Die Christlich Soziale Union haushoch vorne, aber beileibe nicht mehr so überdominant wie 2013. Am Abend nach der Bundestagswahl gab es lange Gesichter bei den Schwarzen, die zwar herbe Verluste einstecken mussten, aber dennoch mit großem Vorsprung in Rhön-Grabfeld wie in ganz Bayern dominierten.
Gewinner der Bundestagswahl sind die FDP und – noch deutlicher – die AfD, die im Landkreis unter dem bundesdeutschen Rekordergebnis von 12,6 Prozent blieb, mit 10,3 Prozent jedoch deutlich zulegte. In fünf Gemeinden im Landkreis verbuchte die AfD gar das zweitbeste Ergebnis aller Parteien.
Bärs Stuhl wackelte nicht
Dorothee Bärs Stuhl wackelte erwartungsgemäß nicht bei der Bundestagswahl am Sonntag. Selbstverständlich ist die Staatssekretärin auch im kommenden Bundestag als Abgeordnete der CSU vertreten. Bei den Erststimmen verbuchte Dorothee Bär für die Christsozialen mit 55,5 Prozent im Landkreis ein Superergebnis. Allerdings waren es 2013 noch 61,6 Prozent. Bei den Zweitstimmen ging es allerdings deutlicher nach unten: Nur 46,6 Prozent bedeuten für die Christsozialen im Landkreis einen ordentlichen Dämpfer (2013: 55,99 Prozent).
Auch konnten die Rekordergebnisse der Bundestagswahl vor vier Jahren in den CSU-Hochburgen diesmal nicht wieder eingefahren werden. Über 70 Prozent Zustimmung für die CSU in einzelnen Gemeinden – im Landkreis Rhön-Grabfeld in der Vergangenheit keine Seltenheit – gab es diesmal nicht. Die prozentual meisten Stimmen im Kreis holte die CSU in Strahlungen mit 59,4 Prozent, gefolgt von Trappstadt mit 57,3 Prozent und Hausen mit 54,9 Prozent. In der SPD-Hochburg Willmars gab es mit 37,6 Prozent die geringste Zustimmung für die CSU.
Sabine Dittmar wieder dabei
Die SPD erreichte mit 14,2 Prozent kein berauschendes, aber im Vergleich zu 2013 (16,4 Prozent) ein zufriedenstellendes Ergebnis. Direktkandidatin Sabine Dittmar erreicht mit 16,5 Prozent der Erststimmen aus Rhön und Grabfeld zwei Prozent mehr als ihre Partei und zieht über die Liste wieder in den Bundestag ein. Mit 22,2 Prozent erreichte die SPD in Willmars und Ostheim ihr bestes Ergebnis.
Die Alternative für Deutschland (AfD) war bei der Bundestagswahl 2013 noch nicht wirklich eine ernst zu nehmende Gefahr für die Etablierten. Das hat sich grundlegend gewandelt.
Im Landkreis Rhön-Grabfeld verbuchte die AfD in Städten wie Gemeinden erhebliche Zuwachsraten mit zweistelligen Prozentpunkten und kam im Kreis auf 10,3 Prozent. Die Erststimme fiel mit 9,3 Prozent ein wenig bescheidener aus. Das beste Ergebnis fuhr die AfD in Willmars mit 15,3 Prozent ein (Erststimme: 17,2 Prozent) gefolgt von Sondheim/Rhön (14,7 Prozent, Erststimme: 12,6 Prozent) und Nordheim (13,8 Prozent, Erststimme: 12,0 Prozent).
AfD stark in der oberen Rhön
In nicht weniger als 24 der 37 Städte und Gemeinden im Landkreis Rhön-Grabfeld verbuchte die AfD ein zweistelliges Ergebnis, in fünf Gemeinden sogar das zweitbeste Ergebnis nach der CSU: In Hausen reichten dafür 13,3 Prozent, in Herbstadt 14,0 Prozent, in Hollstadt 11,3 Prozent, in Strahlungen 12,1 Prozent und in Burglauer 10,6 Prozent (exakt gleiches Ergebnis wie die SPD).
Einen deutlichen Sprung nach oben machten im Landkreis auch die Freien Demokraten (FDP). Mit 9,3 Prozent vervielfachte die FDP ihr Katastrophenergebnis von 2013 mit 2,07 Prozent der Stimmen. Die besten Ergebnisse: In Sulzdorf kamen die Liberalen auf 12,3 Prozent, in Ostheim auf 11,4 Prozent.
Ihr Ergebnis von 2013 haben die Grünen beinahe exakt bestätigt und kamen im Landkreis auf 7,0 Prozent. In beinahe allen Städten und Gemeinden blieben die Grünen im einstelligen Prozentbereich, lediglich in Unsleben (15,4 Prozent) und in Wollbach (10,5 Prozent) schafften die Grünen ein zweistelliges Ergebnis. Über die Liste zieht Manuela Rottmann aus Hammelburg trotzdem in den Bundestag ein.
Die Linke rangierte bei der Bundestagswahl 2013 noch knapp unter fünf Prozent und erreichte nun 6,1 Prozent im Landkreis. In Bad Neustadt (8,4 Prozent) und in Bad Königshofen (7,4 Prozent) erzielte die Linke ihre besten Ergebnisse.
Die Wahlbeteiligung im Landkreis Rhön-Grabfeld übertraf mit 78,7 Prozent noch einmal die schon gute Quote aus 2013 um mehr als sieben Prozent.
Ergebnisse der Nachbarn
Zum Schluss noch ein Blick in die beiden Nachbarwahlkreise: Die CDU ist im Wahlkreis Suhl, Schmalkalden-Meiningen, Hildburghausen-Sonneberg mit 30,2 Prozent die stärkste Kraft. Mit deutlichem Vorsprung schaffte es die AfD mit 23,2 Prozent auf den zweiten Platz gefolgt von der Linken (16,9 Prozent), der SPD (13,6 Prozent) und der FDP mit 6,7 Prozent.
Die CDU hat mit 39,0 Prozent der Stimmen auch im Wahlkreis Fulda die Nase vorn. Der Verlust der Christdemokraten fiel mit 12,1 Prozent im Vergleich zur letzten Bundestagswahl deutlich aus. Die SPD kam in Fulda auf 18,1 Prozent, die AfD schafft das drittbeste Ergebnis mit 15,8 Prozent, gefolgt von der FDP (10,8 Prozent), den Grünen (6,7 Prozent) und der Linken (5,8 Prozent).
Ob das Thema Nationalpark Rhön viele Gegner betroffener Gemeinden gegen die CSU mobilisiert hat, lässt sich aus den Ergebnissen rings um die Gebietskulisse nicht herauslesen.