Beim traditionellen Osterkonzert der Stadtkapelle Ostheim lag eine Mischung aus Dankbarkeit, Wehmut und Glanz in der Luft. Große und kleine Besucherinnen und Besucher zollten dem scheidenden Stadtmusikmeister Walter Bortolotti mit Standing Ovations Respekt für dessen 39-jähriges Wirken als Dirigent. Zum Abschied servierte der Kapellmeister musikalische Leckerbissen verschiedenster Stilrichtungen, Solisten sorgten für Gänsehautmomente.
Die weiteste Anreise hatten vermutlich Jean-Marc und Dominique Burgel aus Ostheim im Elsass. Schon lange pflegt das Rhöner Orchester ein freundschaftliches Verhältnis zu den französischen Kolleginnen und Kollegen - Musik verbindet eben über Landesgrenzen hinweg.
Wie Perlen an einer Schnur reihten sich hochklassige Darbietungen aneinander, charmant anmoderiert von Flötistin Veronika Grötsch. Den feierlichen Auftakt machte die "Intrada Bravura", eine Komposition, welche besonders den Facettenreichtum der verschiedenen Instrumentengruppen hervorhob. Solist Manfred Klein ist Walter Bortolotti schon lange freundschaftlich verbunden, nun bereitete der Klarinettist mit Carl Maria von Webers "Concertino Op. 26" nicht nur dem Stadtmusikmeister einen Ohrenschmaus par excellence. Kaum zu glauben, dass das Meisterwerk in nur sechs Tagen entstand.
Das Repertoire ließ keine Wünsche offen
Aus der Oper "Die verkaufte Braut" brachte die Kapelle "Polka" und "Finale" voll pulsierender Lebensfreude zu Gehör. Hierbei handelt es sich um eine verworrene Liebesgeschichte wie aus einer modernen Seifenoper, die immer noch aktuell erscheint. Es folgten Stücke unterschiedlicher Genres, Filmklassiker mit Ohrwurmcharakter sowie ein Abstecher ins Showbusiness. Das Repertoire ließ keine Wünsche offen. Veronika Grötsch erklärte, dass alle Momente vergänglich sind, Erinnerungen jedoch bleiben. Und das ist gut so.
Sebastian Bortolotti bekam das Talent in die Wiege gelegt, bereits als Kind unternahm er an Papas Seite erste musikalische Gehversuche innerhalb der Stadtkapelle. Kein Wunder, dass der staatlich geprüfte Musikpädagoge und Saxophonist aus Leidenschaft dank seiner gefühlvollen Interpretation von Andrew Lloyd Webbers "Memory" alle Herzen zum Schmelzen brachte. Seinem Vater bereitete er damit ein unbezahlbares Geschenk.
Johannes Ebert bekommt den Taktstock überreicht
Bereits im vergangenen Jahr wurden Wolfgang Sperl (Trompete) Klaus Sternberger (Waldhorn) und Harald Landgraf (Posaune) vom Nordbayerischen Musikbund für 60 Jahre aktives Musizieren ausgezeichnet. Nun beenden die Herren ihre aktive Laufbahn. Grund genug, sie zu Ehrenmitgliedern zu ernennen. Monika Weber, Vorsitzende des Musikvereins, dankte den "Urgesteinen der Stadtkapelle". Zweiter Vorstand Steven Grötsch überreichte eine handgefertigte Uhr als Erinnerungsgeschenk. Holger Dytrt gehöre seit 50 Jahren zum Inventar, hieß es schmunzelnd. Auch er bekam ein Präsent als Anerkennung für seine Treue. Dytrt bleibt dem Orchester weiterhin erhalten.
"Musik war meine erste Liebe und sie wird auch meine letzte sein. Ohne meine Musik zu leben wäre unmöglich für mich" lautet die Übersetzung einer Textpassage aus John Miles Ballade "Music". Passender kann man das Lebensmotto Walter Bortolottis wohl kaum zusammenfassen. Am Ostersonntag 2023 endet eine Ära. 39 Jahre lang sei es traumhaft schön gewesen, zog Monika Weber Bilanz. Der scheidende Dirigent hinterlässt große Fußstapfen. Seine Nachfolge ist geregelt, bei der nächsten Generalversammlung wird Johannes Ebert den Taktstock feierlich überreicht bekommen.