zurück
BAD NEUSTADT
Cooler Arbeitsplatz: Hier ist es über 50 Grad kälter als draußen
Ein kühler Ort in diesen heißen Zeiten: die Tiefkühlabteilung beim Lebensmittel-Großhandel Groma in Bad Neustadt Da brauchen (von links) Abteilungsleiter Jürgen Albert, Sven Hoch, Manfred Wehner und Andreas Ortloff (oben) sogar im Sommer dicke Klamotten.
Foto: Hubert Herbert | Ein kühler Ort in diesen heißen Zeiten: die Tiefkühlabteilung beim Lebensmittel-Großhandel Groma in Bad Neustadt Da brauchen (von links) Abteilungsleiter Jürgen Albert, Sven Hoch, Manfred Wehner und Andreas Ortloff ...
Hubert Herbert
Hubert Herbert
 |  aktualisiert: 15.07.2024 08:57 Uhr

Die Sonne brennt vom Himmel, Ventilatoren laufen auf Hochtouren, die Menschen suchen Schatten. Es ist Sommer, Hochsommer mit Temperaturen um die 30 Grad, oft genug deutlich drüber. Dass es hier bei uns Orte gibt, an denen Menschen dicke Jacken und Hosen anziehen, weil es zu kalt ist, kann man sich kaum vorstellen. Aber es gibt sie.

Lagertemperatur: Minus 22 Grad

Zum Beispiel die Tiefkühlabteilung des Großhandelsunternehmens Groma am Rudolf-Diesel-Ring in Bad Neustadt. Da beträgt der Temperaturunterschied zu draußen satte 50 Grad, oder sogar ein bisschen mehr. Denn im Tiefkühlraum liegt die Lagertemperatur normalerweise um die 22 Grad – minus, versteht sich.

Bis 49 Grad minus schützt spezielle Schutzkleidung.
Foto: Hubert Herbert | Bis 49 Grad minus schützt spezielle Schutzkleidung.

Sechs der rund 50 Angestellten von Groma in Bad Neustadt sind in der Tiefkühlabteilung beschäftigt – ein privilegierter Arbeitsplatz. Dass sie bei der Hitze von ihren Kollegen wegen des kühlen Arbeitsumfelds beneidet werden, glaubt Sven Hoch trotzdem nicht. Obwohl es natürlich schon recht angenehm ist, wenn man in die trockene Kühle des riesigen Raumes eintauchen kann. Der ist so groß, dass dort Platz für rund 400 Paletten mit Tiefkühlware ist. In der entsprechenden Arbeitskleidung kann man das sehr gut aushalten. Schließlich schützt die bis minus 49 Grad. So steht es jedenfalls auf dem Etikett.

Nicht zu lange in die Kälte

Allzu lange darf man im wohl größten Tiefkühlraum des Landkreises und einem der ganz großen in Unterfranken allerdings trotzdem nicht bleiben. Maximal zwischen einer halben und einer dreiviertel Stunde, erklärt der Leiter der Abteilung, Jürgen Albert. Obwohl seine Jungs nicht so aussehen, als würden sie nicht leicht auch noch länger durchhalten. Gerade in diesen Zeiten, wo es draußen so heiß ist.

Verfroren wirken sie jedenfalls nicht. Aber auch sie haben mit der Hitze zu kämpfen, denn wenn man aus etwa 20 Grad minus kommt und wieder auf normale Raumtemperatur trifft, „dann ist das nach einer halben Stunde in der Kälte so, als ob man gegen eine Mauer läuft“, beschreibt Sven Hoch den Effekt.

Sortieren, auffüllen, liefern

Mit seinen Kollegen sortiert er in der knackigen Kälte den Bestand an Tiefgefrorenem, füllt auf, wenn neue Lieferungen eintreffen, und stellt die Ware zusammen, wenn die Lieferaufträge hereinkommen. Das wenigste wird dabei von den Auftraggebern selbst abgeholt, sagt der stellvertretende Marktleiter Stefan Blum. Das meiste liefert Groma mit den eigenen Kühllastern selbst aus. Denn gerade bei dieser Hitze ist die ununterbrochene Kühlkette bis zum Verbraucher besonders wichtig.

Wenn palettenweise Tiefkühlware gelagert werden muss, dann braucht es entsprechende Geräte, um sie in die mehrstöckigen Regale zu bringen. Ein normaler Elektro-Stapler tut es da nicht, um die Euro-Paletten in den mehrstöckigen Regalen übereinander zu wuchten. Damit das Arbeitsgerät im Tiefkühllager einen ganzen Arbeitstag durchhält, muss es frostgeeignet sein. Bei einem normalen Stapler würde schon nach kurzer Zeit der Akku schlapp machen. Denn Kälte verringert die Akku-Kapazität enorm. Außerdem würde einem normalen Stapler der Wechsel von der Kälte in die Wärme durch Kondenswasserbildung Probleme machen, erklärt Blum.

Hochstapler für tiefe Temperaturen

Dem Tiefkühlstapler macht das nichts aus. Er ist speziell dafür konstruiert. Wenn die Mitarbeiter während der zwei Schichten zwischen 6 Uhr morgens und 21 Uhr ihre kühle Arbeit erledigen, dann ist das Gerät praktisch die ganze Zeit im Tiefkühllager. Nur nachts steht es zum Aufladen vor der dicken Tür zum Tiefkühllager.

Das braucht in dieser Hitzeperiode besonders viel Strom, um die Waren auf den vorgeschriebenen Minusgraden zu halten. „Jedes Grad mehr oder weniger macht da einen deutlichen Unterschied“, sagt der stellvertretende Marktleiter. Der riesige Kühlraum würde übrigens einen Stromausfall oder einen technischen Defekt ganz gut überstehen. So circa 24 Stunden würden die Waren auf den nötigen Temperatur bleiben, erklärt Blum. Sollte es ein technisches Problem mit dem Tiefgefrieren geben, wird die Wartungsfirma direkt vom System alarmiert. Die rückt dann sofort an und beseitigt das Problem, so der stellvertretende Marktleiter.

Kühle über dem Gefrierpunkt

Außer der Tiefkühlabteilung hat die Groma in Bad Neustadt noch zwei weitere kühle Orte, an denen man sich bei diesen Außentemperaturen gerne mal aufhält. Für die Molkereiprodukte gibt es einen Kühlbereich mit sechs Grad über null und darin dann noch einmal einen kleineren Bereich für Ware, die noch stärker gekühlt werden muss. Der hat eine Temperatur von zwei Grad. Rund 25 Gerad wärmer als im Tiefkühllager – trotzdem schön.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Bad Neustadt
Hubert Herbert
Akkus
Arbeitskleidung
Hochstaplerinnen und Hochstapler
Milchprodukte
Probleme und Krisen
Raumtemperatur
Sehnsucht
Stromausfälle
Wetter
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top