
Klaus-Maria Brandauer, Armin Mueller-Stahl, Monica Bleibtreu und Iris Berben gehören zu den Persönlichkeiten, die das deutsche Schauspiel entscheidend geprägt haben. Mit ihrer Kunst setzten sie sich in den letzten Jahren jeweils in einer Benefizveranstaltung für die Restaurierung der historischen Meininger Theaterdekorationen ein. Corinna Harfouch wird die Veranstaltungsreihe „Meiningen präsentiert“ in diesem Jahr prominent fortsetzen.
Im Theatermuseum „Zauberwelt der Kulisse“ werden 275 Dekorationsteile der „Meininger“ aufbewahrt, gepflegt und gezeigt. Die Bühnenbilder der im 19. Jahrhundert bekanntesten Theatertruppe waren die eigentlichen Stars ihrer illusionistischen Aufführungen. Der weltweit einmalige Fundus in Meiningen soll der Nachwelt erhalten bleiben und wird nach und nach einer Konservierung unterzogen. Die Idee, dass Schauspieler mit hoher Reputation diese Sammlung mit ihrer Kunst unterstützen, stammt vom Theaterpapst August Everding, der 1995 in Meiningen im Theater inszeniert hat.
Dem Aufruf des Kuratoriums Kulturstadt Meiningen zur Unterstützung der historischen Theaterdekorationen ist nun eine der ganz Großen der deutschen Theater- und TV-Szene gefolgt. Corinna Harfouch tritt gemeinsam mit ihrem Sohn Hannes Gwisdek am Sonntag, 8. Februar, um 11.15 Uhr im Meininger Theater auf und präsentiert das Else-Lasker-Schüler-Programm „Gott ist kein Spießer“.
Die Schriftstellerin Else Lasker-Schüler (1869-1945) hat ihr Leben in unruhigen Zeiten in expressionistische Texte gegossen. In einem Leben wie dem ihren konnte keine geordnete Existenz stecken: zwei Weltkriege, Exil, Verlassenheit und Armut. Lasker-Schüler war exzentrisch im Auftreten und pflegte einen unkonventionellen Lebensstil. Entsprechend kompromisslos und leidenschaftlich sind ihre Texte. Nichts ist in ihren Gedichten, das alltäglich wäre. Corinna Harfouch spricht Gedichte, und Prosatexte liest sie, als würden sie soeben entstehen. Hannes Gwisdek unterstützt das Spiel mit Tönen und Klängen. Auf der Bühne entsteht so die Welt der Else Lasker-Schüler, die Welt der Dichterin, Jüdin, Weltenwanderin.
Um 14 Uhr wird Torsten Unger von mdr1 Radio Thüringen dann im Theatermuseum vor einem der historischen Prospekte mit Corinna Harfouch über Theater, Film und das Leben sprechen. Wer zu diesem Interview (Tickets: 25 Euro) kommt, ist ganz nah dran an der Künstlerin. Viele Menschen in der Region Meiningen haben den künstlerischen Weg von Corinna Harfouch verfolgt – von den Anfängen ihrer Karriere bis hin zu den Erfolgen als eine der gefragtesten Darstellerinnen im deutschsprachigen Schauspiel. Bereits zu DDR-Zeiten hat die gebürtige Suhlerin fast immer mit der Regie-Avantgarde gearbeitet und große Rollen gespielt, etwa die Lady Macbeth im gleichnamigen Stück von Heiner Müller an der Volksbühne, wo sie auch die Rolle des Generals Harras in Zuckmayers „Des Teufels General“ grandios auf die Bühne brachte. Als Magda Goebbels in „Der Untergang“ hat Corinna Harfouch ebenso brilliert wie in zahlreichen Hollywoodproduktionen.
1997 wurde Corinna Harfouch für ihre herausragenden schauspielerischen Leistungen mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring ausgezeichnet. Dieser Preis ist nach der Schauspielerin Gertrud Eysoldt benannt, die in der Spielzeit 1890/91 ihre Schauspielkarriere in Meiningen begann und auch in den 1920er Jahren am Theater gearbeitet hat.
Der Erlös aus dem Kartenverkauf für beide Veranstaltungen kommt der Konservierung einer weiteren historischen Bühnendekoration der „Meininger“ zugute. Bislang konnten bereits vier große Szenenbildstücke durch diese Veranstaltungsreihe konservatorisch aufgearbeitet werden. Dem Veranstalter, dem Kuratorium Kulturstadt Meiningen, geht es aber nicht nur darum, Geld für diesen Zweck zu sammeln, sondern auch darum, die Kulturleistung der „Meininger“ im deutschen Kulturbewusstsein zu verankern. Grundsätze der „Meininger“ wie das Ensembleprinzip, die Vorstellung vom Gesamtkunstwerk Theater und der Grundsatz der Einfühlung des Schauspielers in seine Rolle gehören noch heute zu den immer wieder praktizierten und auch in Frage gestellten künstlerischen Prinzipien des Theaters.
Karten für das Else-Lasker-Schüler-Programm „Gott ist kein Spießer“gibt es an der Theaterkasse, Tel. (0 36 93) 451 222, für das Interview bei der Tourist-Information, Tel. (0 36 93) 44 65 0.