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Bad Königshofen
Corona: Italiener aus dem Landkreis sorgen sich um ihre Verwandten
Zu den offiziellen Corona-Fallzahlen in Italien kommt die Dunkelziffer noch dazu. Aus Italien stammende Mitbürger Rhön-Grabfelds hoffen, dass ihre Verwandten gesund durch die Corona-Krise kommen.
Foto: Antonio Calanni, DPA | Zu den offiziellen Corona-Fallzahlen in Italien kommt die Dunkelziffer noch dazu. Aus Italien stammende Mitbürger Rhön-Grabfelds hoffen, dass ihre Verwandten gesund durch die Corona-Krise kommen.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 05.04.2020 02:10 Uhr

Die tragischen Nachrichten aus Italien reißen nicht ab: Mit 1000 Toten an einem Tag hat die Sterberate am vergangenen Freitag ihren bisher höchsten Punkt erreicht. Laut italienischem Ärzteverband sind schon mehr als 50 Ärzte in Italien am Corona-Virus gestorben, mehr als 6400 Mitarbeiter aus dem italienischen Gesundheitswesen sind infiziert, so die Informationen. Eine Umfrage bei einigen italienischen Mitbürgern zeigt, dass sie sich Sorgen um ihre in Italien lebenden Angehörigen machen, sie geben aber die Hoffnung nicht auf, dass alle die Krise unbeschadet überstehen.

Anna Morra-Stein (ehemalige Mitarbeiterin in den Museen in Bad Königshofen) hat Eltern, Geschwister, Onkel und Tanten in Süditalien. "Ich mache mir nicht nur Sorgen um sie, sondern um die ganze Welt", sagt Morra-Stein. Sie glaubt, dass auch in Deutschland die Fallzahlen weiter ansteigen werden. In Italien seien viele Menschen, die im Norden gearbeitet oder studiert haben, in den Süden geflüchtet, weil es dort wesentlich weniger Fälle gibt.

Anna Morra-Stein sorgt sich besonders um ihren Vater

"In meiner Verwandtschaft habe ich Ärzte und Krankenschwestern, die arbeiten Tag und Nacht", berichtet sie. Zum Glück sei noch keiner von ihnen erkrankt. Dass das Gesundheitssystem in Italien schlecht ist, könne sie nicht bestätigen. "Wenn solche Massen erkranken, bricht jedes System zusammen, das wäre in Bad Neustadt auch nicht anders." Sie sorgt sich besonders um ihren 85-jährigen Vater, die ganze Familie verlässt das Haus so selten wie möglich. Mit allen ist Morra-Stein täglich im Kontakt per Telefon oder Whatsapp.

Marco Petraglia von der Pizzeria Bella Napoli in Großeibstadt hält dagegen nicht viel vom Gesundheitssystem in Italien, er nennt es "eine Katastrophe". Es sei viel versprochen worden, getan habe sich aber nichts. Die Gelder kämen nicht dort an, wo sie in der Praxis gebraucht werden. Die Arbeiter seien normalerweise über den Arbeitgeber krankenversichert, aber nicht jeder melde seine Mitarbeiter an.

Marco Petraglia ist nicht verwundert über überforderte Krankenhäuser

Wer arbeitslos wird, ist nicht, wie in Deutschland, automatisch über das Arbeitsamt krankenversichert. Ihn wundert es nicht, dass die Krankenhäuser total überfordert sind, das seien sie auch schon in normalen Zeiten gewesen. Petraglia hat Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen in der Nähe von Neapel, viele sind selbständig und machen sich finanzielle Sorgen. Er ist im Kontakt mit seinen Verwandten, die sich derzeit zu Hause mit Gartenarbeit beschäftigen.

Lucia Cavalieri von der Eisboutique Santa Lucia in Bad Königshofen ist froh, dass ihre Verwandtschaft weit entfernt von Italiens Corona-Epizentrum wohnt. Der Schwiegervater und die Schwägerinnen mit ihren Familien dürfen ihr Dorf nicht verlassen und leiden unter der Ausgangssperre, es gibt aber keine Erkrankungen. Die Familien halten sich viel draußen in ihren Gärten auf, da ist die Ansteckungsgefahr nicht so groß. "Wir telefonieren jede Woche und tauschen Informationen aus", berichtet Cavalieri.

Rosario Capocci kann der Krise etwas Positives abgewinnen

Rosario Capocci vom Hotel Ristorante Da Rosario in Bad Neustadt kann der Krise immerhin etwas Positives abgewinnen. Seit nur noch der Bestellservice läuft und er zu Hause bleiben muss, hat er viel Zeit für seine Enkelkinder, was die ganz toll finden. Sie kochen zusammen und spielen Monopoly und Uno. "Jetzt lernen sie Rummy und Poker", sagt Capocci und lacht. "Spaß muss sein. Wir müssen uns beschäftigen, sonst landen wir irgendwann alle in der Psychiatrie."

Er macht sich natürlich Sorgen um seine Verwandtschaft in der Nähe von Neapel und Genua, dort ist das Corona-Virus noch nicht so verbreitet, wurde aber vom Norden her eingeschleppt. Dass der Norden so sehr betroffen ist, wundert ihn nicht, denn dort befinden sich die großen Fabriken zum Beispiel von Fiat, Ferrari und Pirelli und die hatten Verbindungen nach China. Kontakt hält Capocci mit Geschwistern und Cousins per Chat, Whatsapp oder Telefon. Über Videokonferenzen tauschen sie auch Rezepte aus, an diesem Tag für eine hervorragende Kartoffelsuppe, wie er berichtet.

Alle Befragten hoffen, dass die Anzahl der Neuerkrankungen in Italien ihren Höhepunkt überschritten hat und die von der Regierung verhängten Maßnahmen greifen. Sicher ist es kein Trost für die Italiener, dass sie nicht mehr das Land mit den höchsten offiziellen Fallzahlen sind, sie wurden von den USA überholt.

                    

 
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