Es sollte ein Traumurlaub „am anderen Ende der Welt“ werden: Als die deutschen Urlauber vor einigen Wochen nach Sydney in Australien flogen, um von dort aus auf der MS „Artania“ eine Kreuzfahrt rund um Down Under und in die Südsee zu unternehmen, ahnte noch niemand, dass sich die Reise zu einem Alptraum mit ungewissem Ausgang entwickeln würde. Grund war die immer schnellere Verbreitung des Coronavirus. Auch auf dem Kreuzfahrtschiff „MS Artania“ des deutschen Reiseveranstalters Phoenix gab es dann in der vergangenen Woche mehrere Passagiere, die über Symptome wie Husten oder Atembeschwerden klagten, als es im australischen Fremantle südlich von Perth vor Anker lag. Folge: Passagiere und Crew durften das Schiff nicht verlassen und mussten sich auf den Covid-19 testen lassen.
Luftbrücke nach Deutschland
Nach drei langen Tagen des Abwartens dann das Ergebnis: Nur relativ wenige Urklauber hatten sich infiziert. Mehr als 800 Passagiere, die allermeisten von ihnen Deutsche, durften am Sonntag von Bord gehen und wurden über eine Luftbrücke der Bundesregierungvia Phuket in Thailand nach Deutschland ausgeflogen, wo sie im Laufe des Montag mit insgesamt vier Flugzeugen in Frankfurt am Main landeten. Zurück in Australien blieben jene 23 Touristen, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden, und 13 ebenfalls angesteckte Crewmitglieder. Sie befinden sich jetzt in Quarantäne.
Auf dem Kreuzfahrtschiff MS "Artania", bekannt aus der ARD-Dokuserie "Verrückt nach Meer", war auch der bekannte Liedermacher und evangelische Pfarrer Clemens Bittlinger mit seiner Familie. Der Seelsorger, Autor und Songwriter, der in Bad Königshofen Abitur machte und mit einer Bad Königshöferin verheiratet ist, reiste in „offizieller Mission“ mit auf dem Schiff: Vor der Reise war er von der evangelischen Kirche Deutschland unter mehreren Bewerbern zum Bordseelsorger auf dem Kreuzfahrtschiff bestellt worden. Seine Frau fungierte während der Seereise als Bordpsychologin.
Drei Tage in Kabine gefangen
Es waren von großer Unsicherheit geprägte Tage, die der Bordpfarrer und seine Familie zusammen mit den anderen Kreuzfahrern auf der MS „Artania“ bis zu ihrer Evakuierung durchleben mussten. „Bis zum Schluss war nicht klar, ob die Australier uns an Land lassen würden“, so Clemens Bittlinger kurz nach seiner Rückkehr gegenüber der Redaktion. „Wir saßen drei Tage lang in unseren Kabinen fest, durften diese nicht verlassen und haben gebetet.“ Clemens Bittlinger, der zum vierten Mal als Bordseelsorger an einer Kreuzfahrt teilnahm, fasst die letzten Tage auf dem Schiff mit wenigen Worten zusammen: „Das war am Ende wirklich kein Vergnügen mehr.“ Immerhin hatte er kurz vor der Rückreise nach Deutschland noch Gelegenheit, einen Gottesdienst zu feiern: „Am Samstagmorgen habe ich als Bordpfarrer den Abschlussgottesdienst in der Atlantic Show Lounge vor leeren Rängen gehalten.“ Die Passagiere hätten ihn auf ihren Bildschirmen in den Kabinen mitverfolgen können.
Weihnachtskonzert in Wargolshausen
„Wir sind jetzt froh, zurück zu sein, der Alptraum ist zu Ende“, so Clemens Bittlinger, der dem Reiseveranstalter für das erfolgreiche Krisenmanagement dankt. Dann richtet der Liedermacher und Pfarrer den Blick aber auch schon wieder nach vorne: Er hoffe, dass er ab Mitte Mai wieder Veranstaltungen mit Publikum durchführen kann. Fest eingeplant in seinem Terminkalender ist auch wieder ein Termin in der Region: Für die Adventszeit plant Bittlinger ein Weihnachtskonzert in Wargolshausen. (Mit Material von DPA)