
Der Monat Juni ist Erdbeerzeit. Viele freuen sich darauf, wenn sie in ihrem Garten oder auf Feldern die roten Früchte von den Pflanzen pflücken können. Das ist auf den Erdbeerfeldern von Christians Erdbeer- und Geflügelhof in der Regel ab etwa Anfang Juni möglich. Eine der insgesamt acht Flächen befindet sich am Hof bei Eußenhausen. Normalerweise wäre Mitte Juni die zweite oder dritte Erntewoche für Erdbeerliebhaber, in diesem Jahr ist es allerdings die erste. "Wir haben etwa zwei bis zweieinhalb Wochen Verzögerung", erklärt Daniela Hoch, die mit ihrem Mann Christian den Hof leitet.
"Im April gab es zwei Wochen Nachtfröste, das hat aber kaum jemand mitbekommen. Es waren immer null oder minus ein Grad. Da hat es schon ziemlich viele Blüten erwischt", sagt Hoch. Dann kamen noch die Eisheiligen hinzu, die in der Nacht vom 11. auf den 12. Mai mit bis zu minus sechs Grad den Erdbeeren noch einmal zusetzten und vor allem die mittelspäten Pflanzen erwischten.
Hoch zu Eisheiligen: "Wir haben am Morgen durchschnaufen müssen"
"Abends war es noch relativ mild. Doch dann ist es innerhalb von zwei Stunden um vier Grad abgestürzt. Wir haben mit minus drei oder vier Grad gerechnet", erinnert sich Hoch zurück. Doch es wurde sogar noch zwei Grad kälter. "Wir haben am Morgen durchschnaufen müssen", sagt sie über ihre erste Reaktion. Um gleich nachzuschieben: "Aber die Gefahr eines späten Bodenfrostes haben wir jedes Jahr."
Mitte Mai ging man bei Christians Erdbeer- und Geflügelhof davon aus, dass etwa die Hälfte der Blüten abgestorben ist. Es sei jedoch schwer, gleich am Tag darauf die Auswirkungen abzuschätzen. Man sehe es zwar an einzelnen Blüten, ob diese abgestorben seien oder nicht. Erst nach etwa einer Woche könne man bilanzieren, ob sich noch etwas erholt hat und was sich noch einmal nachgeschoben hat. Diese erste Einschätzung hat sich jedoch bestätigt.
Am ersten Tag waren die Erdbeeren schon nach drei Stunden weg
Am Samstag, 13. Juni, war das Feld bei Eußenhausen erstmals in diesem Jahr offen. Für etwa drei Stunden, dann waren alle erntebereiten Erdbeeren eingesammelt. Sonntag und Montag musste es geschlossen bleiben. Seit Dienstag, 16. Juni, ist das Erdbeerfeld täglich geöffnet und die nachgereiften Früchte der späteren Sorten können gepflückt werden. "Und die blühen tüchtig", sagt Hoch zuversichtlich. "Da kommt schon noch etwas nach, aber es verzögert sich zeitlich."

Damit sich die Erdbeeren über die Wochen verteilen, habe man frühe, mittelspäte und späte Sorten. Mit Frost hätten aber alle zu kämpfen, erklärt Daniela Hoch. Es gab auch schon zuvor Jahre, in denen die Spätfröste ähnlich extrem wie in diesem Jahr waren. "Es wird eines der schlechteren Jahre werden", zieht Hoch ein Zwischenfazit. Eine Bilanz könne aber erst nach Ende der Saison erfolgen. Sie rechnet noch mit einer hohen Nachfrage nach Erdbeeren, da bei Kirschen und Kernobst ziemlich viel erfroren sei.
Die meisten Kunden nutzen das Erdbeer-Telefon zur Information
Die meisten Kunden informierten sich im Voraus über das Erdbeer-Telefon, ob das Feld geöffnet hat. Aber sie sehe immer wieder einmal Autos, die dorthin fahren, obwohl es geschlossen hat. Das Feld liegt direkt am Hof. "Das Erdbeer-Telefon wird ganz gut angenommen", findet Hoch. "Aber es gibt auch Leute, die etwas Besonderes vorhaben und dann etwas enttäuscht sind. Aber die Masse versteht das schon", sagt sie zur späteren Öffnung des Feldes.
"Wir haben in der Regel sehr treue Kunden, die schon viele Jahre zu uns kommen." Deswegen gehe sie nicht davon aus, dass viele in Zukunft dem Hof fernbleiben könnten. Viele kämen danach noch in den Hofladen und kauften beispielsweise Fleisch oder derzeit Spargel.
Beim Spargel gab es zehn Tage Ernteausfall durch die Spätfröste
Die Spargelsaison neigt sich jedoch dem Ende entgegen. "In dieser Woche wird der letzte Grünspargel geschnitten", sagt Hoch. In diesem Jahr hätten sie zehn Tage Ernteausfall durch die Eisheiligen gehabt, es sei etwa ein Drittel weniger Ernte als letztes Jahr gewesen. Durch einen relativ guten Preis habe aber viel aufgefangen werden können.
Als Erntehelfer beim Spargel habe man normalerweise 15 Vollzeitkräfte, davon zwölf aus Rumänien. In diesem Jahr sind lediglich sechs Rumänen auf dem Hof, die seit kurz vor den Eisheiligen hier sind. Sie leben in einer Einliegerwohnung auf dem Gelände, wegen der Corona-Vorschriften sind die Zimmer derzeit nur halb belegt. Die restlichen Arbeitskräfte kommen aus der Region.
Seit Dienstag, 16. Juni, ist das Feld bei Eußenhausen täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Es empfiehlt sich dennoch, zuvor beim Erdbeer-Telefon unter Tel.: (09776) 7090215 anzurufen.