trüben Monaten behaglich in den Räumen bleibt, werden Batterien zur Stromspeicherung eingesetzt. Inklusive Strom für Solarmobile rechnet Miller unter dem Strich mit einem Jahresüberschuss an Strom von rund 10 000 Kilowatt.
Ein Konzept, dass Anklang fand beim Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. Als eines von 17 beispielhaften Häusern ist Millers Eigenheim als einziges aus ganz Bayern auf einem Plakat abgebildet, das der Kategorie Effizienzhaus-Plus angehört. In den kommenden eineinhalb Jahren erhält der Architekt Besuch von Mitarbeitern der FH Augsburg, die in einem Forschungsprojekt die praktische Umsetzung der theoretischen Planungsansätze überprüfen wollen. Da geht es dann in so genannten Behaglichkeitsstudien um die Auswertung von Energieflüssen und Temperaturen.
Eine ganz andere Art von Behaglichkeit hatten Miller und seine Familie genossen, als sie noch in der von ihnen ausgebauten alten Scheune in Wollbach wohnten. Auch hier setzten sie auf möglichst optimale Dämmung. Um ein solches altes Gebäude aber auf Werte zu bringen, wie das Effizienzhaus-Plus, hätte man hohe Summen investieren müssen, sagt Miller.
Wobei das Gespräch mit der Main-Post an einem Punkt angekommen ist, der viele Neugierige am meisten interessiert. Was kostet denn solch ein Haus? „Etwa fünf Prozent mehr gegenüber einem konventionellen Neubau“, wenn der von Firmen errichtet wird, sagt Miller, wobei er die Solaranlage nicht mitrechnet. Durch seine technischen Kenntnisse konnte er zudem den einen oder anderen Euro sparen. Interessenten für diese Art von Häuser gibt es auch hierzulande. Derzeit plant Miller für einen Kunden in Rödelmaier.