
272 Seiten umfasst das neue Buch von Manfred Firnkes, das in der Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte im Grabfeld erscheint. Nun wurde es im historischen Rathaussaal in Bad Königshofen offiziell vorgestellt. Bürgermeister Thomas Helbling sagte, dass man gespannt sein dürfe auf das, was der Autor in seinen Recherchen über das Grabfeld heraus gefunden hat. Gerne beteiligte sich die Stadt deshalb an der Finanzierung des Werkes, das in den Buchhandlungen ebenso wie in der Kurverwaltung, bei der Stadt Bad Königshofen und beim Autor Manfred Firnkes zu erwerben ist.
Mosaiksteinchen fügten sich nach und nach zusammen
"Aus dem Dunkel der Geschichte" habe er das Grabfeld hervorgeholt und lege dar, dass es durchaus als politisches Zentrum der fränkischen Herrscher und Könige bezeichnet werden könne, sagte Oberstudiendirektor Manfred Firnkes. Da die Urkunden damals allesamt in lateinischer Sprache verfasst wurden, war es für ihn als einstigen Lehrer für das Fach Latein am Gymnasium Bad Königshofen kein Problem, diese zu lesen. "Sie waren letztendlich kleine Mosaiksteinchen, die sich nach und nach zusammenfügten."
Kreisheimat- und Archivpfleger Reinhold Albert erinnerte daran, dass Manfred Firnkes vor fünf Jahren auf ihn und den Verein für Heimatgeschichte zukam und seine Idee vorstellte. Es ging darum, die vorhandenen Urkunden auszuwerten und zu übersetzen. Akribisch sei der Autor ans Werk gegangen, alles habe er belegt und insgesamt ein interessantes Werk herausgebracht. Für die intensiven Recherchen sei man als Geschichtsverein und er selbst als Kreisheimat- und Archivpfleger sehr dankbar.
Schon Papst Gregor II. kannte die "Graffelti"
Die Menschen im Grabfeld könnten stolz auf ihre Heimat sein, denn selbst Papst Gregor II. kannte im Jahr 738 schon die "Graffelti", betonte Oberstudiendirektor Manfred Firnkes. Da nämlich taucht zum ersten Mal der Name auf. Diese "Graffelti" werden zusammen mit den Bewohnern von fünf anderen Gauen Hessens und Thüringens von Papst Gregor II. persönlich in einem Brief angesprochen .Dieses Papstschreiben ist die früheste Verbindung zwischen dem Vatikan und dem Grabfeld.
Das Grabfeld war damals ein Teil Thüringens und reichte bis in die Gegend von Hersfeld bei Fulda, im Norden war die mittlere Werra zwischen Vacha und Breitungen die Außengrenze sowie der Rennsteig mit einem offenen Grenzgebiet, das sich im Osten an der Itz und am oberen Main verlor. Im Süden zog sich das Grabfeld rechtsmainisch den Haßgau entlang bis Schweinfurt, Geldersheim und Obbach. Geblieben ist das das heutige östliche Grabfeld in Franken und Thüringen.
Das Buch gibt einen interessante Einblick in archäologischen Funde und Urkunden. Berichtet wird unter anderem von zwei zusammengehörigen, aber inhaltlich unterschiedlichen Urkunden mit ebenfalls hochoffizieller Aussagekraft, die mit größerer Wahrscheinlichkeit in das Jahr 742 gehören. In diesen beiden Urkunden ist zum allerersten Mal Königshofen direkt aufgeführt, jeweils als "Chuningishaoba in pago Graffelti", Königshofen im Gau Grabfeld. Für den Autor ist es mehr als wahrscheinlich, dass der Name "Graffelti" schon um 531/537 ebenso existierte wie Königshofen, als die Franken das thüringische Reich eroberten und unter ihrer Verwaltung neu strukturierten.
Die Urkunde, in der Königshofen erstmals schriftlich genannt wird, wurde in der Königspfalz Frankfurt ausgestellt. "Sie ist in der Amts- und Kanzleisprache Latein abgefasst, misst 36,5 mal 66 Zentimeter, ist angesichts des Textumfanges in der Wortfolge relativ eng geschrieben und war nicht immer einfach zu lesen," berichtete der Autor bei der Buchpräsentation. Im neuen Buch ist der original Text nachzulesen. Die Rede ist da von einer "Basilika im Gau Grabfeld zu Ehren des Heiligen Martin im Ort Essfeld" und von der "Basilika zu Ehren des heiligen Petrus in dem Ort, der Königshofen heißt."
Neben Salz und Königshofen auch Mellrichstadt und Brend genannt
Das Grabfeld bezeichnet der Autor denn auch als einen der Reichsmittelpunkt mit der Pfalz in Salz. Neben Salz und Königshofen sind auch Namen wie Brend und Mellrichstadt verzeichnet. Zusammenfassend erklärte Manfred Firnkes: "Das Grabfeld wurde ganz sicher von allen deutschen Königen der damaligen Zeit besucht und hat auch auf dem kirchlichen Sektor eine höchst interessante Geschichte."