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Eußenhausen
"Das Dorf an der Grenze": Neue Chronik als echtes Highlight für Eußenhausen
Im Kulturheim wurde die Eußenhäuser Chronik vorgestellt. Das Bild zeigt (von links) Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Ortssprecher Siegbert Seifert, Ortsarchivar Kurt Herbert, Bruno Altrichter (stellvertretender Landrat) und Bürgermeister Michael Kraus.
Foto: Heiko Rebhan | Im Kulturheim wurde die Eußenhäuser Chronik vorgestellt. Das Bild zeigt (von links) Kreisheimatpfleger Reinhold Albert, Ortssprecher Siegbert Seifert, Ortsarchivar Kurt Herbert, Bruno Altrichter (stellvertretender ...
Heiko Rebhan
 |  aktualisiert: 09.12.2023 02:53 Uhr

Der stellvertretende Landrat Bruno Altrichter sagte treffend: "Diese Chronik ist ein echtes Highlight für Eußenhausen." Er zeigte sich beeindruckt von der Akribie des Autors, Kreisheimatpfleger Reinhold Albert. Diesem sei Kurt Herbert, ehemaliger Ortssprecher, eine große Stütze gewesen. Die Chronik werde viele Freunde finden, ist sich Altrichter sicher. Die Eußenhäuser können stolz auf ihre Chronik sein. Das wurde an diesem Abend klar. Ein richtig schönes Weihnachtsgeschenk.

Die Eußenhäuser Chronik - ein Werk des Erfolgsduos Albert/Herbert - trägt den Untertitel "Das Dorf an der Grenze". Klothilde Hoch beschrieb ihr Dorf in ihrer Zulassungsarbeit zur ersten Lehramtsprüfung anno 1948 "wie eine Schwalbe im Nest", umgeben von einem Höhenzug, der die Rhön mit dem Thüringer Wald verbindet. Eine romantische Beschreibung der Lage des Dorfes.

Die Präsentation der Chronik erfuhr im Eußenhäuser Kulturheim eine große Resonanz. "Wenn hier was geboten wird, ist es immer voll", lobte Bürgermeister Michael Kraus. Die Chronik umfasse die erste zusammenhängende Darstellung der Geschichte Eußenhausens, von den Anfängen bis zur Gegenwart, wie der Bürgermeister die Bedeutung des von der Druckerei Mack gedruckten Buches herausstellte.

Wie haben die eigenen Vorfahren gelebt?

Gezeigt werde die politische, gesellschaftliche und kulturelle Entwicklung. Kraus unterstrich den großen Aufwand, den die Herstellung einer solchen Chronik mit sich bringe. Das Interesse an der Heimatgeschichte habe zuletzt stark zugenommen. Man frage sich: Wie haben die eigenen Vorfahren gelebt? "Dieser Ort ist von einem starken Gemeinschaftsgefühl geprägt. Möge dieses auch in den kommenden Jahren weiter Bestand haben", wünschte sich Kraus abschließend.

Kreisheimatpfleger Reinhold Albert stellte im Kulturheim die Chronik zusammen mit Kurt Herbert vor. Während Letzterer vor allem Anekdoten und Geschichten zum Besten gab, ging Albert auf die nackten Fakten und Informationen ein. Im April 2022 erteilte der Mellrichstädter Stadtrat Reinhold Albert den Auftrag, eine Chronik zu erstellen. Gern habe Albert diesen Auftrag angenommen.

Das letzte von rund 60 Büchern

Diese Chronik werde aber sein letzter Auftrag sein. Rund 60 Bücher hat er schon mit viel Liebe zum Detail verfasst. Er ist ein ausgewiesener Experte in Sachen Heimatgeschichte. Da macht ihm keiner was vor. Nichtsdestotrotz: "Die Zeit der Bücher ist offensichtlich vorüber", meint Albert. Das Internet dominiert immer mehr. Sein besonderer Dank galt seiner Ehefrau Marianne für die vielfältige Unterstützung.

In der Chronik stehen zahlreiche interessante und spannende Informationen: So ging einer der wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen durch Eußenhausen. Der Ort war auch Vorreiter in Sachen Wasserleitung, hatte als einer der ersten Dörfer in Unterfranken eine Wasserleitung. Sehr weit verbreitet war zunächst der Weinbau. Durch die Klimaverschlechterung stellte man auf das Bierbrauen um. So wurde 1825 das Gemeindebrauhaus errichtet. Breiten Raum in dieser Chronik nimmt die Grenzgeschichte von 1945 bis 1990 ein. Der Grenzübergang 1973 und die Grenzöffnung 1989 erhöhten die Bedeutung von Eußenhausen. Sabine Fechter beschrieb die Aussiedlerhöfe und Kurt Herbert die dörfliche Entwicklung der letzten 50 Jahre.

Eine Eußenhäuser Besonderheit

In seinem unterhaltsamen Vortrag ging Ortsarchivar Kurt Herbert auf eine Eußenhäuser Besonderheit ein: Das Heimatspiel, geschrieben von Pfarrer Josef Kern. Es wurde Anfang der 50er Jahre zu einem Riesenerfolg. Kurt Herbert zeigte in diesem Zusammenhang ein Bild des "Schutzengels", damals gespielt von der Mutter von Georg Breunig. Die Chronik ist eine echte Bilderreise, beeindruckt mit 200 Bildern, darunter auch die sehenswerten Gemälde von Anton Hippeli.

Heutzutage sind die Theateraufführungen an Weihnachten über die regionalen Grenzen hinaus bekannt. Kurt Herbert betonte, dass die Chronik die Geschichte des Ortes aufzeigen möchte, um diese für die Nachwelt zu erhalten. Ein freudscher Versprecher rutschte ihm dann doch noch heraus: "Wir sind keine selbstständige Gemeinde mehr. Wir gehören zu Eußenhausen." Das Verhältnis zwischen Mellrichstadt und Eußenhausen bezeichnete er als eng verbunden.

Daten aus der Geschichte Eußenhausens

Um 1500 v. Chr.: Funde aus der Bronzezeit (Grabhügel auf der Harleshöhe)
700 - 400 v. Chr.: Ansiedlung (Ausgrabungen an der Hohen Schule)
Um 600 n. Chr.: Eigentliche Ortsgründung
788: Erste urkundliche Erwähnung in einer Urkunde des Klosters Fulda
1031: Eußenhausen ("Uzzenhuson") wird wieder erwähnt
Eußenhausen gehört zur Grafschaft Henneberg, die 1583 ausstarb. Danach kam Eußenhausen 1586 zum Fürstbistum Würzburg
14./15. Jahrhundert: Das Dorf hat rund 200 Einwohnerinnen und Einwohner. Als Elmbach aufgegeben wird, wächst Eußenhausen. Die Elmbacher ziehen nach Eußenhausen. 1559 wird Elmbach erstmals als Wüstung erwähnt
Vor 1618: 250 Einwohnerinnen und Einwohner, nach dem Dreißigjährigen Krieg
Krieg nur noch 100 Einwohnerinnen und Einwohner
1704: Das heutige Pfarrhaus steht endlich, sodass der Pfarrer nach Eußenhausen ziehen kann. Er muss aber einmal in der Woche einen Gottesdienst in Mellrichstadt halten
1745: Neubau der Kirche
1798: Verlegung des Friedhofes. Ursprünglich werden die Toten an der Kirche bestattet
1803: Im Zuge der Säkularisation wird die Kirche enteignet
1813: Nach der Völkerschlacht bei Leipzig ist im Dorf die Artillerie des Zaren untergebracht
1831 und 1867: Seuchen brechen aus (Rinderpest)
1830: Neues Rathaus, 1840 neues Schulhaus gebaut
1907 wird der Johannes-Zweigverein und 1911 die Kinderbewahranstalt (Vorläufer des Kindergartens, geleitet von den "Schwarzen Schwestern") gegründet
Im Ersten Weltkrieg beklagt der Ort 16 Gefallene und im Zweiten Weltkrieg 27 Gefallene und Vermisste. Ein hoher Blutzoll. Die Pfarrer Josef Kern und August Eisenmann sind Gegner der Nazis. Eisenmann muss ins KZ Dachau
1956: Sportplatzbau, 1958 Bau des Jugendheims, 1966 Ende der Volksschule, 1973 Einrichtung des Grenzübergangs Eußenhausen/Henneberg, 1973 Auflösung der Poststelle
1978: Eingemeindung nach Mellrichstadt
1988: 1200-Jahrfeier
1989: Grenzöffnung (Reinhold Albert: "Für mich war diese das schönste Ereignis in meinem Leben. Ein Wunder.")
Quelle: rebi
 
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