Nachdem man im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie aussetzen musste, konnte am vergangenen Wochenende wieder das weit über die Region hinaus bekannte Oldtimertreffen auf dem TSV-Sportplatz stattfinden. Während es am Samstag mit der Besucherresonanz noch recht gut aussah, musste Initiator Wolfgang Klösel am Sonntagnachmittag jedoch ein ernüchterndes Gesamtfazit ziehen. Und das lag nicht nur an dem total verregneten zweiten Tag.
2020 waren namhafte Oldtimer-Events in Franken ausgefallen und auch heuer wurden Termine gecancelt. Dass Stockheim die Genehmigung bekommen hatte, weckte viele Erwartungen. Entsprechend groß war das Interesse im Vorfeld und viele Anfragen waren bei Klösel eingegangen. Angesichts der hohen Auflagen war der logistische Aufwand immens.
Maskenpflicht im eingezäunten Areal
So musste das rund 6000 Quadratmeter große Areal komplett eingezäunt werden, es durfte nur eine begrenzte Zahl an Ausstellern auf den Platz und maximal 500 Personen durften sich bei FFP2- Maskenpflicht dort gleichzeitig aufhalten. Zwei Eingänge wurden eingerichtet, um die Besucherzahlen im Auge zu haben. Der TSV und seine vielen Helfer, die auch für die Verpflegung mit Essen und Getränken sorgten, hatten alles gut vorbereitet, lobten Klösel und Bürgermeister Martin Link.
Zelt war nicht erlaubt
Der Samstag war eigentlich gut angelaufen. Zahlreiche Pkw, Zweiräder und auch einige Traktoren waren zu bewundern. "Aber von den Besucherzahlen kein Vergleich zu den Vorjahren, und das trotz des guten Wetters", wie Klösel befand. Und am Sonntag machten sich bei Dauerregen nur wenige Besitzer und Freunde historischer Fahrzeuge auf den Weg nach Stockheim. Man habe immer wieder einmal verregnete Tage gehabt, aber in der Vergangenheit dennoch deutlich mehr Resonanz erfahren, so Klösels Erfahrung. Aber es durfte ja auch kein Zelt aufgestellt werden, wo man einmal ins Trockene hätte flüchten können. Die Oldtimertage mussten komplett unter freien Himmel stattfinden.
Das Treffen war traditionell verbunden mit einem Teile-, Kunsthandwerker- und Flohmarkt. Klösel tun die Marktbeschicker leid, denn sie hätten auch am Samstag fast keine Umsätze gemacht. "Das Kaufverhalten hat sich durch Corona total verändert - die Leute kaufen nicht mehr wie gewohnt", stellte Klösel fest.
Maskenpflicht schreckte Leute ab
Klösel macht noch mehr Corona-Begleiterscheinungen aus. Die Menschen seien beim Besuch von Veranstaltungen verhaltener und verunsichert, zugleich würde das Tragen von Mund-Nasen-Schutz im Freien immer mehr abgelehnt. Diese Erfahrung habe man in Stockheim, wo gemäß den Auflagen auf dem gesamten Gelände FFP-2-Pflicht galt, auch gemacht.
Einige Aussteller haben abgesagt, als sie von der Maskenpflicht erfahren haben. Zudem haben sich Besucher geweigert und am Eingang auf dem Absatz kehrt gemacht. Klösel sieht das Problem in den unterschiedlichen Regelungen der Länder: "Da blickt ja auch keiner mehr durch". In Hessen und Thüringen zum Beispiel - von dort kommen in der Regel viele Oldtimer-Freunde nach Stockheim - besteht im Außenbereich keine Maskenpflicht.
Die Kultur- und Veranstaltungsbranche ist in Corona-Zeiten ohnehin stark gebeutelt. Klösel sieht schwarz. Wenn die Auflagen so weiter bestehen, werde vieles "den Bach runtergehen", findet Klösel klare Worte. Insbesondere auch, was das ehrenamtliche Engagement angeht. Unter diesen erschwerten Bedingungen noch jemanden zu finden, der etwas macht, dürfte noch schwieriger werden.
Hoffnung auf Jubiläumsveranstaltung
In diesem Zusammenhang sprach Klösel nochmal dem TSV große Anerkennung dafür aus, wie er unter diesen Voraussetzungen das Event auf die Beine gestellt hat. Und er wünscht dem Verein bessere Rahmenbedingungen für das nächste Jahr - denn dann steht mit dem 20. Oldtimerwochenende auch ein Jubiläum an.
Trotz der negativen Begleitumstände kamen Liebhaber historischer Fahrzeuge zumindest am Samstag auf ihre Kosten, waren doch wieder etliche Schmuckstücke ausgestellt. Hinter einigen Fahrzeugen stecken ganz interessante Geschichten, so zum Beispiel beim Hudson 112 Saloon von Udo Maly aus Wülfershausen.
Aus Neuseeland in die Rhön
Den Rechtslenker, Baujahr 1938, hat er aus zweiter Hand erstanden. Eine Frau aus Neuseeland hatte ihn über 50 Jahre, von 1938 bis 1992, gefahren. Danach ging der Sechszylinder noch auf große Reise nach Europa. Eine deutsche Ärztin, die das Fahrzeug bei einem Aufenthalt in Neuseeland für sich entdeckt hatte, hatte es von der alten Dame erworben und Zuhause restaurieren lassen. Seit einigen Jahren fährt Udo Maly jetzt schon das stattliche Automobil, das inzwischen 83 Jahre auf dem Buckel hat. Das an der vorderen Stoßstange neben dem KFZ-Kennzeichen angebrachte Schild "Edna" erinnert an den Vornamen der ersten Besitzerin.