„Ihr müsst näher ran und schnell schütten.“ Die Anweisungen von Landwirt Manfred Werner für die Schüler der vierten Klasse der Grundschule Burglauer waren eindeutig. Die Kühe bekamen Kraftfutter. Und da durfte nicht lange gezögert werden.
Ungeduldig schüttelten die braunen Tiere mit den Köpfen und forderten ihr Frühstück. Beherzt griffen sich immer zwei Kinder einen der großen Eimer und fütterten die Kühe. In kürzester Zeit herrschte Ruhe im Unterweißenbrunner Kuhstall, nur das genüssliche Kauen der Kühe war zu hören.
Freiwillige zum Ausmisten
Doch die Schüler mussten gleich wieder ran. „Ich brauche Freiwillige zum Ausmisten“, forderte Werner die Schüler auf. Die Aufregung und Vorfreude war den Schülern anzusehen. Schnell melden sich einige, andere schauten lieber erst einmal zu.
Der Besuch der Grundschüler bei Landwirt Werner in Unterweißenbrunn zählte zu den diesjährigen Projektwochen „Erlebnis Bauernhof“, die bis 28. Juli unter dem Motto „Sommer.Erlebnis.Bauernhof“ bayernweit stattfinden.
Annegret Scheublein vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Bad Neustadt, die zuständige Projektkoordinatorin für den Landkreis Rhön-Grabfeld, war auch nach Unterweißenbrunn gekommen und freute sich sehr über die Begeisterung der Grundschüler. Manfred Werner ist ein Partner im Verbund der Erlebnis-Bauernhöfe, die immer wieder Schulklassen zu Gast haben.
Mit allen Sinnen lernen
Das Programm „Erlebnis Bauernhof“ ermögliche jedem Grundschulkind der dritten und vierten Jahrgangsstufe, Kindern in Übergangsklassen sowie den Förderschulkindern aller Jahrgangsstufen in Bayern die Teilnahme an einem kostenfreien Lernprogramm auf einem Bauernhof, erklärte Scheublein die Hintergründe. Der Bauernhof sei ein idealer Ort, um mit allen Sinnen zu lernen und aktiv zu sein. Die Schüler erleben die Produktion von Lebensmitteln und können Landwirtschaft, Natur und Umwelt besser begreifen. „Das Programm Erlebnis Bauernhof will dazu beitragen, Wertschätzung für Lebensmittel aus heimischer Erzeugung und ein realistischeres Bild der nachhaltigen bäuerlichen Arbeit im Bewusstsein der Gesellschaft zu erzielen“, so Scheublein.
Für Schulleiterin Carolin Arand war es selbstverständlich, dass ihre Schüler an diesem Programm teilnehmen. „Es werden lehrplanbezogene Inhalte ermittelt, die unsere Schüler auf einem Hof natürliche direkter als im Unterricht erfahren können.“ Gut 80 Prozent der Schüler haben keinen Bezug zur Landwirtschaft, einige haben Großeltern, die noch etwas Landwirtschaft betreiben. Daher sei es wichtig, dass die Kinder selbst erfahren können, woher die Milch kommt, wie Landwirtschaft funktioniere.
Mit der Hand melken
Bei Manfred Werner durften die Schüler nicht nur Kühe füttern und Kälbchen streicheln, sondern auch ausmisten und melken. „Wenn die Kuh mitmacht, darf jedes Kind probieren mit der Hand zu melken“, sagte Werner. Im Laufe des erlebnisreichen Vormittags erzählte er den Kindern Wissenswertes über die Viehhaltung. Es ging um den Futterbedarf der Kühe, das Verdauungssystem und die Milch. Verschiedene Versuche wurden mit der frischen Milch unternommen, um zu verdeutlichen, wie Quark und Käse hergestellt werden.
Zu einem richtigen Sommertag auf dem Bauernhof gehöre das Mithelfen im Stall einfach dazu, betonte Scheublein. Die Projektwochen richten sich an die dritten und vierten Grundschulklassen sowie an alle Klassen der Förderschulen. Das Staatsministerium übernimmt die Kosten des Besuchs, Fahrkosten können über den Landkreis erstattet werden. Ob Getreide mahlen, Kühe melken oder Eier sammeln – der Lernort Bauernhof biete Kindern die Möglichkeit mit allen Sinnen zu entdecken, wo das Essen herkommt.
Weitere Auskünfte zu den teilnehmenden Bauernhöfen, deren Themenangebote und Teilnahmebedingungen sowie Anmeldemöglichkeiten finden Lehrkräfte unter www.erlebnis-bauernhof.bayern.de und am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bad Neustadt bei Annegret Scheublein, E-Mail: annegret.scheublein@aelf-ns.bayern.de