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Bad Neustadt
Corona: Meininger Krisenstab appelliert eindringlich an die Vernunft
Vor der Sitzung des Krisenstabs: Vorabbesprechung der Leiterin des Krisenstabs, Susanne Reum, gemeinsam mit Pressesprecher Christopher Eichler.
Foto: Hanns Friedrich | Vor der Sitzung des Krisenstabs: Vorabbesprechung der Leiterin des Krisenstabs, Susanne Reum, gemeinsam mit Pressesprecher Christopher Eichler.
Hanns Friedrich
Hanns Friedrich
 |  aktualisiert: 14.02.2024 16:12 Uhr

Wieder einmal hat Landrätin Peggy Greiser am Freitag eine Allgemeinverfügung für den Landkreis Schmalkalden-Meinigen unterschrieben. Die dort getroffenen Verschärfungen stehen auch im Zusammenhang mit den bereits angekündigten Kontrollen während der Karnevalszeit. Ihre Stellvertreterin, Beigeordnete Susanne Reum, Leiterin im Krisenstab, hat das aktualisierte Regelwerk ausgearbeitet. Zwar sinken aktuell die Inzidenzwerte im Thüringer Landkreis, liegen aber immer noch über dem Wert von 270. Die wachsende Nachlässigkeit in Teilen der Bevölkerung seien ein massives Problem, sagt Susanne Reum im Pressegespräch mit unserer Zeitung. "Viele halten sich bestmöglich an die Regeln, vielfach sind Infektionen aber auch auf leichtfertiges Verhalten im privaten oder beruflichen Umfeld zu verzeichnen."

Mit Jüchsen kam der Landkreis in die bundesweiten Schlagzeilen. "Die eigentliche Karnevalszeit steht uns aber erst noch bevor", sagt Susanne Reum. Für die Faschingshochburg Wasungen sind der Behörde thüringen- und bundesweite Aufrufe zu illegalen Umzügen von Corona-Leugnern bekannt. "Deswegen wird es in allen Hochburgen während der Karnevalszeit verstärkte Kontrollen geben". Die Verantwortlichen der Faschingsvereine hätten sich von diesen Aktionen distanziert, aber es gebe viele vorgebliche Narren, die den Karneval für politische Zwecke missbrauchen wollen. "Denen geht es nicht um die Tradition und das ist ärgerlich", sagt die Vizelandrätin.

Aktionen von Corona-Skeptikern geplant?

Den Behörden liegen Informationen vor, dass die in Wasungen geplanten Aktionen in Verbindung mit mindestens einer der drei corona-skeptischen Bewegungen im Landkreis stehen. Trotz hoher Inzidenzen und Todeszahlen im Landkreis treten diese nach wie vor mit, teilweise unangemeldeten und spontan veranstalteten, Hygienespaziergängen in Erscheinung. "Die deutschlandweite Tendenz, dass die Zustimmung zu staatlichen, beziehungsweise behördlichen Maßnahmen, sinkt, nehmen wir im Landkreis Schmalkalden-Meiningen verstärkt wahr. Und das ist besorgniserregend", sagt Susanne Reum.

Man könne verstehen, dass die Menschen nach einem Jahr der Einschränkungen eine gewisse Corona-Müdigkeit verspüren, "aber angesichts der weiterhin hohen Zahlen, müssen wir weiter gemeinsam stark sein." Deshalb hat das Landratsamt noch einmal die Bürgermeister sensibilisiert, insbesondere auch in Supermärkten, Fleischereien, Bäckereien, Postfilialen oder Tankstellen die Einhaltung der Regeln zu überprüfen. Immer wieder würden im Landratsamt Beschwerden aus Einkaufszentren eingehen, wo sich das Verkaufspersonal, wie auch Kunden, weigern, Masken zu tragen. Gleiches vermutet die Leiterin des Krisenstabs in einigen Firmen, in denen die Menschen nicht den vorgegebenen Abstand einhalten.

Ursachen nachzuverfolgen ist aufwändig

So passiere es, dass sie das Virus nach Hause tragen, dort ihre Partner oder Kinder anstecken, die dann wieder zur Arbeit oder in andere Einrichtungen gehen. Mit Blick auf Bayern sagt Susanne Reum, dass Verstöße hier durch die Polizei geahndet werden, da sie auch zuständige Vollzugsbehörde in Corona-Ordnungswidrigkeitsverfahren ist. In Thüringen könne ein Vorfall durch die Polizei oder die kommunalen Ordnungsämter nur zur Anzeige gebracht und dann an die Zentrale Bußgeldstelle im Landratsamt zur Weiterbearbeitung gegeben werden. Generell könne man in Bayern aufgrund der dortigen Rechtsverordnung konsequenter ahnden.

Angesprochen auf infizierte Mitarbeiter und Bewohner mit Corona in Seniorenheimen im Landkreis Schmalkalden-Meiningen sagt Susanne Reum, dass hier wohl auch Besucher, infizierte Pfleger oder Schwestern das Virus auf die Heimbewohner übertragen. Zum Impffortschritt nennt sie 25 derartige Einrichtungen im Landkreis, von denen lediglich in sechs Einrichtungen bisher  geimpft wurde. Erst zwei haben die Folgeimpfung. Hintergrund sei, dass in Thüringen die eine Hälfte der Impfdosen für die Seniorenheime, die andere für die Impfzentren, also für die Bevölkerung, genommen wird. Deshalb bleiben die im Landkreis bereits bisher gültigen Verschärfungen zur Erweiterung der medizinischen Maskenpflicht im öffentlichen Raum sowie die Schließung der Freizeiteinrichtungen über die Landesregelungen hinaus bis zum 19. Februar bestehen.

Ausgangssperre bleibt bestehen

Eingreifen wird man auch beim Konsum von Alkohol in der Öffentlichkeit. Das Verbot gilt nun neben den Innenstadtgebieten von Schmalkalden und Meiningen ab jetzt auch auf allen öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen innerhalb der Orte. Die Ausgangssperre bleibt von 22 Uhr bis 5 Uhr.

Was die Kontrollen durch Polizeibeamte betrifft, mangelt es an entsprechenden Kräften, da diese oft erst aus Erfurt angefordert werden müssen. Dies gilt auch für die Freizeitbetätigungen. "Wir sind nun mal eine Gegend mit viel Schnee, sodass man das mit Winterspaziergängen, Rodeln oder Ski- und Langlauffahren nutzt. "Solange sich die Wintersportler nicht alle auf die Hot-Spots konzentrieren, können Abstände gut eingehalten werden, jedoch ändert sich die Situation recht schnell bei Kaiserwetter und dann muss die Polizei einschreiten." Auf die Digitalisierung der Schulen angesprochen erklärt die Vize-Landrätin, dass unter anderem die Grund- und Regelschulen in Meiningen, die Thüringer Gemeinschaftsschule Grabfeld, das Rhön-Gymnasium Kaltensundheim und das Philipp Melanchthon-Gymnasium IT-mäßig komplett erneuert sind. Fast jede der Schulen bekam einen Klassensatz mit 30 Tablets. Was CO2-Sensoren für die Schulen betrifft ist es in Thüringen anders als in Bayern, wo der Freistaat die Kosten in voller Höhe mit 7,27 Euro pro Schüler übernimmt. Solch eine Finanzierung habe man in Thüringen nicht.

 
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  • hartmut.eppler@grabfeldradtouren.de
    Erst Reproduktionszahl, anschießend Inzidenzwert .....

    und was sagen beide Werte zum tatsächlichen Infektionsgeschehen tatsächlich aus?
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
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