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STERNBERG/MÜNCHEN
Das Attentat im Olympiadorf
Bild der Verwüstung: Der Tag nach dem nächtlichen Katastrophe auf dem Fluggelände Fürstenfeldbruck zeigt das verheerende Ausmaß. Gut zu sehen die zerstörten Hubschrauber, in denen die Geißeln starben.
Foto: Polizei Bayern | Bild der Verwüstung: Der Tag nach dem nächtlichen Katastrophe auf dem Fluggelände Fürstenfeldbruck zeigt das verheerende Ausmaß. Gut zu sehen die zerstörten Hubschrauber, in denen die Geißeln starben.
hf
 |  aktualisiert: 02.09.2012 12:05 Uhr

In diesen Tagen jährt sich zum 40. Mal der wohl schwärzeste Tag einer Olympiade: Am Morgen des 5. September 1972 kletterten acht Männer der Terrororganisation „Schwarzer September“ über den Zaun des unbewachten Olympiadorfs in München.

Dort gelangten sie in das unverschlossene Haus Connollystraße 31, in dem die israelische Olympiamannschaft wohnte. Ringertrainer Mosche Weinberg wurde von ihnen im Erdgeschoss gefangen und gezwungen, die Eindringlinge in die Unterkünfte der Israelis zu führen. Weinberg wählte die Wohnungen der Gewichtheber und Ringer, denn er hoffte, dass diese sich am besten gegen die Angreifer zur Wehr setzen könnten.

Er selbst versuchte, einem der Terroristen die Waffe zu entreißen und wurde dabei erschossen. Und auch den Gewichtheber Josef Romano, Vater dreier Töchter, ereilte das gleiche Schicksal, nachdem er sich auf einen der Terroristen gestürzt hatte. Die acht palästinensischen Terroristen nahmen neun israelische Sportler als Geiseln. Auf Flugblättern, die sie vom Balkon warfen, standen ihre Forderungen: Freilassung von 232 in Israel gefangenen Palästinensern sowie der deutschen Rote-Armee-Fraktion-Terroristen Andreas Baader und Ulrike Meinhof. Ansonsten werde man alle Geiseln töten. Kurz nach 5 Uhr morgens wurde das Olympische Dorf durch die Polizei abgeriegelt.

Bundeskanzler Willy Brandt berief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung ein und bot den Terroristen via Münchens Polizeipräsident Manfred Schreiber „Geldmittel“ in unbegrenzter Höhe. Aus Israel kam jedoch die unmissverständliche Nachricht, dass sich die dortige Regierung keinesfalls auf die Forderung des palästinensischen Terrorkommandos einlassen werde. Mehrere Ultimaten verstrichen, während die deutsche Seite verzweifelt versuchte, eine friedliche Lösung des Konflikts herbei zu führen. Selbst Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher bot sich anstelle der Israelis als Geisel an. Die Polizei tappte immer noch bezüglich der Anzahl der Geiselnehmer im Dunkeln. Die Unterhändler versuchten weiteren Aufschub zu erreichen.

Plötzlich änderten die Terroristen ihre Taktik und wollten mitsamt ihren Geiseln nach Kairo ausgeflogen werden. Hans-Dietrich Genscher und der Bürgermeister des Olympischen Dorfes, Walter Tröger, durften mit den verängstigten Opfern sprechen. Angsterfüllt, aber auch hoffnungsvoll, so Genscher, stimmten diese zu, sich aus Deutschland ausfliegen zu lassen.

Eine geplante Erstürmung des Gebäudes im Olympischen Dorf wurde nicht durchgeführt, denn Fernsehanstalten übertrugen die Vorbereitungen in alle Welt, was natürlich auch die Terroristen am Bildschirm verfolgen konnten! Die Polizei tappte immer noch bezüglich der Anzahl der Geiselnehmer im Dunkeln. Die Terroristen forderten schließlich ein Flugzeug, das in Fürstenfeldbruck stehen sollte. Das wurde bereit gestellt. Denn jetzt sollte Plan B zur Anwendung kommen. Dieser sah vor, die Entführer mit den Geiseln in zwei BGS-Hubschraubern zum Militärflughafen nach Fürstenfeldbruck zu bringen, die Passagiermaschine jedoch nicht starten zu lassen, sondern die Terroristen vorher zu überwältigen.

Als junger Polizist: Reinhold Albert vor 40 Jahren.
Foto: Albert | Als junger Polizist: Reinhold Albert vor 40 Jahren.
Reinhold Albert heute: Auch nach 40 Jahren hat der Polizeibeamte die Erinnerungen vom Einsatz in Fürstenfeld nicht vergessen.
Foto: Hanns Friedrich | Reinhold Albert heute: Auch nach 40 Jahren hat der Polizeibeamte die Erinnerungen vom Einsatz in Fürstenfeld nicht vergessen.
 
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