
Wenn man einem Laien erklären will, was es bedeutet, dass der Rhön-Klinikum-Campus zum "Referenzzentrum für kardiovaskuläre Medizin" wurde, dann braucht es ein griffiges Bild. "Wir müssen wohl jetzt den Flugplatz auf dem Grasberg erweitern", schmunzelte Prof. Dr. Sebastian Kerber, Chefarzt der Kardiologie I am Campus. Denn jetzt werden noch mehr internationale Fachleute nach Bad Neustadt anreisen, um sich an einem Musterbeispiel der Versorgung herzkranker Patienten Inspiration und Know-how für das eigene Arbeiten zu holen.
Den Titel eines Referenzzentrums bekam die Kardiologie am Campus von "Siemens Healthineers" verliehen, der eigenständigen Medizintechnik-Sparte des Konzerns, die mittlerweile auch börsennotiert ist. Mit Dr. Bernd Ohnesorge kam der Leiter der Healthineers-Geschäfte für Europa, Afrika und den Mittleren Osten auf den Klinikberg, um mit Vertretern des Campus eine entsprechende Plakette zu überbringen. Die Siemens-Gesundheitssparte hat damit in Bad Neustadt einen vierten Referenzstandort neben Monaco, Essen und Taipeh für den asiatischen Raum.
Beispielhafte Arbeit für Fachzentren in aller Welt
Herzkliniken auf der ganzen Welt, die im Entstehen sind oder wichtige Schritte in die digitale und vernetzte Zukunft gehen, können sich nun am Campus demonstrieren lassen, wie Hightech und eine gelungene Verzahnung zwischen Kardiologie, Kardiochirurgie, Radiologie und Rehabilitation aussehen kann. Neue Klinikkomplexe entstehen im arabischen Raum, alteingesessene Institutionen in den USA stecken mitten in Reformprozessen. In Bad Neustadt finden diese Häuser ein hochmodernes Vorbild, hieß es bei der Pressekonferenz.
Siemens Heathineers geht es dabei nicht nur darum, seine Ingenieursleistung zu bringen. Das letzte Pixel aus den bildgebenden Verfahren zur Herzdiagnostik alleine bringe nichts. "Die Versorgung der Patienten ist dann optimal, wenn auch die Vernetzung in der ländlichen Region gelingt zwischen Klinik, den medizinischen Disziplinen bis hin zum Hausarzt und dem Patienten selbst", sagte Doris Pommi (Leitung Cardiovascular Care Siemens Healthineers).
Aus einer Annäherung wurde integrale Zusammenarbeit
Für Prof. Dr. Bernd Griewing, Medizin-Vorstand bei der Rhön-Klinikum AG, ist die Kardiologie weiter der Eckpfeiler des Campus-Angebotes. Von der intensivierten Zusammenarbeit mit Siemens und zukünftigen Gästen verspricht er sich noch mehr Synergieeffekte. Professor Sebastian Kerber, seit 33 Jahren als Kardiologe tätig, erinnerte an die langsame Annäherung seiner an die Disziplin der Radiologie. Heute sei dieses Zusammenspiel integraler Bestandteil der Patientenversorgung, die dynamische Entwicklung hier ende nicht. Priv.-Doz. Dr. Lukas Lehmkuhl, Chefarzt der diagnostischen Radiologie am Campus, freut sich auf weitere "Innovationen für den idealen Ablauf in Diagnostik und Therapie."
Alle Redner betonten die Bedeutung der weiteren Digitalisierung im Medizinsektor. Auch in der Herzmedizin werde die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug halten. An einem zentralen Campus wie in Bad Neustadt mit vielen Patienten und hohem Datenaufkommen werde KI eine wichtige Rolle spielen, weil man aus den Daten Algorithmen entwickeln könne, die Prozesse vereinfachen, freilich unter der Letztverantwortung des Arztes.
Seit Jahren technologisch führend
Die Zusammenarbeit zwischen dem Rhönklinikum und Siemens währt schon viele Jahre, vor 20 Jahren wurde in Bad Neustadt das erste CT-Gerät für eine Diagnose am Herzen eingesetzt. Bis heute sei der Campus technologisch führend. "Wir haben 500 iPads am Campus im Einsatz für die schnelle Datenübermittlung", erklärte Campus-Direktor Jochen Bocklet. Innerhalb des Hauses herrsche Datengerechtigkeit, formulierte es Medizin-Vorstand Griewing. Allerdings sei es eine weitere Herausforderung, schnelle Netze auch auch dem flachen Land sicherzustellen, damit der Austausch mit den Hausarztpraxen oder den Patienten selbst einem modernen Stand entspreche. All diese Aspekte der Vernetzung seien Thema in der Arbeit des neuen europäischen Referenz-Standortes auf dem Klinikberg.